Russland hat sich offenbar dazu bereit erklärt, auch Bitcoin für seine Exporte von natürlichen Ressourcen zu akzeptieren. Dies teilte gestern der Vorsitzende des russischen Energieausschusses, Pavel Zavalny in einer Pressekonferenz mit. Erst am Mittwoch hatte Präsident Putin veranlasst, dass "unfreundliche Regierungen", darunter vor allem europäische Staaten, ihre Gasimporte künftig in Rubel zahlen müssen.

Russland setzt auf harte Währungen

Zavalny erklärte, dass Russland offen dafür sei, verschiedene Währungen für seine Exporte zu akzeptieren, je nach der bevorzugten Zahlungsmethode des Käufers. Der Vorsitzende des Ausschusses sagte jedoch, dass die Bedingungen vom Status der Außenbeziehungen des Importlandes zu Russland abhängen würden.

"Wenn es um unsere „befreundeten“ Länder wie China oder die Türkei geht, die uns nicht unter Druck setzen, dann bieten wir ihnen seit einiger Zeit an, ihre Zahlungen auf nationale Währungen wie dem Rubel und Yuan umzustellen. Es kann also eine Vielzahl von Währungen geben und das ist eine gängige Praxis. Wenn sie Bitcoin wollen, werden wir auch mit Bitcoin handeln."

Pavel Zavalny

Die Aussage von Zavalny erfolgte nur einen Tag, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin bekannt gegeben hatte, dass Russland für eine Gasexporte an "unfreundliche Regierungen" nur noch den russischen Rubel akzeptieren werde. Dies würde zu einer Unterwanderung der westlichen Sanktionen führen, weil dafür westliche Energieabnehmer bei der russischen Zentralbank ihre Währung gegen Rubel eintauschen müssten. Aktuell sind sich die Wirtschaftsexperten noch nicht sicher, ob Russland diesen Schritt wirklich durchsetzen möchte, denn dies wäre ein Vertragsbruch und würden den Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen auf ein neue Eskalationsstufe bringen.

Zavalny schloss sich den Forderungen des Präsidenten an und fügte hinzu, dass unfreundliche Staaten auch die Möglichkeit hätten ihre Gaslieferungen in Gold zu zahlen.

"Wenn wir mit westlichen Ländern handeln, sollten sie in hartem Geld bezahlen und hartes Geld ist Gold, oder sie müssen in Währungen bezahlen, die für uns bequem sind und das ist unsere Landeswährung. Das bezieht sich aber nur auf die unfreundlichen Länder.“

Pavel Zavalny

Folgen für die westliche Finanzordnung

Der Umstieg von westlichen Währungen auf den Rubel oder Gold wäre ein Vertragsbruch der russischen Seite. Allerdings dürfte in der aktuellen Lage für Russland dies nicht der ausschlaggebende Punkt sein, ihre Strategie zu ändern. Russland kontrolliert die Ressourcen, die der Westen und primär Europa benötigt. Die Öl- und Gasimporte sind essenziell für die Wirtschaft vieler europäischer Länder, darunter auch Deutschland. Ein komplettes Handelsembargo auf russische Energieimporte könnte den sozialen Frieden in Deutschland gefährden, so Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Der russische Rubel ist aufgrund der westlichen Sanktionen immer mehr unter Druck geraten und veranlasste die russische Regierung Kapitalkontrollen zur Stabilisierung der Währung einzuführen. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob in der aktuellen Situation der hohen Energieabhängigkeit Europas gegenüber Russland wirklich der Rubel die Währung ist und nicht die russischen Rohstoffe.

Russland hat das vermutlich schon seit Längerem realisiert, denn der starke Goldankauf der russischen Zentralbank über die letzten Jahre dürfte kein Zufall gewesen sein. Das Land besitzt 2300 Tonnen Goldreserven als Absicherung in ihren Tresoren und hat damit die Möglichkeit auf eine goldgedeckte Währung zurückzukehren. Das Angebot an den Westen, Gaslieferungen in Gold zu zahlen, sorgen für viel Spekulationen. Ebenso wäre es denkbar, dass Russland seine zukünftige Währung mit einem breiten Korb von Rohstoffen wie Gold, Öl und Gas abdeckt.

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Die Goldreserven der russischen Zentralbank haben sich in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt. Quelle: Tradingeconomics

Erst kürzlich veröffentlichte Credit Suisse einen Bericht, in dem von einer neuen monetären Ordnung gesprochen wird, dem Bretton-Woods-III System. Nach Credit Suisse werden Rohstoff gedeckte Währungen das Fundament der neuen Finanzordnung bilden. Der Ukraine-Krieg könnte der Auslöser für den Übergang zu diesem neuen System darstellen.

Welche Folgen hat das für das westliche Geldsystem? Der Dollar bildet zusammen mit dem Euro das Fundament der westlichen Finanzordnung. Dieser Status beginnt aber immer mehr zu bröckeln. Eine Umstellung des Energiehandels auf den russischen Rubel oder auf Gold hätte schwere geopolitische Folgen für Europa, die USA und damit auch den US-Dollar.

Parallel dazu gerät das Petrodollar-System immer mehr unter Druck. Unter diesem versteht man die Vereinbarung, dass jeglicher Erdölhandel im US-Dollar abgewickelt wird, was einen Grundpfeiler für den US-Dollar darstellt. Mit dem Petrodollar-System kann garantiert werden, dass, solange es eine Nachfrage nach Erdöl gibt, auch eine Nachfrage nach dem US-Dollar besteht. Vor kurzem gab Saudi-Arabien bekannt, dass es überlegt seinen Ölhandel mit China im chinesischen Yuan abzuwickeln. Das Dollar-System gerät demnach sowohl in Europa als auch in dem Nahen Osten immer stärker unter Druck.

Fazit

Ob Bitcoin wirklich in nächster Zeit für den Gashandel benutzt wird, bleibt offen und ist eher unwahrscheinlich. Denn die aktuelle Größe des Bitcoin-Marktes und seine Liquidität werfen Fragen auf, ob die Peer-to-Peer-Währung überhaupt schon für den internationalen Handel geeignet sei. Dennoch zeigt es erneut, dass Bitcoin auf der geopolitischen Ebene angekommen ist und sich immer mehr zu einer potenziellen Alternative entwickelt. Die Forderung Russlands Energiegeschäfte in Rubel bzw. Gold abwickeln zu wollen, zeigt die geopolitischen Folgen des Krieges auf die Finanzordnung. Sollten Rohstoff gedeckte Währung wirklich die neue Finanzordnung darstellen, könnte Bitcoin als einziger souveräner Wertespeicher für immer mehr Länder eine entscheidende Rolle spielen.