Nachdem sich der russische Präsident Wladimir Putin bereits vor wenigen Tagen recht positiv zu Bitcoin und Kryptowährungen äußerte und ihnen eine Daseinsberechtigung und positive Entwicklung zusprach, geht heute aus einem Bericht der russischen Tageszeitung "Kommersant" hervor, dass sich die russische Regierung derzeit mit Plänen zum Bitcoin-Mining beschäftigt.

Zusammen mit der Bank Rossii (Zentralbank der Russischen Föderation) und russischen Ölunternehmen prüft die russische Regierung einen Vorschlag von Vasiliy Shpak, dem stellvertretenden Industrie- und Handelsminister, um auf den Ölfeldern des Landes entstehende Begleitgase für das Bitcoin-Mining zu benutzen.

Ursprünglich kam die Idee wohl sogar direkt von den nationalen Öl- und Gas-Firmen.

Begleitgase sinnvoll nutzen

Als sogenanntes Begleitgas (APG) bezeichnet man Erdgas, das bei der Ölforderung als Nebenprodukt anfällt, aufgrund von fehlender Infrastruktur und aus Kostengründen zumeist aber einfach verbrannt - respektive verschwendet - wird. Dieser Prozess wird "Flaring" genannt.

Um die Energie des Erdgases sinnvoller und effizienter zu nutzen, soll dieses nun direkt vor Ort zur Stromerzeugung verwendet werden. Da es auf den Ölfeldern in der Regel aber keine Möglichkeiten gibt, um den Strom zu nutzen geschweige denn zu speichern und abzutransportieren, soll dieser laut Shpaks Plänen genutzt werden, um Kryptowährungen wie z.B. Bitcoins zu schürfen. Der Storm kann direkt vor Ort in kleinen Mining-Zentren genutzt werden, die direkt von den Öl-Arbeitern mit betrieben werden.

Igor Dorofeev, der Leiter der "Association of Data Center Industry Participants" ist im Hinblick auf das Projekt zwiegespalten. Er sagte zu Kommersant:

"Einerseits ist alles logisch: Es gibt Begleitgas, aus dem Energie erzeugt werden kann. Es ist unrentabel, es zu transportieren, also muss es vor Ort für den eigenen Bedarf genutzt werden. Andererseits ist dies kein Kerngeschäft für Öl-Arbeiter und möglicherweise mit Kosten im Hinblick auf die Wartung der Rechenzentren verbunden."

Auch für Investoren interessant

Alexander Zhuravlev, Vorsitzender der Kommission für die rechtliche Unterstützung der digitalen Wirtschaft der Moskauer Niederlassung der Russischen Juristenvereinigung, sieht in dem Projekt sogar einen weiteren möglichen Business-Case. Seiner Meinung nach sind verschiedene Optionen möglich, "zum Beispiel können Ölgesellschaften Datenzentren einrichten oder ihre überschüssigen Kapazitäten als Mining-Hotels für Investoren aus China zur Verfügung stellen, wo Mining gesetzlich verboten ist."

Ob es allerdings wirklich für chinesische Investoren interessant sein kann, ist fraglich. Elena Avakyan, Beraterin der russischen Anwaltskanzlei EPAM warnt:

"Miner, die Rechenzentren mieten, verdienen einen bestimmten Betrag zum Beispiel in Bitcoins. Aus der Sicht der russischen Gesetzgebung sind sie nicht hier ansässig und müssen daher die Einkommenssteuer nicht in Russland, sondern in China zahlen. Aber dort können sie es rechtlich nicht tun: Mining ist in diesem Land verboten. Wenn die chinesische Aufsichtsbehörde herausfindet, dass ein Einwohner des Landes Mining betreibt, wenn auch im Ausland, kann er strafrechtlich verfolgt werden."

Allerdings gibt es natürlich auch nicht-chinesische Investoren, für die ein derartiges Modell interessant sein könnte. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pläne entwickeln.