Als ein "Paukenschlag für die europäische Bankenlandschaft" wurde im Dezember 2021 die Meldung betitelt, die verkündete, dass die deutschen Sparkassen an einem Pilotprojekt arbeiten, welches den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen möglich machen sollte. Da es jedoch Unstimmigkeiten sowohl zwischen Dachverband, dem Verbundunternehmen S-Payment und einigen regionalen Geldinstituten gab, kam es zu einem internen Richtungsstreit, in dem das Projekt und die geplante Einführung des Bitcoin-Handels angefochten und erneut diskutiert wurde. Der Streit scheint nun beendet und die Diskussionen zu einem Ergebnis gekommen zu sein. Laut einer Meldung von Finance Forward haben sich die Sparkassen darauf geeinigt, zwar eine digitale Wallet an den Start zu bringen, jedoch ohne den Handel oder die Verwahrung von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen zu gestatten.

Ein Kompromiss, der keiner ist!

Anstelle von Bitcoin sollen in der neuen Wallet stattdessen tokenisierte Aktien und Immobilien gehandelt werden können. Man wolle die Kunden vor "unkalkulierbaren Risiken schützen", gab der Gesamtvorstand bekannt. Auch künftig sollen aus diesem Grund seitens der Sparkassen keine Kryptowährungen angeboten werden. Die jetzt vorgesehene Lösung ist aber nur vermeintlich ein Kompromiss. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich vielmehr um eine Offenbarung darüber, wie wenig sich die verantwortlichen Banker mit der neuen Welt der digitalen Assets auseinandergesetzt haben. Ein Kompromiss, der keiner ist.

Während Helmut Schleweis, der Präsident des Dachverbands und weitere hochrangige Funktionäre auch im Jahr 2022 noch immer von einem "Schneeballsystem" sprechen anstatt den Kunden den sicheren Zugang zu neuer moderner Finanztechnologie zu gewähren, soll das halbgare Angebot von tokenisierten Vermögenswerten aus dem Fondshaus Deka die Gesichter aller Beteiligten wahren. Schließlich möchte man das angekündigte Wallet nicht gänzlich einstampfen.

Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis
Quelle: DSGV

Es steht außer Frage, dass mehr als 99% der mittlerweile mehr als 20.000 Krypto-Tokens, entweder Betrug oder unnütz sind. Ebenfalls ist klar, dass es dutzende, wenn nicht gar hunderte Plattformen gibt, die nur dazu dienen, unwissende Personen abzuzocken und um ihr Geld zu bringen. Aber den Wert von Bitcoin als digitalen, zensurresistenten und global gehandelten Vermögenswert zu verkennen grenzt entweder an Dummheit oder pure Naivität. Gerade die Sparkassen könnten als angesehene Institution durch ein sicheres Angebot zum Bitcoin-Handel dafür sorgen, dass Personen ohne tiefere Kenntnisse und Erfahrung eine sichere Anlaufstelle für Fragen zu und dem Kauf von Bitcoin haben. Damit könnte das Risiko für die eigenen Kunden tatsächlich minimiert werden und das ist laut eigenen Aussagen ja das Ziel des Sparkassen-Vorstandes.

Es ist auch gar nicht nötig, den Kundinnen und Kunden Bitcoin als Investmentvehikel zu empfehlen und einen Kauf nahezulegen. Das Bereitstellen einer sicheren Handelsplattform, sowie Informationen zum Umgang mit Bitcoin wäre in Anbetracht der Tatsache, dass das Interesse im Kundenkreis durchaus vorhanden ist, ein notwendiger Schritt. Die Volksbank Bayern-Mitte hat dies bereits erkannt und die Zeit wird zeigen, ob der eingeschlagene Weg der richtige war. Bei den Sparkassen macht man, entgegen den Aussagen aus einem bekannten Werbespot aus dem Jahr 2013, lieber "das mit den Fähnchen".

Die Crux mit tokenisierten Immobilien

Ob man sich bei der Sparkasse wirklich Gedanken darüber gemacht hat, wie sinnvoll tokenisierte Immobilien oder Aktien tatsächlich sind, ist fraglich. Natürlich klingt es im ersten Moment gut, den Wert eines Gebäude-Komplexes in Token aufzuteilen, um diese handelbar zu machen und auch Menschen mit kleinem Geldbeutel einen Anteil am Besitz möglich zu machen. In der Praxis stößt man dabei jedoch auf einige (unlösbare?) Probleme. Beim Versuch physische Objekte zu digitalisieren stößt man früher oder später zwangsläufig auf das sogenannte Orakel-Problem. Ohne zentrale Instanz gilt es als unmöglich, Informationen aus der realen in die virtuelle Welt einzuspeisen. Wem gehört das tokenisierte Gebäude, wenn der private Key verloren geht? Die oft versprochene Vorstellung von der "Blockchain als Notar", wird wohl noch lange Zeit eine Utopie bleiben.

Vermutlich werden die Sparkassen ohnehin nur eine Art zentrale Datenbank anbieten, in der man zentral geführte Vermögenswerte in kleine Datenpakete verpackt kaufen und verkaufen kann. Mit dem, was Bitcoin oder die "Krypto-Welt" im Allgemeinen schaffen möchte, hat das jedoch nichts zu tun.

Einige Sparkassen suchen Ausweg

Da einige regionale Sparkassen dennoch das Interesse der Kunden und die Wichtigkeit eines Angebots zum Handel mit Kryptowährungen erkannt haben, aus dem eigenen Verbund heraus jedoch keine Produkte zur Verfügung gestellt bekommen, wurden diese einfallsreich und suchten nach neuen Lösungen. Die Kreissparkasse Ostalb ging beispielsweise eine strategische Partnerschaft mit der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) ein und verweist Bitcoin-interessierte Personen an die beliebte Handelsplattform. Dadurch stellt die KSK Ostalb zum einen sicher, dass die eigenen Kunden an einen vertrauenswürdigen und in Deutschland regulierten Anbieter geraten und zum anderen verdient das Geldinstitut durch Affiliate-Provisionen immerhin etwas mit. Dies ist sicherlich ein sehr interessanter Kompromiss (der auch wirklich einer ist!), den auch einige weitere Sparkassen und Volksbanken derzeit für sich erforschen. Bis der Dachverband der Sparkassen einsieht, dass das aktuelle Vorgehen höchstwahrscheinlich nicht der richtige Weg ist, bleibt zu hoffen, dass möglichst viele regionalen Sparkassen, erfinderisch bleiben und das Wohl und Interesse ihrer Kunden im Auge behalten.


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