Ähnlich wie auch vor Kurzem in Kanada, wo die Fundraising-Plattform "GoFundme" Spendengelder für Demonstranten eingefroren hatte, kam es nun im Hinblick auf den Russland-Ukraine-Konflikt zu einem Vorfall bei der Plattform Patreon. Der Dienstleister, der es Menschen ermöglicht, an Einzelpersonen und Gruppen zu spenden, hat die Seite der Come Back Alive Foundation gelöscht und rund 250.000 US-Dollar eingefroren, die an die Wohltätigkeitsorganisation gespendet wurden.

Come Back Alive ist eine ukrainische Nichtregierungs-Wohltätigkeitsorganisation, die auf der Grundlage von Crowdfunding lebensrettende Kleidung und Ausrüstung für Ukrainer bereitstellt, die gegen die russische Invasion im Donbass Widerstand leisten. Sie ist eine der größten Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind und hat sich auf die technische Unterstützung der Ukrainer im Osten des Landes spezialisiert, die sich der russischen Aggression entgegenstellen.

Verstoß gegen Richtlinien

In einer öffentlichen Meldung äußerte sich das Unternehmen Patreon heute Morgen zu den Gründen, der Sperrung. Da die Gelder der Hilfsorganisation zur Unterstützung und Finanzierung von Militärpersonal und Ausrüstung, unter anderem Tablets, Quadcopter, Überwachungssysteme, aber auch Militärfahrzeuge verwendet werden, sieht das Unternehmen seine eigenen Richtlinien verletzt. Die eingefrorenen Gelder sollen den Spendern zurückerstattet werden.

"Wir gestatten nicht, dass Patreon zur Finanzierung von Waffen oder militärischen Aktivitäten verwendet wird. Dies stellt einen Verstoß gegen unsere Richtlinien dar, weshalb wir die Seite entfernt haben. Alle verbleibenden Guthaben auf dem Konto werden den Beteiligten zurückerstattet."

- Patreon

Bitcoin als Alternative

Bereits im Jahr 2018 hatte die Hilfsorganisation jedoch Bitcoin für sich als Alternative erkannt und nun damit eine Möglichkeit weiterhin Spendengelder empfangen zu können. Auf der Spendenadresse der Hilfsorganisation, welche über deren Webseite geteilt wird, sind mittlerweile knapp 30 BTC mit einem Gegenwert von mehr als einer Million US-Dollar eingegangen. Die Blockchain-Analyse-Firma "Elliptic" meldete außerdem, dass auch weitere Gruppen, wie etwa die ukrainische Cyber Alliance, bereits Bitcoin-Spenden in sechsstelliger Höhe empfangen haben.

Mehr als 1000 Transaktionen in Höhe von fast 30 BTC gingen bereits auf die Spendenadresse von CBA ein. Quelle: Blockchain.com

Auch die Regierung der Ukraine hat inzwischen öffentlich um Spenden in Kryptowährungen gebeten. Auf dem offiziellen Twitter-Account des Landes, postete die Regierung sowohl eine Adresse für Bitcoin-Spenden, als auch eine Ethereum-Adresse für Spenden in ETH und USDT.

Während anfangs noch befürchtet wurde, es könnte sich hierbei um Betrug und einen gehackten Account handeln, ist inzwischen bestätigt, dass die Bitte der ukrainischen Regierung legitim ist.

Bitcoin is for enemies

"Bicoin is for enemies" zu Deutsch etwa "Bitcoin kann auch von Feinden verwendet werden" ist seit Längerem ein Ausdruck in der Bitcoin-Community, der zum Ausdruck bringen soll, dass das Netzwerk wahrlich frei ist und von jeglichen Interessengruppen genutzt werden kann. Niemand wird bevorzugt, niemand wird ausgeschlossen. Dies zeigt sich auch daran, dass nicht nur die ukrainischen Hilfsorganisationen wie "Come back alive" auf Bitcoin setzen, sondern auch prorussische Separatisten, wie aus einem Bericht des CNBC hervorgeht.

Bitcoin-Befürworter befürchten allerdings, dass die Tatsache, dass mithilfe von Bitcoin finanzielle Sanktionen umgangen werden können, Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein könnte. Die nützlichen Aspekte eines freien Geldes werden an dieser Stelle von jenen nämlich gerne ausgeblendet und ignoriert. Inmitten der Debatte darum, ob man Russland mit einem Ausschluss aus dem SWIFT-Zahlungsnetzwerk hart bestrafen sollte, liegt die Sorge nahe, dass Präsident Putin und seine Regierung ebenfalls Bitcoin als Finanzmittel der Wahl für sich erkennen.

Allerdings ist Bitcoin, wie auch das Internet selbst, ein freies Netzwerk. Denn auch das Internet wird von beiden Konfliktparteien genutzt und niemand würde auf die Idee kommen, das Internet für die Möglichkeiten zu verteufeln, die es dem Aggressor Russland bietet.