Ein gestern auf Reddit veröffentlichtes Bild sorgt in der Bitcoin- und Krypto-Community derzeit für frische Spekulationen über die wahre Identität des mysteriösen Bitcoin-Erfinders. Das Bild zeigt eine interessante, wenn auch fragwürdige Übersetzung des Namens „Satoshi Nakamoto“ in japanische Katakana- und Hiragana-Schriftzeichen, die, wenn man sie als lateinische Buchstaben interpretiert, den Namen „Hal Fin(n)ey“ ergeben sollen.

Wer war Hal Finney?

Hal Finney, war ein renommierter Kryptograph und Programmierer, und eine der ersten Personen, die an Bitcoin gearbeitet hat. Er war außerdem der erste Netzwerk-Teilnehmer neben Satoshi und hat von diesem auch die erste Bitcoin-Transaktion aller Zeiten erhalten. Seitdem hat die Krypto-Gemeinschaft Finney immer wieder mit Nakamoto in Verbindung gebracht, obwohl dieser selbst bis zu seinem Tod im Jahr 2014 jegliche Beteiligung abstritt.

Hal = Satoshi?

Der User cairtb, der die Entdeckung in Bezug auf die Ähnlichkeit der Symbole und Buchstaben machte, erklärt in seinem Reddit-Post:

Ich habe viele Jahre lang nach einem Weg gesucht, Satoshi Nakamoto mit der relevantesten Identität zu verbinden.

Das Ergebnis lag von Anfang an vor unseren Augen, aber es scheint für viele schwierig zu sein, die Macht dieses Ergebnisses zu verstehen.

Satoshi war ein kluger Kopf, der seine Identität verbarg. Eine Möglichkeit, Identitäten im Internet zu verbergen, ist seit den Anfängen des Internets die sogenannte „Leet Speak“.

Die Verschlüsselung des Namens von Satoshi Nakamoto würde Sinn machen.

Hier das Ergebnis: Wenn man jeder Silbe des Namens ein japanisches Symbol zuordnet und es als Leet Speak liest, kommt man auf den Namen Hal Finney. Die Ähnlichkeit zwischen den meisten Buchstaben ist zu groß, um nur ein Zufall zu sein. Hal Finney ist der erste Empfänger der allerersten Bitcoin für diejenigen, die es noch nicht wussten.

Das H, L, n, E, Y haben die direkte Ähnlichkeit mit dem japanischen Symbol. Keine anderen Symbole würden auf die Beschreibung passen.
cairtb bei Reddit

Fakt oder Fiktion?

Die aktuelle Viralität des Bildes zeigt, dass die Faszination für die Identität von Nakamoto ungebrochen ist. Doch wie viel Wahrheit steckt in diesem neuesten „Hinweis“? Bei näherer Betrachtung wird klar, dass die Methodik hinter der Übersetzung durchaus etwas kreativ – und damit auch spekulativ – ist.

Zunächst fällt auf, dass die Übersetzung zwischen den beiden japanischen Schriftarten Katakana und Hiragana springt, was in der japanischen Schriftsprache unüblich ist, wenn es sich um ein und denselben Namen handelt. Weiterhin ist die Übersetzung der einzelnen Schriftzeichen nicht konsequent: Ein „n“ in „Finney“ fehlt gänzlich, und die Interpretation des Hiragana „na“ als „Fi“ erfordert eine gehörige Portion Fantasie.

Auch die Aussage von cairtb, dass „keine anderen Symbole passen würden“, ist genau genommen nicht ganz korrekt, da man für das „H“ in „Hal“ beispielsweise auch das Hiragana Symbol für „ke“ (け) oder „mi“ (み) hätte verwenden können. Als „n“ in „Finney“ käme auch ein Hiragana „re“ (れ) gut in Frage… Aber „Mitoshi Naremoto“ hätte ebenfalls cool geklungen, findet ihr nicht auch?

Fazit

Die Spekulation um die Schriftzeichen ist das neueste Kapitel in der langen Geschichte der Detektivarbeit, die sich um die Identität von Satoshi Nakamoto rankt. Es zeigt, dass die Suche nach dem Erfinder von Bitcoin oft von der Hoffnung getrieben wird, in jedem noch so kleinen Detail einen Hinweis zu finden – ein Phänomen, das in der Psychologie übrigens als Pareidolie bekannt ist: die Neigung, Muster und Bedeutungen in zufälligen oder unsinnigen Daten zu erkennen. Ganz getreu dem Motto „wer suchet, der findet“!

Trotz der ungewöhnlichen Natur der Übersetzung des Namens „Satoshi Nakamoto“ mit der anschließenden Interpretation als „Hal Finney“, ist es aber nicht zu leugnen, dass die Verbindung einen lustigen Zufall darstellt. Besonders kurios wird es, wenn man bedenkt, dass in Hal Finneys direkter Nachbarschaft ein Mann namens Dorian Nakamoto lebte – eine Person, die durch einen Artikel des Magazins „Newsweek“ im Jahr 2014 selbst ungewollt ins Rampenlicht geriet, als er fälschlicherweise als der echte Satoshi Nakamoto identifiziert wurde. Obwohl Dorian Nakamoto und Hal Finney unabhängig voneinander stets dementierten, Satoshi zu sein, fügt diese Nachbarschaftsbeziehung eine weitere skurrile Note zu der ohnehin schon rätselhaften Geschichte hinzu. Selbst wenn man die neu aufgetauchte Bildinterpretation nicht als ernsthaften Hinweis auf die Identität des Bitcoin-Erfinders wertet, kann man sie doch als ein charmantes „Easter Egg“ im großen Rätselbuch der Bitcoin-Geschichte betrachten. Gewissermaßen als ironische Fußnote in der Saga um die Identität von Satoshi Nakamoto, die die Community vermutlich noch lange beschäftigen und unterhalten wird.