Obwohl die sogenannten salvadorianischen Bitcoin-Anleihen ("Bitcoin-Bonds") laut Aussagen des Finanzministers Alejandro Zelaya bereits diese Woche auf den Markt kommen sollten, gibt es Informationen dazu noch immer lediglich bruchstückhaft. So stehen beispielsweise hinter der Frage danach, wer denn der Emittent der "El Salvador Bitcoin Bonds 1" (EBB1) sein wird, ebenfalls noch einige Fragezeichen. Während man bisher davon ausging, dass es sich um eine Form von Staatsanleihe handle, lassen die Zeitungen "La Prensa Gráfica" sowie die "Financial Times" daran stark zweifeln.

Unternehmensanleihe von LaGeo

Aktuellen Berichten zufolge, sollen die Bitcoin-Bonds nämlich durch die Gesellschaft LaGeo die u.a das das Geothermiekraftwerk in der salvadorianischen Stadt Berlín betreibt, ausgegeben werden und wären somit keine Staats-, sondern lediglich Unternehmensanleihen. Dies hätte enorme Auswirkungen auf das Risikoprofil der Anleihe und dürfte die Investitionsentscheidung von potenziellen Investoren definitiv stark beeinflussen.

"Wenn LaGeo die Anleihen ohne staatliche Garantie ausgibt, sind sie nicht durch die Steuereinnahmen, sondern nur durch die eigenen Einnahmen des Emittenten (LaGeo) gedeckt".

- Luis Membreño, salvadorianischer Ökonom

Zwar ist das Kraftwerk für rund 22% der kompletten Stromversorgung des Landes verantwortlich, die Aktiva des Unternehmens beliefen sich im letzten Jahr bei einem Nettogewinn von 36,2 Millionen US-Dollar jedoch nur etwa 775 Millionen US-Dollar und sind damit deutlich niedriger als die angestrebte Ausgabesumme von einer Milliarde US-Dollar in der ersten Charge.

In LaGeo...
wird außerdem...
Bitcoin Mining betrieben.

Obwohl LaGeo oft als "staatliches Kraftwerk" bezeichnet wird, ist dies im Grunde genommen nicht korrekt. Es handelt sich dabei eben nicht um ein öffentliches Unternehmen, sondern eine Aktiengesellschaft, dessen Hauptaktionär die Firma Inversiones Energéticas S.A. de C.V. ist, welche sich wiederum zu 100% im Besitz der staatlichen Comisión Ejecutiva Hidroeléctrica (CEL) befindet.

Warum das Ganze?

Der Vorteil für El Salvador, das Projekt "Bitcoin-Anleihen" als Unternehmens- und nicht als Staatsanleihen herauszugeben, liegt darin, dass auf diese Weise der Verschuldungsgrad des Staates nicht weiter ansteigt und die emittierten Bonds nicht die Haushaltsbilanz beeinflussen. Darüber hinaus ist die Regierung durch dieses Vorgehen der Öffentlichkeit keine Rechenschaft schuldig, da es sich um Unternehmens- und nicht um Staatsvermögen handelt.

"Sie tun dies (über) LaGeo, damit sich die eine Milliarde US-Dollar nicht zu den Schulden addieren; mit anderen Worten, sie benutzen einen Trick, um sich ihren Verpflichtungen als Regierung zu entziehen und sie einem Unternehmen zu übertragen, das eine Aktiengesellschaft ist, obwohl es über Kapital und Staatsvermögen verfügt. Außerdem wären sie nicht rechenschaftspflichtig und nichts wäre transparent."

- Rafael Lemus, salvadorianischer Ökonom

Nicht attraktiv für Anleger

Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten und es sich tatsächlich nicht um eine Staats-, sondern eine Unternehmensanleihe mit höherem Risiko handeln, so würde das eine Investition in die Bitcoin-Bonds noch unattraktiver machen, als sie es ohnehin schon ist. Während die Anleihe bei einer Laufzeit von 10 Jahren einen Zinssatz von 6,5% und eine regelmäßige Dividende der Bitcoin-Gewinne bringen soll, würde man mit dem Kauf einer salvadorianischen Staatsanleihe (bringt mittlerweile etwa 20% Zinsen) und einem direkten Investment in Bitcoin deutlich besser fahren.

Es bleibt weiterhin spannend, wie das Projekt der ersten staatlichen oder eben nicht-staatlichen Bitcoin-Anleihen tatsächlich umgesetzt wird. Auch wie die langfristige Entwicklung der Bonds aussehen wird, bleibt natürlich abzuwarten. Bisher wirft das Projekt jedoch leider kein gutes Licht auf das Land El Salvador und seinen Präsidenten Nayib Bukele.