Die Consultingfirma RP Consultora hat aktuell zwischen dem 14. und 20. September nach quantitativer Methodik eine Studie angefertigt, bei der über soziale Netzwerke und einen vorstrukturierten Fragebogen die über 18 jährigen Einwohner El Salvadors befragt wurden. Die Zielsetzung der Studie war es, die Meinung der salvadorianischen Bevölkerung zur Einführung und Nutzung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zu ermitteln.

Die soziodemografischen Hintergründe

Die genaue Stichprobengröße ist leider nicht bekannt. Über die prozentuale Aufteilung der soziodemografischen Hintergründe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gab es jedoch detaillierte Angaben.

Etwas mehr als die Hälfte (55%) der befragten waren Frauen und mit 34,9% waren die 44 - 53 Jährigen die am stärksten vertretene Altersgruppe. Was den Beschäftigungsstatus angeht, waren es mit 50,2% die Beschäftigten, gefolgt von denjenigen, die im informellen Sektor ihr täglich Brot verdienen. 13,6% der Studienteilnehmer war arbeitslos. Die restlichen 13,5% machten Studenten, Ruheständler und Hausfrauen aus.

Ausgehend davon, dass die Studie und die Befragungen digital durchgeführt wurden, ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Großteil (86,4%) der Befragten aus urbanen Gebieten und 42% davon sogar direkt aus der Hauptstadt San Salvador stammt.

Es herrscht viel Unwissenheit

Mehr als 87% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, nichts oder nur wenig über die Funktionsweise von Bitcoin zu wissen. Dies zeigt wie viel Aufklärungsbedarf noch innerhalb der salvadorianischen Bevölkerung herrscht. Auch zum eigentlichen Gesetz und den rechtlichen Ablauf scheint es noch viel Unklarheit zu geben, denn hierzu gaben ebenfalls mehr als 80% der Befragten an keine (31,8%) oder nur wenige (50%) Kenntnisse zu haben.

Um so erstaunlicher ist es, dass obwohl so wenige Leute fundiertes Wissen zu Bitcoin haben, dennoch bereits knapp 32% der Befragten die Einführung von Bitcoin für eine gute wirtschaftliche Entscheidung halten.

Wer wird profitieren?

Die Antworten der Studienteilnehmer dazu, wer wohl die Profiteure der Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel sein werden, spiegelt ein wenig die große Unwissenheit wider. Bitcoin wird von vielen noch immer v.a. mit Geldwäsche in Verbindung gebracht.

Dass allerdings mehr Leute daran glauben, dass die allgemeine Bevölkerung mehr profitieren wird als die Regierung, ist äußerst interessant.

Wie ist das Interesse?

Immerhin mehr als ein Drittel der Befragten scheint zumindest ein gewisses Interesse an Bitcoin zu hegen. Zusammen mit den 18,2% die hohes Interesse an der Verwendung von Bitcoin haben, macht das mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Da aber 68,3% die Angabe machten, kein Interesse an der staatlichen Chivo-Wallet zu haben, kann davon ausgegangen werden, dass einige Leute auch an der Bitcoin-Nutzung mit anderen offeneren Wallets interessiert sind.

Weitere Fakten & Fazit

Ungefähr zwei Drittel der Befragten gaben an, im Allgemeinen gegen die Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zu sein. Außerdem wollen mehr als 90% auch weiterhin ihr Gehalt in Dollar und nicht in Bitcoin erhalten (Was aber bei der derzeitigen Volatilität und den geringen Einkommen auch nicht wirklich verwunderlich ist. Auch hierzulande würden diese Zahlen wahrscheinlich ähnlich, wenn nicht sogar noch deutlicher zugunsten Fiat ausfallen.)

Was die Einschätzung zur Zukunft von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador angeht, gehen die Meinungen ebenfalls stark auseinander. Während nur 16,2% der Meinung sind, dass das Experiment ein voller Erfolg wird, glauben hingegen etwas mehr als 60%, dass dieses scheitern wird. Die übrigen 23,7% denken, dass es in beide Richtungen unbedeutend bleibt.

Da ein absoluter Großteil der Befragten keine oder nur wenige Kenntnisse zu Bitcoin und seiner Funktionsweise angegeben hat, sollten die teils negativen Ansichten nicht zu stark gewichtet werden. Die meisten Leute gehen zunächst mit großer Skepsis und Abneigung an die Sache Bitcoin heran. Spannend wird es werden, wenn eine derartige Umfrage eventuell in einem Jahr erneut durchgeführt wird. Werden sich die Meinungen ändern und wenn ja, in welche Richtung? Das Experiment "Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel" steckt schließlich noch immer in den Kinderschuhen.