Das Software-Unternehmen MicroStrategy sorgte kurz vor Jahresende für Schlagzeilen, als es bekannt gab, einen Teil seiner Bitcoin-Bestände verkauft zu haben. Dies zog besonders die Aufmerksamkeit von Bitcoin-Kritikern auf sich, welche vermuteten, dass MicroStrategy einen Teil seines Bitcoin-Bestands veräußerte, um den Verlust im vergangenen Jahr auszugleichen. Doch hinter dem Bitcoin-Verkauf von MicroStrategy steckt ein ganz anderer Grund.

MicroStrategy verkauft 704 Bitcoin

Die Bitcoin-Käufe von MicroStrategy zum Jahresende sorgten auch bei manchen in der Bitcoin-Community für Verwirrung. Die Tochtergesellschaft von MicroStrategy, MacroStrategy, kaufte zwischen dem 1. November und dem 21. Dezember 2.395 Bitcoin für etwa 42,8 Millionen US-Dollar zu einem Durchschnittspreis von 17.871 US-Dollar. Am 22. Dezember gab allerdings MicroStrategy bekannt, 704 Bitcoin zu einem Durchschnittspreis von 16.776 US-Dollar für 11,8 Millionen US-Dollar wieder verkauft zu haben. Es war das erste Mal, dass MicroStrategy seinen Bitcoin-Bestand reduzierte.

MicroStrategy ging in dem eingereichten Antrag bei der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde auf die Gründe für den Verkauf ein:

„MicroStrategy plant, die aus dieser Transaktion resultierenden Kapitalverluste gegen frühere Kapitalgewinne zurückzutragen, soweit solche nach den derzeit geltenden bundesstaatlichen Einkommensteuergesetzen verfügbar sind, was zu Steuervorteilen führen kann.“

MicroStrategy

Das Prinzip von Tax Loss Harvesting

Mit dem Verkauf der Bitcoin realisierte MicroStrategy absichtlich zu Jahresende einen Verlust. Dieser Vorgang wird auch als Tax Loss Harvesting (dt. Ausschöpfen steuerlicher Verluste) bezeichnet und ist eine beliebte Methode für Unternehmen am Jahresende einen steuerlichen Vorteil zu erzielen.

Diese Strategie wird häufig verwendet, um die Höhe der Steuern auf kurzfristige Kapitalgewinne zu begrenzen, die im Allgemeinen mit einem höheren Satz besteuert werden als langfristige Kapitalgewinne. Dazu werden die Verluste aus dem Verkauf gegen die Gewinne aus anderen Kapitalgeschäften aufgewogen.

Tax Loss Harvesting auf dem Bitcoin-Markt

Auch im Bitcoin-Markt ist diese Strategie anwendbar, denn der Bitcoin wird von der amerikanischen Steuerbehörde (IRS) als Eigentum eingestuft und unterliegt damit denselben Regeln für Kapitalgewinne wie traditionelle Vermögenswerte. Wie bereits in dem Antrag erwähnt, versucht MicroStrategy mit der Realisierung des Bitcoin-Verlusts einen Kapitalgewinn eines anderen Vermögenswerts steuerlich auszugleichen.

Das Tax Loss Harvesting mit Bitcoin bietet allerdings einen großen Vorteil gegenüber anderen Vermögenswerten. Kryptowährungen unterliegen nicht der sog. Wash-Sale-Regel, welche verbietet, dass verkaufte Vermögenswerte innerhalb von 30 Tagen wieder erworben werden dürfen. Die internationale Steueranwältin Selva Ozelli erklärte gegenüber Cointelegraph:

„Außerdem gilt hier nicht die Wash-Sale-Regel, die es verbietet, Wertpapiere mit Verlust zu verkaufen und innerhalb von 30 Tagen wieder zu erwerben. Da Kryptowährungen derzeit keine Wertpapiere sind, gibt es keine Krypto-spezifische Wash-Sale-Regel.“

Selva Ozelli

MicroStrategy machte von dieser Ausnahme Gebrauch und erwarb nur zwei Tagen nach dem Verkauf 810 Bitcoin für etwa 13,6 Millionen US-Dollar und besaß damit anschließend mehr Bitcoin als vor dem Verkauf. Mit der fortschreitenden Adoption von Bitcoin könnten immer mehr börsennotierte Unternehmen von dieser Ausnahme Gebrauch machen. Besonders zu Jahresende könnte ein Teilverkauf der Bitcoin-Bestände für die Unternehmen einen steuerlichen Vorteil bieten. Auch die hohe Volatilität von Bitcoin könnte dem ein oder anderen Unternehmen dabei helfen, Tax Loss Harvesting mit Bitcoin zu betreiben.


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