Gestern wurde die neue Bitcoin Version 22.0 veröffentlicht. Unter der Leitung des Bitcoin Core Lead Maintainer Wladimir van der Laan und vielen weiteren hunderten Entwicklern wurde das Update innerhalb von sieben Monaten fertiggestellt. Eine Besonderheit gab es im Namen. Bei der Versionsnummer wurde zum ersten Mal die 0 weggelassen! Aus 0.22.0 wurde offiziell 22.0. Sehen wir uns das Update genauer an.

Unterstützung von Hardware Wallets

Hardware Wallets bieten eine besonders große Sicherheit für die Aufbewahrung der privaten Schlüssel.

Seit Bitcoin Core Version 0.18.0 konnten Nutzer ihre Hardware Wallet nutzen. Allerdings war das nicht benutzerfreundlich. Es gab keine grafische Oberfläche und die Nutzer konnten nur per Kommandozeile ihre Hardware Wallet zum signieren von Transaktionen benutzen. Mit 22.0 ändert sich das. Bitcoin Core besitzt jetzt ein grafisches Interface. Unterstützt werden alle gängigen Hardware Wallets wie z.B. BitBox02, Ledger oder Trezor.

Invisible Internet Project

Die Transparenz des Bitcoin-Netzwerkes ermöglicht es herauszufinden, welche Transaktion von welcher Node stammt. Hat die Node eine eigene IP-Adresse, kann der Absender der Adresse sehr einfach einer realen Identität zugeordnet werden. Viele Bitcoiner wollen das nicht. Eine Lösung ist es seine Node über das Tor Netzwerk zu anonymisieren.

Bitcoin Core unterstützt jetzt zusätzlich das Invisible Internet Project (I2P). Dabei handelt es sich um eine dezentrale und anonyme Peer-to-Peer Kommunikationsschicht auf dem regulären Internetprotokoll. Ähnlich wie über das Tor-Netzwerk kann jeder Bitcoin Core Benutzer über I2P den Netzwerkverkehr seiner Node anonymisieren. Beide Netzwerke können problemlos parallel genutzt werden und ermöglichen damit eine erhöhte Ausfallsicherheit.

Taproot

Die geplante Aktivierung des Softforks Taproot wird voraussichtlich im November dieses Jahres stattfinden. Die Bitcoin Core Version 0.21.1 enthielt zum ersten Mal die Aktivierungslogik. Nachdem die Miner ihre Bereitschaft für Taproot signalisiert haben, wird nun die nächste Phase von Taproot eingeläutet. Bitcoin Core 22.0 wurden die Taproot Validierungsregeln hinzufügt.

Die neue Version unterstützt auch schon das Erstellen von Basis "Taproot Outputs", also Taproot (Empfangs)Adressen. Im momentanen Zustand nützen diese noch nicht viel, bilden aber die Grundlage für zukünftige komplexere Smart Contracts.

Testmempool Update

Mit dieser Veröffentlichung geht auch das Package Relay Projekt in die Testphase. Hierbei wird versucht die Art und Weise wie Transaktionen über das Netzwerk gesendet werden zu verbessern. Bitcoin Transaktionen werden nur an das Netzwerk weitergeleitet, wenn sie genügend Gebühren enthalten, um in den Mempool der Nodes aufgenommen zu werden.

Diese Vorgehensweise unterscheidet sich davon, wie Transaktionen für einen neuen Block ausgewählt werden. Ob eine Transaktion bestätigt wird, hängt nicht nur von der Höhe der Transaktionsgebühr ab. Eine Transaktion kann auch aufgenommen werden, weil sie hilfreich für die Bestätigung einer anderen Transaktion ist. Ein Sender kann z.B. die erste Transaktion mit einer geringen Gebühr senden und sendet dann eine zweite Transaktion mit einer höheren Gebühr. Die Miner werden nun versuchen die Transaktion mit der höheren Gebühren zu bestätigen und damit auch gleichzeitig die zuerst abgesendete Transaktion. Dies nennt man Child-Pays-for-Parents (CPFP).

Der Unterschied zwischen der Mempool-Inklusion und Block-Inklusion kann zu Komplikationen bei der CPFP-Lösung führen, wenn die Gebühr der ersten Transaktion so gering ist, dass sie gar nicht erst in den Mempool aufgenommen wird. Dann fehlt dem Miner die erste Transaktion und somit kann auch die zweite Transaktion nicht in einen Block aufgenommen werden.

Das Package Relay Projekt ermöglicht es Transaktionen in Paketen im Netzwerk zu übertragen. Mithilfe von Paketen kann garantiert werden, dass auch Transaktionen mit sehr geringen Gebühren den Weg in den Mempool finden. Eine mit Bitcoin Core verbundene Anwendung hat nun die Möglichkeit zu überprüfen, ob Transaktionen in den eigenen Mempool aufgenommen werden. Diese Pakete werden dann aber verworfen und noch nicht über das Peer-to-Peer Netzwerk an andere Nodes übermittelt.

Multi Signaturen werden vergrößert

Ein Update bekommen ebenfalls die Multi-Signaturen (MultiSig). Bei einer MultiSig Adresse wird für das Versenden von Bitcoin mehr als ein privater Schlüssel benötigt. Das ermöglicht z.B. das sichere Aufbewahren von Bitcoin zwischen mehreren Parteien. Aber auch Layer-2-Lösungen wie z.B. Lightning nutzen diese Signaturen.

Das Bitcoin-Protokoll hat kein Limit bei der Anzahl der privaten Schlüssel. Aber Bicoin Core unterstützte bisher nur maximal 16 Schlüssel. Dieses Software-Limit ist nun auf 20 erhöht worden.

Fazit

Viele unterschätzen, wie viel Arbeit in der Entwicklung von Bitcoin steckt. Während andere Kryptowährungen ihre Versprechungen oft nicht einhalten, arbeiten die Entwickler von Bitcoin langsam, aber dafür zuverlässig. Bei Bitcoin hat man sich darauf geeinigt, dass jede neue Version mit der vorherigen Version kompatibel sein muss. Die Rückwärtskompatibilität minimiert das Risiko, dass das Netzwerk unerwartet in zwei Hälften gespalten wird. Wer jetzt erwartet, dass die Entwickler eine Pause einlegen, hat sich geirrt. Auf Github wurde heute schon der Veröffentlichungszeitplan für das nächste große Update bekannt gegeben: Version 23.0