Wenn man Bitcoiner fragen würde, wie viel Bitcoin sie besitzen, sagen sie vermutlich alle: „nicht genug“. Bestenfalls gibt jemand nämlich auch nicht preis, wie viel er oder sie hält. So würden Bitcoiner sich nur unnötigerweise der Gefahr eines Überfalls aussetzen, selbst wenn bei ihnen Zuhause nicht die privaten Schlüssel zu holen sind. Einerseits geht der potenzielle Räuber vielleicht davon aus, fündig zu werden und andererseits besteht noch die Möglichkeit der Erpressung. Wer weiß, welchen Wert eines Tages die eigenen Bitcoin-Bestände haben, die man nach außen kommuniziert hat.

Wann ist man reich?

„Reich sein“ zu definieren, ist immer schwierig. Oft setzen wir das Vermögen oder Einkommen in Relation zu anderen Menschen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Eine gängige Definition dabei sind "die reichsten 10 %".

Reichtum lässt sich per se anhand des Vermögens oder des Einkommens festmachen. Für Rechnungen bezüglich Bitcoin bietet sich natürlich das Vermögen in Bitcoin an. Zudem ist eine Person nicht wirklich reich, wenn sie weit überdurchschnittlich verdient, das ganze Geld aber direkt verkonsumiert oder gar Schulden hat.

Wie viel Bitcoin gibt es pro Mensch?

Nehmen wir die gesamte Anzahl an Bitcoin, die jemals bewegbar war und jemals bewegbar sein wird, von knapp 21.000.000 BTC an – genau genommen sind es 20.999.999,97690000 BTC. Wir gehen also davon aus, dass alle Bitcoin geschürft sind und niemand den Zugriff zu seinen Bitcoin wirklich verloren hat, sondern die seit Jahren nicht bewegten Coins einfach stählernen „Hodlern“ gehören. Teilen wir den gesamten Bitcoin-Supply gleichmäßig auf die Weltbevölkerung von aktuell rund acht Milliarden Menschen auf, so würde jeder Mensch 0,002625 haben.

Besitz eine Person diese Menge an Bitcoin, so kann sie sicherstellen, dass sie niemals weniger als der Durchschnitt der Menschheit halten wird – und das heute noch für wenige Euro.

Reich an Bitcoin

Um sicherzustellen, zu dem Club der reichsten 1 % zu gehören, bleiben wir bei der höchst konservativen Rechnung. Und zwar bei dem Szenario, dass alle Bitcoin gleichmäßig auf 80 Millionen Menschen – also rund 1 % der aktuellen Weltbevölkerung – aufgeteilt wären und der Rest gar nichts hätte.

Demnach bräuchte es 0,2625. Mit dieser Menge wäre mathematisch garantiert, dass nicht mehr als 1 % der Weltbevölkerung mehr Bitcoin haben können als man selbst.

Für den Club der reichsten 10 % braucht es dementsprechend 0,02625.

Die getroffenen Annahmen sind jedoch höchst unrealistisch. Hoffentlich hat nämlich eines Tages jeder Mensch Bitcoin und nicht nur ein kleiner Anteil der Weltbevölkerung, wie es heute der Fall ist. Zudem gibt es viele Menschen oder auch Unternehmen, die jetzt schon sehr viele Bitcoin akkumuliert haben. 

Beide Faktoren würden die tatsächlich benötigte Menge an Bitcoin stark herabsetzen, um im 1-%- respektive im 10-%-Club zu sein. Hinzu kommt noch, dass Schätzungen zufolge rund 3,7 Millionen Bitcoin „verloren“ sind. 

Des Weiteren wird die Weltbevölkerung laut Prognosen dann, wenn alle Bitcoin im Umlauf sind, vermutlich bei über 10 Milliarden liegen. Die Berechnung ist also so konservativ, wie nur irgend möglich.

Die reichsten 1 % unter Bitcoinern

Zu bestimmen, wie viel Bitcoin es bräuchte, um zu den 1 % der reichsten Bitcoiner zu gehören, ist nahezu unmöglich. Bitcoin-Adressen können nicht wirklich Menschen zugeordnet werden und zudem kann eine Person alleine ganz viele Adressen verwalten. Außerdem haben Börsen selbst auch Adressen, auf denen sie Bitcoin für Tausende Menschen verwahren. Für die Berechnung muss also eine Vielzahl an Annahmen getroffen werden. 

