Einer der größten unabhängigen Daten-Aggregatoren für Kryptowährungen, CoinGecko (bzw. Gecko Labs) von den Gründern Bobby Ong und TM Lee, hat eine Studie herausgebracht, die sich mit den internationalen Stromkosten beschäftigt, die ein privater Solo-Miner aufbringen muss, um einen Bitcoin zu schürfen.

CoinGecko-Studie

In der Studie von CoinGecko sollen die Perspektiven von privaten Solo-Minern aufgezeigt werden, die – wie der Name schon vermuten lässt und im Gegensatz zu den Mining-Pool-Teilnehmern – allein Mining betreiben. 

Bei der Analyse wurden vor allem der Strompreis der jeweiligen Netzanbieter, die Leistung der Mining-Hardware und die Schwierigkeit des Bitcoin-Netzwerks berücksichtigt. Dazu wurde zunächst die durchschnittliche Zeit, die für das Mining eines einzelnen Bitcoins bei einer Mining-Schwierigkeit von 53,91 T benötigt wird, auf der Grundlage von acht aktuellen Miner-Modellen mit verschiedenen Hashrate-Werten (von 110 bis 320 TH/s) und unterschiedlichem Stromverbrauch (von 3,01 bis 7,04 kW) ermittelt und der entsprechende Stromverbrauch in Kilowattstunden (kWh) berechnet. Demnach benötigt man als Solo-Miner „durchschnittlich 266.000 Kilowattstunden (kWh) Strom, um einen einzigen Bitcoin (BTC) zu schürfen“. 

Modell-Vergleich: Stromverbrauch pro Bitcoin; Quelle: CoinGecko

Schließlich wurden die benötigten Kilowattstunden mit den Strompreisen für private Haushalte in 147 Ländern multipliziert. Entsprechend der Höhe der Strompreise entstand dadurch eine nach Ländern geordnete Liste mit den Kosten (in US-Dollar) für das private Solo-Mining eines Bitcoins.

In Asien ist Solo-Mining am rentabelsten

Laut der Studie betragen die durchschnittlichen Kosten für das Mining eines Bitcoins im privaten Haushalt circa 46.300 US-Dollar, was mehr als 40% höher als der derzeitige Bitcoin-Preis (ca. 26.000 US-Dollar) liegt. Dabei gibt es große regionale Unterschiede, wobei in nur 65 Ländern die Stromkosten unter dem Bitcoin-Preis liegen und das Solo-Mining somit rentabel ist. In den restlichen 82 Ländern ist es unrentabel.

Die Strompreise und dadurch auch die Durchschnittskosten für einen mit privatem Strom geschürften Bitcoin sind in Europa mit circa 85.800 US-Dollar am höchsten. In Deutschland entspricht der Betrag pro Bitcoin circa 163.300 US-Dollar. Italien verzeichnet mit knapp 208.600 US-Dollar die weltweit höchsten Kosten. Die hohen Strompreise werden mit dem Anstieg der Großhandelspreise für Strom begründet, der im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie, den Hitzewellen im Jahr 2022 sowie dem Russland-Ukraine-Krieg steht. In nur wenigen europäischen Ländern, wie Polen, Belarus und Ukraine, ist das Solo-Mining momentan rentabel.


Profitabelsten Länder, Quelle: CoinGecko
Weltkarte, Solo-Mining-Kosten pro Bitcoin,
Quelle: CoinGecko

Unprofitabelsten Länder, Quelle: CoinGecko

Die niedrigsten Durchschnittskosten, mit circa 20.600 US-Dollar pro geschürften Bitcoin, kann die asiatische Region vorweisen. Dort könnte man in 34 Ländern Profite mit dem Solo-Mining erwirtschaften. Dadurch ist Asien der einzige Teil der Welt, in dem das Solo-Mining im Durchschnitt rentabel ist, obwohl es dort auch enorme regionale Unterschiede gibt. So zahlt ein Solo-Miner in Japan ungefähr 64.100 US-Dollar und im Libanon angeblich nur 266,02 US-Dollar pro privat geschürftem Bitcoin – die niedrigsten Kosten auf der ganzen Welt.

Auch Afrika ist mit 18 Ländern, in denen man gewinnbringend Bitcoin-Mining betreiben kann, eine bemerkenswerte Region. Doch trotz der kostengünstigen Elektrizität muss erwähnt werden, dass fünf Länder in Asien (China, Bangladesch, Irak, Nepal und Katar) und vier Länder in Afrika (Algerien, Ägypten, Marokko und Tunesien) „das Mining, den Handel und die Verwendung von Kryptowährungen vollständig verboten haben“, obwohl dort (mit Ausnahme von Marokko) das Solo-Mining rentabel wäre.

