El Salvador, das erste Land der Welt, das Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel gemacht hat, baut Staatsschulden ab. Aus einer aktuellen Pressemitteilung geht hervor, dass das zentralamerikanische Land Haltern von bald fälligen Staatsanleihen diese verfrüht abkaufen möchte. Konkret geht es dabei um salvadorianische Schuldpapiere mit Fälligkeit im Jahr 2025, 2027 und 2029, mit einem zusammengenommenen ausstehenden Betrag von knapp 1,75 Milliarden US-Dollar.
Die Republik El Salvador hat heute den Beginn einer Aufforderung an alle Inhaber bekannt gegeben, Angebote abzugeben, die in der nachstehenden Tabelle aufgeführten Schuldverschreibungen zu den in der Aufforderung vom 8. April 2024 beschriebenen Bedingungen in Barmitteln anzukaufen und die aufgelaufenen Zinsen und ein etwaiges Aufgeld in Bezug auf diese Schuldverschreibungen zu zahlen.
Aus der Pressemitteilung
Bis zum 15. April können sich die Halter die Anleihen von El Salvador abkaufen lassen. Weitere Einzelheiten zu den Konditionen stehen noch aus. Der Kurs der festverzinslichen Wertpapiere ist in Reaktion auf die Meldung gestiegen. Präsident Bukele postete auf 𝕏 (ehemals Twitter) daraufhin den Preis-Chart der betroffenen Anleihen aus dem über das Rückkaufangebot berichtenden Bloomberg-Artikel:
— Nayib Bukele (@nayibbukele) April 8, 2024
El Salvadors steigende Kreditwürdigkeit
Schon seit Jahresauftakt ist die Zinsdifferenz zwischen US-amerikanischen und salvadorianischen Staatsanleihen, um 57 Basispunkte auf 6,2 Prozent zurückgegangen. Dies bedeutet, dass Investoren in den vergangenen Wochen bereits ein in Relation gegenüber den USA geringeres Kreditausfallrisiko El Salvadors eingepreist haben. Generell stufen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit als eher gering ein, auch wenn beispielsweise S&P Global Ratings El Salvador Ende vergangenen Jahres von CCC+ auf B- aufgestuft hat.
In den vergangenen Jahren hat El Salvador bereits zweimal Anleihen zurückgekauft und sich somit Vertrauen von Kreditgebern zurück erkämpft. Bereits im Jahr 2023 verzeichneten die festverzinslichen Wertpapiere des Bitcoin-Landes überdurchschnittlich hohe Kursgewinne. Mit einer Performance von +70 Prozent waren El Salvadors Anleihen im Jahr 2023 die am besten rentierenden Staatsanleihen eines Schwellenlands.
Noch hat El Salvador mehr als 20 Milliarden US-Dollar an Staatsschulden. In Relation zu einer Wirtschaftsleistung von über 30 Milliarden US-Dollar liegt El Salvador in puncto Staatsverschuldung in etwa im Mittelfeld bei Deutschland, aber weit unter Ländern wie den USA oder Japan.
Wirtschaftlich positive Aussichten für das Bitcoin-Land
Nachdem Präsident Bukele erfolgreich die Gangkriminalität eingedämmt hat, wünschen sich viele, dass er nun die Wirtschaft auf Vordermann bringen wird. Denn noch lebt fast jeder dritte Salvadorianer in Armut und viele beklagen, dass sich in puncto Arbeitslosigkeit und Perspektiven noch nicht wirklich viel getan hat.
Doch auch einige Salvadorianer sind zuversichtlich, was sich auch anhand der großen Beliebtheit des Präsidenten ablesen lässt. Bukele ist der Staatsführer Lateinamerikas mit den höchsten Zustimmungswerten.
Bis 2030, #ElSalvador:
- Schuldenfrei
- 20.000 #Bitcoin in Reserven
- Kreditwürdigkeit 'A'
- BIP von 120 Milliarden US-Dollar
- Mehr als 1 Million salvadorianische Heimkehrer
- 10.000 kostenlose Pässe für Künstler und Bauunternehmer
Max Keiser, amerikanisch-salvadorianischer Bitcoiner
By 2030, #ElSalvador:
— Max Keiser (@maxkeiser) April 8, 2024
- Debt Free
- 20,000 #Bitcoin in reserves
- credit rating ‘A’
- GDP, $120B
- 1 million+ 🇸🇻 repatriations
- 10,000 free passports for artists & builders https://t.co/AFkPkURWqu
Eine Maßnahme, die dabei helfen könnte, den Lebensstandard im zentralamerikanischen Land zu erhöhen, kündigte Bukele am Sonntag auf 𝕏 an. Und zwar möchte El Salvador 5.000 kostenlose Pässe an qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland verteilen, um damit die Gesellschaft und Zukunft des Landes zu stärken.
Wirtschaftlich ist El Salvador bereits auf dem Vormarsch. Mit 4,5 Prozent wächst die Wirtschaft deutlich stärker als die der USA und insbesondere die der momentan stagnierenden Euro-Zone – natürlich aber von einem deutlich geringeren Niveau ausgehend. Gleichzeitig liegt die Inflation des Bitcoin-Landes mit rund 0,8 Prozent erheblich unter der Teuerungsrate in den USA und der Euro-Zone.
Vorreiterrolle für weitere Schwellenländer?
El Salvador ist auf einem guten Weg, ein Exempel zu statuieren, wie ein vorher angeschlagenes Land gesunden kann, ohne dabei in Abhängigkeiten zu geraten. Bei dem Aufschwung spielt die Zunahme an Tourismus – angefacht durch die Adoption von Bitcoin und die geringeren Kriminalitätsraten – und der marktwirtschaftlich freie Ansatz die wohl entscheidende Rolle. Ob die rund 5.700 Bitcoin im Gegenwert von aktuell rund 400 Millionen US-Dollar, die El Salvador selbst hält, eines Tages die Finanzen des Entwicklungslands merklich positiv beeinflussen, bleibt abzuwarten.
