In der gestrigen Nacht gab es eine heftige Auseinandersetzung zwischen Elon Musk und der Bitcoin-Community. Ausgangspunkt war ein Twitter Thread von dem britischen Podcaster Peter McCormack und eine Antwort von Musk auf einen Tweet von Michael Saylor. Aber sehen wir uns das Ganze mal genauer an:

Was ist passiert?

Peter McCormack veröffentlichte einen Twitter Thread, wo er Musk für seinen Doge Shill (öffentliches Anpreisen) heftig kritisiert hat. Den kompletten Thread findest du hier.

McCormack schrieb seine Tweets provokant. Er bezeichnete Musk als „dick“ (en. Arschloch/Vollidiot). Dazu muss verstanden werden, dass das Geschäftskonzept von McCormack sehr oft aus Provokation besteht mit der Absicht Aufmerksamkeit zu erregen, um neue Gäste für seine „What Bitcoin did“-Show zu bekommen. Nichtsdestotrotz hatte McCormack auch sehr viele valide Punkte zum Beispiel, dass immer mehr Retail Investoren nur wegen Musk in Dogecoin investieren, ohne ihre eigene Recherchearbeit davor zu erledigen.

Musk reagierte auf den Tweet von McCormack:

„Solche widerlichen Threads wie dieser bringen mich dazu alles was ich habe in Doge zu investieren.“

Damit war das Fass geöffnet. Musk fühlte sich von McCormack persönlich angegriffen und statt auf die Kritik inhaltlich zu reagieren, verhielt er sich wie ein kleines Kind. Auf die Kritik, dass Doge nun mal stärker zentralisiert ist als Bitcoin, antwortete Musk:

Bitcoin ist tatsächlich auch stark zentralisiert, der Großteil wird von einer Handvoll großen Mining (aka Hashing) Unternehmen kontrolliert. Eine einzelne Kohlemine in Xinjiang wurde überflutet, fast einige Minenarbeiter getötet und die Bitcoin Hashrate ist um 35% eingebrochen. Hört sich das dezentralisiert an?“

Hier zeigt sich wieder das fehlende Wissen von Musk. Nicht die Miner kontrollieren das Netzwerk, sondern die Nodes. Die Nodes haben die Macht die Blöcke der Miner nicht mehr zu akzeptieren. Elon Musk, dessen Firma 1.5 Milliarden USD investiert hat, sollte so etwas eigentlich wissen. Es wurde dann aber noch schlimmer:

„Hey „Kryptowährungsexperten“, schon mal von PayPal gehört? Es ist möglich…vielleicht…dass ich mehr darüber weiß, wie Geld funktioniert, als ihr denkt.“

Spätestens bei dieser Aussage sollte jedem die Ahnungslosigkeit von Musk klar werden. Er vergleicht einen zentralen Zahlungsdienstleister mit einem Settlement-Layer wie Bitcoin. Vielleicht kann WikiLeaks Musk den Unterschied zwischen den beiden Systemen erklären. Schließlich war es PayPal die auf Druck der amerikanischen Regierung die Konten von WikiLeaks eingefroren hat. Musk weiß also offensichtlich nicht wie (freies) Geld funktioniert. Gleichzeitig strotzen seine Aussagen von Arroganz.

Auch Michael Saylor wurde von Musk dann noch provoziert. Als Reaktion auf die Falschaussagen bezüglich der vermeintlichen Energieverschwendung von Bitcoin durch Musk teilte Saylor ein Video, in welchem er den Grund für den Energieverbrauch des Bitcoin Netzwerks erklärt. Musk setzte sich nicht mit den Argumenten von Saylor auseinander, sondern antwortete wieder auf kindische Weise mit "Saylor Moon" als eine Anspielung auf die Comicbuchreihe Sailor Moon. Saylor reagierte gelassen:

„Da Tesla und Bitcoin Fans daran glauben, dass Technologie die Welt zu einem besseren Ort machen wird, wieso konzentrieren wir uns nicht gemeinsam auf dem Weg zum Mond? Über 100 Millionen Menschen denken, dass Bitcoin Hoffnung für das wirtschaftliche Wohlergehen aller Menschen auf den Planeten repräsentiert.“

Auch hierauf gab es wieder keine Antwort von Musk.

Es sah so aus als wäre Musk Gegenwind nicht gewohnt. Später deutete Musk an, dass er seine Bitcoins (bzw. die von Tesla) verkaufen wird. Schon zuletzt gab es aufgrund von On-Chain Analysen Gerüchte, dass die Firma Tesla ihre Bitcoins bereits im Vorfeld verkauft hat. Dies dementierte Musk wenig später jedoch:

"Um die Spekulationen klar zu stellen, Tesla hat keinerlei Bitcoins verkauft."

Bitcoiner fordern Musk nun auf seine Bitcoins zu verkaufen. Musks Einstellung ist für die meisten Bitcoiner nicht haltbar. Auch können seine Ansichten sehr gefährlich werden. Schließlich begann er auch über Dinge, wie die Veränderung der Blockgröße zu philosophieren, was bei einigen Bitcoiner wohl Flashbacks aus dem Jahr 2017 auslöste (Stichwort: Blocksize Krieg & Bitcoin Cash). Es gibt das Sprichwort unter Bitcoinern: „Slay your hero“ (Töte deinen Helden) . Egal wer sich Bitcoin anschließt, sobald er gegen die Regeln verstößt, wird er aussortiert. Dabei ist es egal, ob er 100 Follower auf Twitter hat oder wie im Fall Elon Musk 50 Millionen. Musk ist nun an dem Punkt angelangt an dem er seine Reputation verloren hat.

Fazit

Im Grunde kann die Bitcoin-Community jedoch froh sein, dass Musk so viel Unsinn geäußert hat. Nun konnte jeder erkennen, dass auch er nicht allwissend ist und man sich nicht auf seine Aussagen verlassen sollte. Es ist für Bitcoin auf lange Sicht wahrscheinlich besser so. Die Aufforderung an Musk seine Bitcoins zu verkaufen ist eine logische Schlussfolgerung. Musk wäre ein großartiger Unterstützer von Bitcoin gewesen und natürlich war es großartig sich darauf zu berufen, aber jetzt muss jedem klar ein, dass es Zeit ist sich von Musk zu trennen. Bitcoin braucht Musk nicht. Ich hoffe, dass jetzt ein bisschen Ruhe in das Thema "Musk & Bitcoin" einkehren kann.