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Die australische Macquarie Bank hat angekündigt, ab 2024 ihre Dienstleistungen rund um Bargeld und Schecks in all ihren Filialen in Australien komplett einzustellen.

Bargeld-Dienste werden schrittweise abgeschafft

Die Macquarie Bank ist die fünftgrößte Bank Australiens. In einer Mitteilung an ihre Kunden hat die Bank angekündigt, in dem Zeitraum vom Januar bis November 2024 in mehreren Schritten diverse Dienstleistungen abzuschaffen. Zunächst werden keine Schecks mehr bearbeitet, dann soll der automatisierte Telefonservice abgeschaltet werden. Schließlich werden an den Schaltern keine Bargeldein- und -auszahlungen mehr möglich sein. Dies wird für alle Bank- und Vermögensverwaltungsprodukte, einschließlich den Rentenkonten, gelten. Ab November 2024 können die Kunden Bargeld nur noch an den Automaten einzahlen und abheben.

Der Weg zur bargeldlosen Gesellschaft?

Die Ankündigung folgte der Verkündung des australischen Finanzministers Jim Chalmers, bis zum Jahr 2030 Schecks in Australien vollständig abzuschaffen. Damit folgt er anderen Ländern wie Neuseeland, Südafrika, den Niederlanden oder den skandinavischen Staaten, die diese „kostspielige Zahlungsmethode“ bereits gestoppt oder abgeschafft haben.

Unsere Vision ist es, ein modernes, erstklassiges und effizientes Zahlungssystem zu schaffen, das sicher, vertrauenswürdig und zugänglich ist und mehr Wettbewerb, Innovation und Produktivität in der gesamten Wirtschaft ermöglicht.

Jim Chalmers, australischer Finanzminister

Im April hatte die Australia and New Zealand Banking Group (ANZ Bank) angekündigt, in einigen ihrer Filialen ebenso keine Bargeldtransaktionen mehr über den Schalter abzuwickeln. Der Grund dafür sei der durch Studien belegte Rückgang der Bargeldnutzung in Australien und schließlich das veränderte Kundenverhalten, das vor allem an der Halbierung der Abhebungen an Geldautomaten in den letzten 15 Jahren gemessen wurde.  

Die Ankündigung der Macquarie Bank, ihre Bargeld-Dienste vollständig abzuschaffen, geht jedoch noch einen Schritt weiter. Das Finanzinstitut begründete die Entscheidung mit dem Umstieg auf „vollständig digitale Zahlungen“, die sicherer, schneller und bequemer sein sollen und von 99% der Kunden bereits jetzt schon genutzt werden. Derartige Zahlen werden auch durch die Australian Banking Association (ABA) bestätigt

Die Mehrheit unserer Kunden wickelt ihre Bankgeschäfte bereits digital ab, und wir arbeiten sehr eng daran, die weniger als ein Prozent unserer Kunden, die derzeit Schecks oder Bargeld verwenden, zu unterstützen, um sicherzustellen, dass sie Zugang zu anderen digitalen Zahlungsmitteln haben.

Statement von der Macquarie Bank

Sorge um Teile der Bevölkerung und vor bargeldloser Gesellschaft

Die Reaktion der australischen Bevölkerung und der Geschäftswelt ist gespalten. Einige begrüßten den Schritt und sehen ihn für eine effiziente Wirtschaft als unvermeidlich an. Andere äußerten ihren Unmut und ihre Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen sowie der potenziellen negativen Folgen einer bargeldlosen Gesellschaft, die durch diesen Schritt immer wahrscheinlicher zu sein scheint. 

Harald Scheule, Professor für Finanzen an der University of Technology in Sydney, wies auf die potenziellen Nachteile der Abschaffung des Bargelds und den Umstieg auf eine vollständig digitale Wirtschaft hin. Er äußerte Bedenken, dass dieser Schritt sich insbesondere auf die Menschen in ländlichen Gebieten und auf ältere Australier negativ auswirken könnte. Dies betreffe vor allem diejenigen, die für bestimmte Beiträge und Rentenzahlungen auf Schecks angewiesen und mit der neuen Technologie nicht vertraut sind. Zudem könnten durch elektronische Zahlungen auch das traditionelle Konzept von Taschengeld für Kinder sowie deren Praxis, Geld zu sparen, beeinflusst werden.

Die Finanzexpertin Sarah Wells befürchtet, dass zum einen das Bargeld an den Geldautomaten rationiert werden könnte, und zum anderen, dass der Schritt der Macquarie Bank erst der Anfang sei und andere Banken dem Beispiel folgen könnten.

Die vier größten Banken Australiens – Commonwealth Bank, ANZ, NAB und Westpac – haben jedoch schon bekannt gegeben, dass sie weiterhin Bargeld-Dienstleistungen in ihren Filialen anbieten werden. Kleinere Banken wie Suncorp, Bank of Queensland und Bendigo Bank, haben ebenso keine Pläne, Bargeld-Dienste komplett einzustellen.

Kann Bitcoin helfen?

Bei den Befürchtungen hinsichtlich der Bargeldabschaffung und den ausschließlich elektronischen Zahlungsmöglichkeiten finden sich interessanterweise kaum Bedenken, die konkret die Überwachung der Bürger thematisieren. Diese werden hingegen recht häufig in Bezug auf digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) geäußert. Die Freiheit, die man durch die Verwendung von Bargeld besitzt, wird verschwinden, wenn alle Zahlungen über Vermittler stattfinden sowie registriert und überwacht werden können.

Bitcoin und sein sicheres, dezentrales Netzwerk, das von einer Regierung oder einem Finanzinstitut nicht kontrolliert oder zensiert werden kann, könnte in manchen Fällen eine Alternative sein. Bitcoin ist zwar auch eine neue Technologie, die vor allem älteren Menschen unverständlich erscheinen mag, doch die Vorteile, nicht mehr von einer Bank abhängig zu sein, könnten die Schwierigkeiten bei der Handhabung vermutlich wettmachen. Leider kann man ohne die Akzeptanz der Regierung, Bitcoin als Zahlungsmittel nutzen zu können, nur in Kreislaufwirtschaften agieren, was zum Beispiel in ländlichen Regionen (mit Internetanschluss) sinnvoll sein könnte. Dass Rentenzahlungen in Bitcoin ausbezahlt werden, ist ohne die Zustimmung der Regierung jedoch leider nicht möglich.  

Da die Menge von Bitcoin begrenzt und nicht der gewollten Inflation der Zentralbanken ausgesetzt ist, könnte man Kindern das Konzept des Sparens anhand von Bitcoin vermutlich viel besser vermitteln als mit einem Sparschwein, dessen Inhalt von der Inflation aufgefressen wird. Zudem sind Kindern viel empfänglicher dafür, den Umgang mit neuer Technologie zu erlernen. Bitcoin bietet die Möglichkeit zum Sparen in dem seltensten Gut, das es gibt. Gleichzeitig bietet es die Freiheit des Bargeldes, das in Australien und im Rest der Welt immer rarer zu werden scheint.