In einer am Mittwochabend veröffentlichten Pressemitteilung des US-Justizministeriums wurde bekannt gegeben, dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Roman Storm und Roman Semenov, die Gründer des Krypto-Mixing-Services "Tornado Cash" erhebt. Den beiden werden insbesondere Geldwäsche, Verstöße gegen US-Sanktionen und der Betrieb eines nicht lizenzierten Geldüberweisungsgeschäftes vorgeworfen.

Mixing-Dienste wie Tornado Cash bieten die Möglichkeit, Transaktionen zu anonymisieren, um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen. Doch diese Dienste stehen auch immer wieder in der Kritik, da sie auch, wie in diesem Fall, für illegale Aktivitäten wie Geldwäsche genutzt werden können. Dies wirft die Frage auf, ob solche Services zur Anonymisierung von Kryptowährungen überhaupt eine Zukunft haben oder ob dieser Prozess der Anfang vom Ende der Krypto-Mixer ist.

Die Anklage

Die Anklage gegen die beiden russischstämmigen US-Amerikaner ist vielschichtig und umfasst mehrere schwere Vorwürfe. Zum einen werden sie der Verschwörung zur Geldwäsche beschuldigt. Laut Anklageschrift haben sie ihren Dienst als Plattform für unverfolgbare Kryptowährungstransaktionen beworben, ohne die gesetzlich vorgeschriebenen "Know Your Customer" (KYC) und Anti-Geldwäsche (AML) Programme zu implementieren. Dies hat dazu geführt, dass Tornado Cash für Geldwäscheaktivitäten in Höhe von über 1 Milliarde Dollar genutzt wurde.

Zweitens werden sie des Sanktionsbruchs beschuldigt. In den Monaten April und Mai 2022 wurde der Dienst angeblich von der Lazarus-Gruppe, einer sanktionierten nordkoreanischen Hackergruppe, genutzt, um hunderte Millionen Dollar an illegal erworbenen Geldern zu waschen. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass die Angeklagten wussten, dass ihr Dienst für diese "sanktionsverletzenden Transaktionen" genutzt wurde und trotzdem den Betrieb fortsetzten.

Außerdem werden sie des Betriebs eines nicht lizenzierten Geldüberweisungsgeschäftes angeklagt. Dieser Punkt ist tatsächlich besonders relevant, da es zeigt, dass die Behörden nicht nur das Fehlen von KYC- und AML-Programmen, sondern auch das Fehlen einer ordnungsgemäßen Lizenzierung als schwerwiegendes Vergehen ansehen, obwohl dies auf den ersten Blick nicht so scheint.

Storm und Semenov weißen die Vorwürfe natürlich von sich. Sie selbst haben schließlich nur eine Open-Source-Plattform und die technische Infrastruktur für private Transaktionen geboten, sich jedoch nicht aktiv an der Geldwäsche beteiligt. Die US-Staatsanwaltschaft sieht dies jedoch anders.

Mein GitHub-Account wurde soeben dichtgemacht.

Ist das Schreiben von Open-Source Code nun illegal?

Roman Semenov bei "X"

Wie vermutet, war Tornado Cash ein berüchtigter Kryptowährungs-Mixer, der mehr als eine Milliarde Dollar an kriminellen Geldern wusch und gegen US-Sanktionen verstieß. Roman Storm und Roman Semenov betrieben mutmaßlich Tornado Cash und erleichterten wissentlich diese Geldwäsche. Storm und Semenov behaupteten zwar öffentlich, einen technisch ausgefeilten Dienst zum Schutz der Privatsphäre anzubieten, wussten aber in Wirklichkeit, dass sie Hackern und Betrügern dabei halfen, die Früchte ihrer Straftaten zu verbergen. Die heutige Anklage ist eine Erinnerung daran, dass Geldwäsche durch Transaktionen mit Kryptowährungen gegen das Gesetz verstößt, und dass diejenigen, die sich an einer solchen Geldwäsche beteiligen, strafrechtlich verfolgt werden.

Damian Williams, US-Staatsanwalt

Hat das Mixing von Kryptowährungen eine Zukunft?

Mixing-Services befinden sich seit jeher in einer komplexen Zwickmühle. Auf der einen Seite bieten sie einen wertvollen Dienst für ihre Nutzer, indem sie deren Privatsphäre schützen und die Anonymität von Transaktionen gewährleisten. In einer Welt, in der Überwachung und Datenmissbrauch zunehmend besorgniserregend sind, ist der Bedarf an solchen Diensten offensichtlich.