Zudem kann man in den asiatischen und afrikanischen Ländern mit niedrigen Stromkosten oft Netzüberlastungen und Stromausfälle feststellen, sodass der Mining-Betrieb dort auch eingeschränkt wurde, wie zum Beispiel im Iran. 

Nicht berücksichtigte Aspekte

Die Studie beruht auf den Strompreisen der Netzanbieter bzw. der Regierung für private Haushalte. Diese sind im Vergleich zu den Preisen für die Industrie oft bedeutend höher. Zudem verfügen große Mining-Unternehmen auch über deutlich mehr und effizientere Hardware als private Solo-Miner. Somit können diese Unternehmen auch einen weitaus besseren Preis pro Bitcoin vorweisen. Während zum Beispiel das Mining-Unternehmen Riot einen Bitcoin für circa 8400 US-Dollar schürft, zahlt ein US-amerikanischen Solo-Miner mit 46.300 US-Dollar mehr als das Fünffache pro Bitcoin.

Außerdem wurden in der Studie zwar Stromengpässe und -ausfälle erwähnt, für einige X-User wurde die Verfügbarkeit von Strom jedoch nicht ausreichend thematisiert, vor allem was die Länder mit den niedrigsten Kosten betrifft: 

Es basiert nur auf dem Strompreis. Sie erwähnen nicht, wie schwer es ist, genügend Strom für den Betrieb von der Hardware zu bekommen, weil es in diesen Ländern immer an Strom mangelt.

Billig bedeutet in diesem Fall nicht, [den Strom auch] einfach zu bekommen.

Gkrypto007 auf X

Angesichts der sich verändernden Hashrate des gesamten Bitcoin-Netzwerks, die erst vor Kurzem mit 446 EH/s ein weiteres Allzeithoch verzeichnen konnte, sowie der fehlenden Berücksichtigung von netzunabhängigen Stromquellen werden zudem die Berechnungen infrage gestellt.

Das ist völlig falsch. Der Libanon wird mit privaten Generatoren betrieben und die Stromkosten sind viel höher als man denkt (fast 0,4 $/kWh). Früher lieferte die Regierung zwei bis drei Stunden pro Tag Strom und seit Kurzem null Stunden!

Roy Barakat auf X

Tatsächlich sind die Informationen in diesem Tweet falsch. Für das Mining von 1 Bitcoin werden etwa 266.000 kWh Strom verbraucht. Wenn man genaue Preise verwendet, einschließlich 0,26 $/kWh für 4 von 24 Stunden staatlicher Elektrizität und 0,35 $/kWh für 20 von 24 Stunden privater Generatoren, liegen die Kosten für das Mining von 1 Bitcoin vielmehr bei 89.553 $/Bitcoin. Es ist wichtig, sich auf genaue Daten zu verlassen.

Und noch ein Hinweis: Wenn das Mining den Diebstahl von Strom beinhaltet, könnten die Kosten technisch gesehen bei null liegen, aber das ist definitiv nicht der ethische oder legale Weg. Im Libanon ist die beste Möglichkeit, legal und ehrlich Mining zu betreiben, die Nutzung der eigenen Solarenergie, die etwa 0,06 $/kWh kostet. Mit Solarenergie würden sich die Kosten für das Mining von 1 Bitcoin auf etwa 15.960 $ belaufen.

Said Nassar auf X

Tatsächlich ist die Verwendung von netzunabhängigem Strom, zum Beispiel durch Solarmodule, auch ein Aspekt, der für europäische Solo-Miner gilt. Mit derartigen Off-Grid-Anlagen kann überschüssiger Strom direkt für das Solo-Mining verwendet und mit ein wenig Glück in Bitcoin umgewandelt werden. Dadurch könnte ein viel günstigerer Preis pro privat geschürftem Bitcoin entstehen. Zusätzlich kann die Abwärme der Miner zum Heizen verwendet werden. In einigen europäischen Ländern (wie zum Beispiel Deutschland) muss man beim profitablen Bitcoin-Mining jedoch auch auf steuerliche Aspekte achten.

Die Rentabilität wird sich mit dem anstehenden Halving, das wahrscheinlich Ende März 2024 stattfinden wird, jedoch verschlechtern. Die Blocksubvention wird auf 3,125 Bitcoin halbiert. Mit gleichbleibenden Strompreisen werden sich somit der Stromverbrauch und die -kosten für einen Bitcoin verdoppeln. Ohne ein Upgrade der eigenen Hashrate durch verbesserte Hardware wird das Solo-Mining vorerst nur noch in sehr wenigen Ländern rentabel sein – es sei denn, man benutzt nahezu kostenlosen, überschüssigen Strom. Letztlich wird die Rentabilität durch den Anstieg des Bitcoin-Preises wieder erhöht.