Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlichte heute einen neuen Bericht in dem sie die Notwendigkeit einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) untersuchte. In dem Bericht „The digital euro and the importance of central bank money“ erklärte die EZB außerdem, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen die Voraussetzungen einer zukünftigen Währung nicht erfüllen und deshalb ein digitaler Euro benötigt werde.

Der Unterschied von Zentralbankgeld und Privatgeld

Um die Notwendigkeit eines digitalen Euros zu betonen, ging die EZB in ihrem Bericht zuerst auf den Unterschied zwischen Zentralbankgeld und Privatgeld ein. Zentralbankgeld ist jenes Geld, welches von einer öffentlichen Institution gedeckt wird. Damit sind im Euroraum sozusagen nur Banknoten und Münzen Zentralbankgeld, das von Privatpersonen gehalten werden kann.

Das Privatgeld ist dagegen jenes Geld, welches von den Privatbanken in Umlauf gebracht wird. Jedes Mal, wenn eine Privatbank einen Kredit vergibt, erzeugt sie damit neues Geld. Wenn der Kreditnehmer das Geld von der Bank abhebt, wird aus dem Privatgeld Zentralbankgeld. Zahlungen, welche mit Kreditkarten oder über einen Online-Zahlungsdienst abgewickelt werden, sind private Geldtransfers, welche mit Privatgeld getätigt werden. Den Unterschied verdeutlichte die EZB mit einem Beispiel:

Wenn Sie Banknoten abheben, wandeln Sie das private Geld auf Ihrem Bankkonto in Zentralbankgeld um. Alternativ wandeln Sie öffentliche Gelder – sagen wir, jemand hat Ihnen zum Geburtstag einen 20-Euro-Schein geschenkt – in privates Geld, indem Sie es bei Ihrer Bank einzahlen.

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Der digitale Euro als Brücke

Ein digitaler Euro würde eine Brücke zwischen dem Zentralbankgeld und dem Privatgeld der Geschäftsbanken schaffen. „Unser Ziel ist es, die Vorteile von Zentralbankgeld mit der Art und Weise zu kombinieren, wie die Bevölkerung heute Geld verwendet und bezahlt“, erklärt die EZB.

Mit einem digitalen Euro hätte jeder Bürger ein Konto bei der Europäischen Zentralbank. Auch digitale Zahlungen würden damit in Zentralbankgeld und nicht mehr in Privatgeld abgewickelt werden. In dem Bericht nennt die EZB den Vorteil, „den Bedürfnissen und Zahlungspräferenzen der Bürger gerecht werden zu können.“

Als ein zweiter Vorteil wird dann die Widerstandsfähigkeit des digitalen Euros gegenüber Bitcoin und anderen Kryptowährungen genannt, welche die Finanzstabilität untergraben könnten:

„Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der digitale Euro die Widerstandsfähigkeit unserer Währung gegenüber unregulierten technologischen Entwicklungen im Banken- und Finanzsektor, wie Krypto-Assets und alternative Zahlungsdienstleistungen, welche die Finanzstabilität untergraben könnte, erhöhen würde.“

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Die Kritik der EZB

Anschließend ging die EZB dann auf die Nachteile von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ein, welche laut den Währungshütern weder die Eigenschaften eines Tauschmittels, noch eines Wertaufbewahrungsspeichers und einer Recheneinheit erfüllen. Weiter erklärte die EZB, dass Krypto-Vermögenswerte von keiner öffentlichen Institution besichert oder verwaltet werden. Verbraucher hätten damit keine Garantie, dass sie bei Bedarf ihre Vermögenswerte gegen öffentliches Geld eintauschen könnten.

Auch Stablecoins, welche mit privatem Geld gedeckt sind, erfüllen nicht die Eigenschaften einer Währung. Die Währungshüter bemängeln, dass bei Stablecoins eine private und keine öffentliche Institution für die Ausgabe der Geldeinheiten zuständig ist.

"Bitcoin, Ethereum, Tether und andere Kryptowährungen sind kein Geld!"

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Kritik an dem Bericht der EZB

Zunächst greift die Zentralbank das Argument auf, dass Bitcoin die Eigenschaften eines Geldes nicht erfülle. Hierbei vergisst die EZB allerdings, dass Bitcoin einen monetären Adoptionsprozess durchläuft. Kein Geld, welches ein Produkt des freien Marktes war, konnte zu Beginn die drei Haupteigenschaften einer Währung erfüllen. Bitcoin ist 13 Jahre alt und befindet sich noch am Anfang seines monetären Entwicklungsprozesses.

Weiter erkennt zwar die Europäische Zentralbank, dass die Ausgabe von Stablecoins in privater Hand liegt, missachtet hierbei aber die Eigenschaften von Bitcoin als neutralem Geld. Bitcoin ist weder Zentralbank- noch Privatgeld. Es gibt weder eine öffentliche noch eine private Institution, welche für die Ausgabe neuer Bitcoins zuständig ist.

Altcoins und Stablecoins können dagegen dem Privatgeld zugeordnet werden. Diese Projekte ähneln modernen Fintech-Unternehmen und besitzen häufig eine zentrale Entität, welche die Eigenschaften des Protokolls wie die Geldpolitik ändern können. Die Unveränderbarkeit des Bitcoin-Protokolls garantiert dagegen, dass die monetären Eigenschaften, welche von Satoshi Nakamoto festgelegt wurden, nicht verändert werden können.

Die EZB erkennt nicht, dass Bitcoin weder dem öffentlichen noch privaten Bereich zugeordnet werden kann. Diese Unterscheidung wäre aber auch für den Unterschied zwischen Bitcoin und anderen Kryptowährungen wichtig gewesen. Stattdessen äußert die EZB eine Kritik am Bitcoin, welche schon mehrfach widerlegt worden ist. Der Bericht verdeutlicht, dass der Bitcoin keine Alternative für die Europäische Zentralbank ist, sondern die Schaffung eines digitalen Euros immer noch oberste Priorität besitzt. Nächstes Jahr sollen angeblich die ersten Pilotprojekte des digitalen Euros im Euroraum starten.