Der Bitcoin durchbrach heute Nacht die 21.000 US-Dollar-Marke und verzeichnete damit den höchsten Kurs seit mehr als zwei Monaten. Einige Marktbeobachter wurden von dem explosiven Ausbruch überrascht. Die Stimmung im Markt (das Marktsentiment) war in den vergangenen Wochen äußerst negativ. Einen Abverkauf des Bitcoins auf bis zu 12.000 US-Dollar sahen einige Chartanalysten noch kommen. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob sich der Ausbruch als nachhaltig herausstellen wird oder ob es sich dabei um eine klassische Bullenfalle handelt.

Bitcoin bricht über 21.000 US-Dollar aus

Am Donnerstag notierte der Bitcoin noch bei 17.500 US-Dollar, bevor dieser innerhalb von 2 Tagen 19% zulegte. Heute Nacht erreichte der Bitcoin-Kurs den Höchststand seiner bisherigen Rally mit einem Hoch von 21.200 US-Dollar. Derzeit notiert ein Bitcoin bei knapp 20.500 US-Dollar.

Aufgrund der FTX-Insolvenz im November brach der Bitcoin-Preis um 25% ein und stand kurzzeitig bei nur noch 15.600 US-Dollar. Seitdem befand sich der Bitcoin in einer Seitwärtsphase. Der Kurs pendelte sich in einem Bereich zwischen 16.000 US-Dollar und 18.000 US-Dollar ein und folglich nahm die Volatilität ab. Laut Daten von Coinglass lag die Volatilität des Bitcoins mit 1,34% auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2020.

Die Volatilität des Bitcoins lag auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2020. Quelle: Coinglass

Gründe für den Ausbruch

Ein Merkmal von langen Seitwärtsphasen ist ein Abflachen des Handelsvolumens. Besonders Trader, welche eine wichtige Rolle für die kurzfristige Preisfindung spielen, verlieren das Interesse und das Handelsvolumen flacht ab. Ein Abflachen des Handelsvolumens führt allerdings dazu, dass auch bereits kleinere Handelsaufträge die Kurse stark bewegen können. Die Volatilität nimmt dann wieder zu.

Seit der FTX-Insolvenz nahm das durchschnittliche Handelsvolumen von Bitcoin immer weiter ab. Am 8. Januar lag dieses bei nur noch 24,7 Millionen US-Dollar und befand sich damit auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2020. Zum Vergleich: Im Bullenmarkt 2021 lag das tägliche Handelsvolumen bei knapp 3,2 Milliarden US-Dollar.

Seit der FTX-Insolvent nahm das Handelsvolumen von Bitcoin immer weiter ab. Quelle: Blockchain.com

Gestern kam es dann schließlich zu einer explosiven Bewegung des Bitcoins. Ausgelöst wurde diese durch den Derivatemarkt von Bitcoin. Laut dem CEO von CryptoQuant, Ki Young Ju, wurden innerhalb von 3 Stunden Future-Verträge im Wert von 4 Milliarden US-Dollar gekauft. Dieser Kauf trieb den Bitcoin-Preis nach oben und sorgte für eine Liquidierung von Short-Positionen im Wert von 87 Millionen US-Dollar.

„In den vergangenen 3 Stunden hat jemand Bitcoin Futures-Verträge im Wert von 4 Milliarden US-Dollar gekauft und damit Short-Positionen im Wert von 87 Millionen US-Dollar über allen Börsen hinweg liquidiert.“

Ki Young Ju, CEO CryptoQuant

Da Bitcoin ununterbrochen gehandelt wird, muss jeder Trader seine Short-Position zu jedem Zeitpunkt absichern. Kommt es zu einem explosiven Ausbruch nach oben, werden die Short-Positionen entweder liquidiert oder es muss neues Kapital für die Position hinterlegt werden. Die ersten Liquidierungen setzen ein und erhöhen gleichzeitig den Druck auf die restlichen Short-Positionen. Es entsteht ein Kaskadeneffekt, welcher dominoartig zur Liquidierung weiterer Short-Positionen führen kann. Dieser Prozess wird auch als ein Short-Squeeze bezeichnet.

