Die weltweit größte Krypto-Handelsplattform Binance hat ihre Kunden am vergangenen Samstag über einen möglichen Stop von Ein- und Auszahlungen ab dem 1. Februar informiert. Alle Kunden, die weniger als 100.000 US-Dollar an Binance über das SWIFT-Zahlungssystem überweisen möchten, sind von dieser Entscheidung betroffen.

Signature Bank schränkt SWIFT-Zahlungen ein

Binance kündigte per E-Mail seinen „Binancianern“ an, dass die Handelsplattform derzeit nach einem neuen SWIFT-Partner für US-Dollar-Überweisungen suche, um künftige Serviceunterbrechungen für Banküberweisungen zu vermeiden.

Die Bank, welche die SWIFT-Transaktionen für Binance abwickelt, ist laut einem Bericht von Bloomberg die Signature Bank. Im Zuge des Bärenmarktes gab die Signature Bank bekannt, ihr Engagement auf dem Markt für digitale Vermögenswerte verringern zu wollen, erklärte Bloomberg.

Das Mindesttransaktionslimit betrifft in erster Linie Nutzer, die aus dem Ausland US-Dollar für den Kauf von Kryptowährungen an die Handelsplattform überweisen möchten. Für Nutzer von Binance US in den USA hat dies jedoch keine Auswirkungen. ACH- und Wire-Zahlungen (die amerikanischen Alternativen zu SEPA) werden nicht über SWIFT abgewickelt und sind damit nicht betroffen. Auch für europäische Nutzer, welche den Euro für die Ein- und Auszahlungen verwenden, dürfte das Transaktionslimit keine Auswirkungen besitzen.

Die Entscheidung der Signature Bank könnte sich dagegen primär auf die Länder auswirken, welche den US-Dollar als ihre eigene Währung verwenden. Der Bevölkerung dieser Länder droht, dass sie keine US-Dollar mehr über SWIFT auf Binance einzahlen können. Laut Bloomberg wickelt die Signature Bank lediglich 0,01% der monatlichen Einzahlungen von Binance ab, weshalb die Entscheidung der Bank nur geringe Folgen besitzen dürfte. Wenn jedoch weitere Banken diesem Beispiel folgen, könnte es zu einer Ausgrenzung der Privatanleger kommen

Binance fügte in der E-Mail hinzu, dass das Unternehmen nicht die einzige Handelsplattform ist, die von der Änderung betroffen ist:

„Dies gilt für alle Kunden unserer Handelsplattform. Bitte beachten Sie, dass Sie Ihr Bankkonto nach dem 1. Februar 2023 möglicherweise nicht verwenden können, um Kryptowährungen mit US-Dollar mit einem Wert von weniger als 100.000 USD über SWIFT kaufen oder verkaufen zu können, bis wir eine alternative Lösung gefunden haben.“

Binance

Die Rolle des SWIFT-Zahlungsnetzwerks

Ab dem 1. Februar können auf Binance daher internationale US-Dollar Überweisungen mit einem Gegenwert von weniger als 100.000 US-Dollar nicht mehr abgewickelt werden. Binance schränkte allerdings in der Vergangenheit SWIFT-Zahlungen bereits ein. So veröffentlichte das Unternehmen eine ausführliche Liste mit 146 Ländern, aus denen SWIFT-Zahlungen nicht abgewickelt werden können. Mit dem Mindesttransaktionslimit können nun über SWIFT aus den restlichen Ländern nur noch beschränkt US-Dollar an Binance über die Signature Bank gesendet werden.

SWIFT ist ein im Jahr 1973 eingeführtes Kommunikationsnetzwerk, das zwar selbst keine Zahlungen abwickelt, das aber Informationen über Geldtransfers schnell und sicher austauscht. Rund 11.000 Banken und Finanzinstitutionen in mehr als 200 Ländern nutzen das System, um internationale Zahlungen abzuwickeln. Banken, welche von dem SWIFT-Netzwerk ausgeschlossen sind, können besonders im westlichen Raum nur noch begrenzt internationale Zahlungen abwickeln.

Es ist wichtig zu ergänzen, dass weder Binance noch die Signature Bank als Folge einer politischen Maßnahme von dem Zahlungsnetzwerk ausgeschlossen wurden. Die Entscheidung der Signature Bank, künftig SWIFT-Zahlungen von Binance nur noch eingeschränkt abzuwickeln, hat vermutlich interne Gründe.

Krypto-Banken im Bärenmarkt

Einige Banken, die im letzten Bullenmarkt ein besonders hohes Engagement auf dem Krypto-Markt hatten, versuchen jetzt im Bärenmarkt, sich wieder stärker auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Die führende Krypto-Bank Silvergate Capital verzeichnete im vierten Quartal 2022 einen Nettoverlust in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Die Bank erklärte, dass sie ihre „Nicht-Kernkunden ausgliedern und gleichzeitig einen Teil ihres Produktportfolios eliminieren werde.“

Zugleich kündigte die Signature Bank an, ihre Krypto-Einlagen um 10 Milliarden US-Dollar zu kürzen. Der CEO der Signature Bank, Joe DePaolo, erklärte, dass die Bank plane, ihre Einlagen für digitale Vermögenswerte auf weniger als 15% ihrer gesamten Einlagen zu reduzieren.

Die Erhebung des Mindesttransaktionslimits dürfte ein weiterer Versuch der Signature Bank sein, ihre Kosten zu kürzen. Die Signature Bank und die Silvergate Capital könnten richtungsweisende Beispiele für die Entwicklung der Krypto-Banken in diesem Bärenmarkt sein, denn einige Projekte dieser Geldinstitute dürften nur aufgrund des Bullenmarktes profitabel gewesen sein. Der Bärenmarkt wird zeigen, welche Projekte der Krypto-Banken langfristig bestehen können.


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