Nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) am Montag Anklage gegen Binance und gestern gegen Coinbase erhob, hat die SEC beim Bezirksgericht in Washington D.C. noch einen Eilantrag für eine einstweilige Verfügung zum Einfrieren der Vermögenswerte von der US-Plattform von Binance eingereicht.

Einstweilige Verfügung

Die Behörde wirft dem CEO Changpeng Zhao unter anderem vor, Kundengelder in unzulässiger Weise mit Geldern von Binance über zwei von Zhao kontrollierten, ausländischen Unternehmen (Sigma Chain und Merit Peak) vermischt zu haben. Mit dem Eilantrag will die SEC die Vermögenswerte der US-Kunden sichern.

Von der einstweiligen Verfügung betroffen sind Binance Holdings Limited und CEO Changpeng Zhao sowie die Unternehmen, die zu Binance.US gehören, d.h. die Holding- und Betriebsgesellschaften BAM Trading Services, Inc und BAM Management US Holdings, Inc. Für die nicht in den USA regulierten internationalen Standorte der Börse gilt diese Anordnung nicht.

Changpeng Zhao kann noch Gründe vorlegen, warum die einstweilige Verfügung gegen ihn und die Holdinggesellschaften nicht erlassen werden sollte.

Wenn das Gericht dem Eilantrag zustimmt, muss Binance sicherstellen, dass nur Binance.US innerhalb der nächsten fünf Tage Zugang zu den Kundengeldern hat. Innerhalb von zehn Tagen sollen die Kundengelder in jeglicher Form in die USA zurückgeführt und innerhalb von 30 Tagen auf neue, von Binance.US kontrollierte Wallets übertragen werden. Außerdem soll die Unterschlagung von Aufzeichnungen und Dokumenten bzw. die Vernichtung von Beweisen verhindert werden.

Changpeng Zhao bemerkte auf Twitter, dass die einstweilige Verfügung nicht Binance.com, sondern nur Binance.US betreffen würde. Der Twitter-Account von Binance.US veröffentlichte eine Stellungnahme, in der die Sorge der SEC um die Kundengelder infrage gestellt wird. Die Aktion der SEC sei vielmehr politische Effekthascherei und Einflussnahme. Außerdem seien die Anschuldigungen unbegründet. Es wird betont, dass die beantragte Anordnung nicht darauf abzielt, Kundengelder einzufrieren. Alle Guthaben der Kunden seien sicher und die Plattform funktioniere uneingeschränkt.

Auswirkungen auf den Markt

Momentan sind nur die US-Standorte von Binance betroffen. Da die Verfügung noch nicht wirksam ist, können die US-Kunden ihre Gelder noch von der Plattform abziehen und am besten auf eigene Hardware-Wallets übertragen.

Laut den Einschätzungen einiger Analysten blieb ein Bank Run bisher aus. Es wurden in den letzten 24 Stunden bisher nur unbedeutende Summen in Bitcoin von Binance und Coinbase abgezogen. Bei Ethereum sieht das jedoch anders aus – die Zahlen sind bedeutend höher. Dies liegt wahrscheinlich an den Staking-Programmen, die laut SEC nicht rechtmäßig sind und eventuell eingestellt werden müssen.

Wenn sich die Anschuldigungen gegen Binance bestätigen, könnte letztlich auch Interpol eingeschaltet werden. Dadurch wären dann auch andere Standorte von Binance betroffen, was die Auszahlung von Geldern der internationalen Kunden durch das potenzielle Einfrieren der Binance International Funds gefährdet. 

Durch einen Schuldspruch der angeklagten Börsen könnte der Markt stark beeinträchtigt werden und zum Aus der beschuldigten Kryptobörsen sowie vielleicht auch einiger Kryptowährungen führen.
 

Gary Genslers Einordnung

Während der Chef der SEC, Gary Gensler, noch vor ein paar Monaten bezüglich der Einordnung von Kryptowährungen als Wertpapiere (en. securities) oder Waren/Rohstoffe (en. commodities) in Erklärungsnot war, machte er nun in einem Interview mit CNBC deutlich, dass seit Jahren Klarheit über die Regeln bestehe. Tatsächlich hatte Gensler verschiedene Kryptowährungen und Bitcoin bereits klar definiert. Kryptobörsen wie Binance und Coinbase seien ein Netz aus Täuschungen und Konflikten. Das gesamte Geschäftsmodell dieser Branche basiere auf der Nichteinhaltung von Vorschriften. Den Nutzen von Kryptowährungen stellt er infrage.

Gensler bezieht sich dabei nicht direkt auf Bitcoin und in den Anklageschriften gegen die Kryptobörsen werden auch nur andere Tokens erwähnt und als Wertpapiere eingestuft. Ob Gensler seine Pro-Bitcoin-Haltung beibehalten wird, bleibt abzuwarten.

Da hinter Bitcoin kein FinTech-Unternehmen und keine Stiftung steht und das Netzwerk sich nicht als dezentral tarnt wie andere Token, sondern tatsächlich dezentral ist und von niemanden kontrolliert werden kann, könnte das Verschwinden von fragwürdigen Börsen und Kryptowährungen dem Image von Bitcoin eigentlich nur helfen.  


Nicht nur in solch turbulenten und unsicheren Zeiten sollte man die eigenen Vermögenswerte von Börsen abziehen und auf Hardware-Wallets übertragen. Für die sichere Selbstverwahrung von Bitcoin empfiehlt Blocktrainer.de die BitBox02 (10% Rabatt mit Code "SELFCUSTODY").