Über die letzten 24 Stunden hinweg wurden Short-Positionen im Wert von 255 Millionen US-Dollar liquidiert und damit die größte Anzahl von Short-Liquidierungen seit Juli 2021. Die Liquidierung der Short-Positionen dürfte der Hauptgrund für den explosiven Ausbruch des Bitcoins gewesen sein.

Makroökonomische Gründe

Zusätzlich könnte es weitere externe Gründe für den Ausbruch geben. In den vergangenen Monaten bestimmten die US-Inflationszahlen die Richtung der traditionellen Märkte und auch die des Bitcoin. Die US-Inflationszahlen für den Dezember gaben den Märkten Rückenwind. Wie bereits erwartet, fiel die Inflationsrate auf 6,5%. Dies signalisiert der amerikanischen Zentralbank, dass die starken Zinserhöhungen wirken. Größere Zinsschritte werden von den Märkten für dieses Jahr nicht mehr eingepreist.

Mit 6,5% erreichte die US-Inflation ein neues Jahrestief. Quelle: Trading Economics

Der Bitcoin als ein Risk-On Vermögenswert könnte besonders von einem Ende der restriktiven Geldpolitik durch die Fed profitieren. Der derzeitige Run auf die 21.000 US-Dollar begann Donnerstagmittag, kurz nachdem die Inflationszahlen veröffentlicht wurden. Die Inflationszahlen waren vermutlich zusammen mit der geringen Volatilität die Gründe für den Start der Rally. Dass die Rally so explosiv ausfiel, dürfte an den Derivatenmärkten und der Liquidierung der Short-Positionen gelegen haben.

Entkopplung von den Aktienmärkten

Der Bitcoin wies über das vergangene Jahr hinweg eine sehr hohe Korrelation zu dem Technologieaktien-Index Nasdaq auf. Die Reaktion auf die Inflationszahlen des Dezembers könnten auf eine erste Trendwende hindeuten. Seit der Veröffentlichung der Inflationsdaten legte der Bitcoin 16% zu, während der Nasdaq mit +0,95% fast unverändert blieb.

Im Oktober des vergangenen Jahres wurde bereits über eine mögliche Entkopplung des Bitcoins zu den traditionellen Märkten diskutiert. Zu dieser Zeit war die Volatilität von Bitcoin niedriger als die des Aktienmarktes. Nun nimmt die Volatilität des Bitcoins zu, während die traditionellen Märkte kaum eine Reaktion auf die US-Inflationszahlen zeigten. Ob sich der Bitcoin mit diesem Ausbruch wirklich langfristig von den traditionellen Märkten entkoppeln kann, bleibt abzuwarten.

Der Bitcoin (blau) konnte sich mit dem Ausbruch von dem Nasdaq (rot) entkoppeln. Quelle: Tradingview

Fazit

Der Bitcoin-Ausbruch war ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Die geringe Volatilität und die positiven US-Inflationszahlen waren die Voraussetzungen dafür. Für die Stärke des Ausbruchs war der Derivatemarkt verantwortlich. Die Trader hatten den Markt unterschätzt und es kam zu einem Short-Squeeze. Weil der Ausbruch allerdings primär durch den Derivatemarkt und nicht durch den Spot-Markt ausgelöst wurde, bleibt abzuwarten, ob der Ausbruch wirklich nachhaltig sein wird. Auch das makroökonomische Umfeld wird weiterhin eine große Rolle spielen. Die US-Inflation kühlt zwar ab, mit ihr allerdings ebenfalls die Wirtschaft. Sollte sich der Bitcoin wirklich von den traditionellen Märkten langfristig entkoppeln können, könnte sich der Bitcoin auch in einer rezessiven Wirtschaft als ein sicherer Hafen, wie Gold, etablieren.


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