Blocklink kam im Jahr 2017 zu dem Ergebnis, dass es 15 Bitcoin für den Club der 1 % Reichsten benötigt. InvestAnswers errechnete im Jahr 2021, dass es in etwa 3,33 Bitcoin sind. Da sich Bitcoin aber mit der Zeit immer besser verteilt hat und es vermutlich auch weiter tun wird, da die Anzahl der Bitcoin-Halter weiter wachsen wird, ist davon auszugehen, dass die benötigte Menge immer kleiner werden sollte.

Wenn Bitcoin das Geld der Welt wäre

Es gibt Geld beziehungsweise Währungen im Gegenwert von rund 100 Billionen US-Dollar auf der Welt. Das beinhaltet alles an Bargeld, Bankeinlagen und Geldsubstituten, wie Sparbucheinlagen und Geldmarktfonds. Wäre diese Menge gleichmäßig auf die Weltbevölkerung aufgeteilt, dann hätte jeder Mensch in etwa 12.500 US-Dollar. Wenn man so möchte, hätten unter einem Bitcoin-Standard dann 0,002625 Bitcoin die Kaufkraft von heutigen 12.500 US-Dollar beziehungsweise 11.500 Euro. Ein ganzer Bitcoin wäre in diesem Szenario rund 4,38 Millionen Euro wert. 

Bei den 100 Billionen US-Dollar sind jedoch die vielen Vermögenswerte nicht mitgezählt, die insgesamt einen viel größeren Wert ausmachen, als alle Währungen und Geldformen auf diesem Planeten. Natürlich würden auch unter einem Bitcoin-Standard Sachwerte einen guten Anteil des Weltvermögens ausmachen, vermutlich aber nicht so viel wie aktuell. Heutzutage sind Sparer nämlich quasi dazu gezwungen, in Vermögenswerten wie Immobilien und Aktien zu sparen, da das Halten von staatlichen Währungen aufgrund des hohen Kaufkraftverlustes mittel- und langfristig keine Alternative darstellt.

Bitcoin als Vermögenswert

Insgesamt gibt es Vermögen im Wert von rund 900 Billionen US-Dollar auf dieser Welt. Dabei sind Aktien, Edelmetalle, Immobilien, Anleihen, Sammlerstücke und Währungen inbegriffen. Bitcoin macht momentan noch weit weniger als 1 Prozent davon aus.

Die wohl wichtigste Frage bezüglich der Größenordnung, in der sich Bitcoin eines Tages einpendeln könnte, ist, wie viel Prozent davon digitales, nicht konfiszierbares und nachweisbar knappes Eigentum einnehmen könnte. 

Laut Michael Saylor, dem Gründer der ersten Aktiengesellschaft, die strategisch Bitcoin kauft, wäre eine Marktkapitalisierung von mehreren hundert Billionen US-Dollar für Bitcoin langfristig im Mindesten angebracht. Dies würde effektiv einen Preis von rund 10 Millionen Euro je BTC oder mehr bedeuten.

Bitcoin ist digitales Eigentum. Was ist digitales Eigentum wert? Mehrere hundert Billionen US-Dollar. Ist Bitcoin überbewertet? Noch nicht, Bitcoin ist bei einer Billion US-Dollar. Wenn Bitcoin hundertmal so viel Wert ist, wie jetzt, ist es dann überbewertet? Wahrscheinlich nicht. Es wird wahrscheinlich immer noch besser performen als alles andere, was man kaufen kann. Warum? Weil es besser ist als alles andere, was man kaufen kann. 
Michael Saylor

Wir sind noch früh dabei

Es braucht derzeit nicht viel Fiatgeld, um sich einen weit überdurchschnittlichen Anteil am gesamten Bitcoin-Supply zu sichern. Mit nur einem Bruchteil des durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommens kann jeder sicherstellen, dass er im Falle einer „Hyperbitcoinization“ nicht mit leeren Händen dasteht. 

Das sollte auch für die Kritiker und Zweifler Grund genug sein, um sich gegen dieses Szenario abzusichern – selbst wenn sie es für äußerst unwahrscheinlich erachten.

Ich dachte, ich wäre zu spät zu Bitcoin gekommen, aber anscheinend bin ich es nicht.
Michael Saylor

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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