Auf der anderen Seite öffnet diese Anonymität jedoch auch Tür und Tor für illegale Aktivitäten, einschließlich Geldwäsche und Terrorfinanzierung. Dies stellt die Betreiber vor die schwierige Aufgabe, einerseits die Privatsphäre ihrer Nutzer zu wahren und andererseits sicherzustellen, dass ihr Dienst nicht für kriminelle Zwecke missbraucht wird. Oder immerhin vor die schwierige Aufgabe, sich selbst vor den Strafverfolgungsbehörden zu schützen, für den Fall, dass der eigene moralische Kompass die Unterstützung von illegalen Aktivitäten nicht für falsch hält.

Hinzu kommt der Druck von Regulierungsbehörden, die immer strengere Anforderungen an Transparenz und Überwachung stellen. In dieser prekären Lage müssen Mixing-Dienste einen Weg finden, sowohl ethischen als auch rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, was angesichts der gegenwärtigen Rechtslage und der technologischen Herausforderungen alles andere als einfach ist.

Wasabi: Der Mittelweg

Der Service von Wasabi ist ein Beispiel für einen Dienst, der versucht durch die oben beschriebene Zwickmühle zu navigieren. Durch die Implementierung von sogenannten CoinJoin-Funktionalitäten bietet Wasabi seinen Nutzern die Möglichkeit, ihre Transaktionen zu anonymisieren und so die eigene Privatsphäre zu schützen. Gleichzeitig hat Wasabi jedoch auch Maßnahmen ergriffen, um OFAC-konform zu sein und somit den rechtlichen Anforderungen der US-Regierung zu entsprechen. Der Dienst überprüft beispielsweise, ob die in den CoinJoin-Transaktionen verwendeten UTXOs (Unspent Transaction Outputs) auf einer Liste von "Hochrisiko-UTXOs" stehen, die mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden könnten. Diese Überprüfung soll verhindern, dass der Dienst für Geldwäsche oder andere illegale Aktivitäten missbraucht wird. Wasabi versucht also, einen Mittelweg zwischen der Wahrung der Privatsphäre der Nutzer und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu finden. Dieser Ansatz könnte als Modell für andere Dienste dienen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen müssen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob dieser Mittelweg in der Praxis tatsächlich tragfähig ist und ob er von den Regulierungsbehörden akzeptiert wird.

Die Zukunft ist ungewiss

Die Zukunft der Mixing-Dienste ist ungewiss und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, darunter die Weiterentwicklung der Rechtslage, die Haltung der Regulierungsbehörden und die technologischen Fortschritte, die es ermöglichen könnten, sowohl Anonymität als auch Rechtskonformität zu gewährleisten. Was jedoch klar ist, ist, dass die gesamte Branche sich in einer entscheidenden Phase befindet. Sie muss beweisen, dass sie die Balance zwischen den oft widersprüchlichen Anforderungen von Privatsphäre und Rechtskonformität finden kann.

Auch wenn einige "Hardcore Libertäre" in der Bitcoin- und Krypto-Szene proklamieren, dass Mixing-Services so gebaut sein müssen, dass niemand die Transaktionen oder die Gründer deanonymisieren kann, so wird dem Großteil der Gesellschaft dennoch nicht gefallen, dass diese ein Mittel für Geldwäsche und Terrorfinanzierung bieten. Es ist ein schmaler Grat. Im schlimmsten Fall könnten Mixing-Dienste Gefahr laufen, entweder durch strenge Regulierungen eingeschränkt oder sogar vollständig verboten zu werden. Dies würde wiederum zahlreiche rechtschaffende Leute davon abhalten, solche Mixer zu benutzen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Privatsphäre hätte.

In diesem Kontext stellt die Anklage gegen die beiden Tornado Cash-Gründer einen Weckruf dar, nicht nur für andere Mixing-Services, sondern für die gesamte Kryptowährungsbranche. Sie unterstreicht die Notwendigkeit für klare Rahmenbedingungen und technische Umsetzungen, die es ermöglichen, die Vorteile von Privatsphäre zu nutzen, ohne die damit verbundenen Risiken zu ignorieren.


Übrigens ist es möglich, die Services von Wasabi mit den Geräten von Trezor zu benutzen. Auf diese Weise kann man ohne Umwege direkt die Coins von der eigenen Hardware-Wallet mixen, und das ganze ohne Gefahr zu laufen gegen OFAC-Richtlinien zu verstoßen ;-)