Das Handelsvolumen von Bitcoin und anderen Kryptowährungen stieg auf der größten ukrainischen Handelsplattform Kuna in den letzten 24 Stunden um 200%. Der Grund dafür sind die anhaltenden politischen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland sowie die Einführung von Kapitalkontrollen.

Ukrainer flüchten in Kryptowährungen

Laut CoinGecko ist das Handelsvolumen der Börse Kuna seit Anfang der Woche stark angestiegen. Während das Volumen am 21. Februar noch unter einer Million US-Dollar lag, stieg dieses vier Tage später auf fast 5,1 Millionen US-Dollar. Gestern verzeichnete das Handelsvolumen mit 200% den größten Zuwachs in dieser Woche.

Die ukrainische Zentralbank hat via Facebook angekündigt, dass sie die ukrainische Währung stabilisieren möchte. Die Hrywnja verzeichnete diese Woche einen starken Einbruch und verlor 4% gegenüber dem US-Dollar. Die Regierung und die Zentralbank führten strengere Kapitalkontrollen ein, um einen weiteren Wertverlust der Hrywnja zu verhindern.

Die Nationalbank beschloss, die Abhebung von Bargeld und den Fremdwährungshandel einzuschränken. Ukrainische Staatsbürger dürfen täglich nur noch 100.000 Hrywnjas (3.353 US-Dollar) abheben. Der Kauf von Fremdwährungen wurde verboten.

Die Verschärfung der Kapitalkontrollen dürfte der Hauptgrund für den sprunghaften Zuwachs des Handelsvolumens für Kryptowährungen gewesen sein, denn vor allem Bitcoin bietet aufgrund seiner zensurresistenten Eigenschaften eine Möglichkeit Kapitalkontrollen zu umgehen. Aufgrund der relativ geringen Liquidität bei Kuna und der hohen Nachfrage kam es sogar dazu, dass die Bitcoin-Preise in der Ukraine stark von den globalen Marktpreisen unterschieden. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels wurde BTC/USD auf Bitstamp bei 38.500 US-Dollar gehandelt, während das BTC/USD-Paar auf Kuna bei über 40.000 US-Dollar lag.

Das Handelsvolumen auf Kuna stieg in den letzten Tagen stark an. Quelle: Coingecko

Stablecoin Tether am beliebtesten

Das beliebteste Handelspaar auf Kuna war jedoch Tether-Hrywnja. Mit 36,7% machte das Handelspaar den Großteil des Volumens aus. Dahinter lag mit 14% Bitcoin-Hrywnjas. Der Stablecoin Tether, der auch oft als digitalisierter US-Dollar bezeichnet wird, ist damit die beliebteste Kryptowährung bei den Ukrainern.

Auf den ersten Blick hört sich das widersprüchlich an, denn schließlich wird Bitcoin zumeist als sicherer Hafen bezeichnet. Man muss sich aber bewusst machen, dass in Kriegszeiten die Menschen in möglichst sichere und wenig volatile Währungen flüchten. Während sich Bitcoin über einen langen Zeitraum als ein guter Wertaufbewahrungsspeicher bewiesen hat, ist er kurzfristig aufgrund seiner hohen Volatilität nicht dafür geeignet. Hier eignet sich der US-Dollar besser.

Für die Menschen im Kriegsgebiet ist aber nur die Gegenwart wichtig. Es ist daher verständlich, dass die Bevölkerung mit Tether kurzfristige Wertstabilität bevorzugt. Hinzu kommt, dass der Kauf von Tether ein Weg ist, die Kapitalkontrollen der Regierung zu umgehen. Mit dem Kauf des Stablecoins ist es für die Bevölkerung möglich, einen synthetischen US-Dollar zu halten. Für die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine ist es durch das Fremdwährungsverbot unmöglich geworden, an physische US-Dollar zu gelangen.

Auf den Stablecoin Tether auszuweichen, ist damit ein Weg den Wertverlust der eigenen Währung sowie die Kapitalkontrollen des Landes zu umgehen. Es kann nur gehofft werden, dass noch mehr Ukrainer diesen Weg gehen und damit zumindest ihr Geld in diesen Zeiten in Sicherheit bringen können.