In der vergangenen Woche erklärte Rostin Benham, der Vorsitzende der US-amerikanischen Regulierungsbehörde CFTC, in einem Interview, dass Krypto-Assets, je nach Ausgestaltung entweder als Ware (en. Commodity) oder als Wertpapier (en. Security) klassifiziert werden können. Der Finanzbeamte und einige seiner Kollegen sind sich sicher, dass sowohl Bitcoin als auch Ethereum als Ware einzuordnen sind, während zahlreiche Token eher ein Wertpapier darstellen und entsprechend zu regulieren sind.

Doch woran lässt sich überhaupt festmachen, ob ein Wirtschaftsgut eine Ware oder ein Wertpapier darstellt? Eine mögliche Antwort darauf liefert der sogenannte "Howey-Test".

Was ist der Howey-Test?

Um zu beantworten, was der Howey-Test ist, müssen wir zunächst einen kurzen Abstecher in die Geschichte der Rechtssprechung und Gerichtsurteile in den USA machen. Im Verfahren "SEC gegen W.J. Howey" kam es nämlich zu einem Urteil, das die Klassifizierung von Anlageobjekten auch noch heute beeinflusst.

Der aus Florida stammende Immobilienmakler und Farmer William John Howey verkaufte Zitrushaine einer Hotelanlage an die Hotelgäste. Unter der Prämisse, dass sich Howey um das Land kümmern, die Früchte ernten und die Produkte verkaufen werde, pachtete der Unternehmer die Haine von den neuen Eigentümern zurück. Er versprach ihnen, sie an den Gewinnen, die durch den Verkauf der Zitrusfrüchte zustande kommen, zu beteiligen.

Technisch gesehen handelte es sich also eigentlich um einen Dienstleistungsvertrag zwischen den Eigentümern und dem Unternehmer. Im Mai 1946, etwa 8 Jahre nach Howeys Tod, kam es jedoch zu einem Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA, durch welches festgelegt wurde, dass es sich dabei dennoch um einen Investitionsvertrag handelte, da die Anleger letztlich mit Gewinnerwartungen in die Zitrushaine investierten.

Ebendarum wurde anschließend der nach William John Howey benannte Howey-Test entwickelt, gemäß dem sämtliche Handlungen beziehungsweise Transaktionen als Investition (und die Wirtschaftsgüter damit als Wertpapiere) gelten, sobald mindestens die folgenden Kriterien erfüllt sind.

  1. Findet eine Geldanlage statt?
  2. Fließt das Geld in ein gemeinschaftliches Unternehmen?
  3. Gibt es eine Gewinnerwartung?
  4. Hängt das Ergebnis von der alleinigen Bemühung einer Drittpartei ab?

Projekte oder Anlageobjekte, bei denen diese vier Fragen mit "Ja" beantwortet werden können, werden von den US-amerikanischen Regulierungsbehörden als "Security" eingestuft, was zur Folge hat, dass die Projektverantwortlichen den entsprechenden Pflichten zur Genehmigung und Dokumentation von Wertpapieren nachkommen müssen.

Der Howey-Test in der Krypto-Welt

Obwohl der Howey-Test eigentlich aus der klassischen Finanzwelt stammt, findet er auch immer wieder in der Krypto-Welt Verwendung, wenn geklärt werden soll, ob es sich bei einem Coin oder Token um eine Art von Wertpapier handelt, oder eben nicht. Besonders während des Hypes um die sogenannten "Initial Coin Offerings" (ICOs) in den Jahren 2017 und 2018 wurde häufig der Howey-Test herangezogen, um festzustellen, ob es sich dabei um einen Security-Token oder einen Utility-Token handelt.

Da die Regulierung des Krypto-Marktes noch immer nicht eindeutig geregelt, aber klar ist, dass einige Krypto-Assets als Ware und andere als Wertpapier definiert werden, könnte der Howey-Test wieder an Relevanz gewinnen. Denn schließlich fallen Commodities und Securities unter die Zuständigkeitsbereiche verschiedener Behörden und es muss klar geregelt sein, wer die Aufsicht übernimmt - SEC oder CFTC?

Viele Personen aus der Krypto-Community sehen dies jedoch als kritisch, denn bei der Anwendung des klassischen Howey-Tests auf die neue dezentrale Welt der Krypto-Assets, könne es schnell zu Fehleinschätzungen kommen, so die Kritiker. Aus diesem Grund müsste der Test eigentlich angepasst oder ein neuer Test für die Klassifizierung von Krypto-Assets entwickelt werden.

Bisher gab es seitens der amerikanischen Behörden diesbezüglich aber noch keinerlei Anstalten.

Ob die Behörden im Laufe der neu geschaffenen Regulierungsrichtlinien tatsächlich den Howey-Test verwenden werden, ist natürlich fraglich und kein gegebener Fakt. Denn angesichts der Tatsache, dass der CFTC-Chef sowohl Bitcoin als auch Ethereum nicht als Wertpapier einstufen will, kann der Howey-Test eigentlich nicht für diese Entscheidung herangezogen worden sein. Vor allem Ethereum besteht den Howey-Test in vielerlei Hinsicht nicht. Besonders zum Zeitpunkt des ICOs, fand definitiv eine Geldanlage mit Gewinnerwartung statt, die von einer Drittpartei abhängig war - und eigentlich auch heute noch ist.

Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Regulierungsbehörden weiter verfahren werden. Dass in naher Zukunft neue Richtlinien und Gesetze für den Krypto-Markt geschaffen werden, steht aber außer Frage und wir werden schon bald sehen, ob der Howey-Test ein Teil davon sein wird.