Innerhalb der Community rund um das Ordinals-Protokoll braut sich aktuell eine Grundsatzdiskussion zusammen. Durch einen Fehler im Protokoll wurden über Tausend Inscriptions nicht korrekt erkannt und konnten dementsprechend nicht richtig nummeriert werden. Jetzt stellt sich die Frage, ob rückwirkend die Nummerierung der Inscriptions angepasst werden soll oder man mit dem Fehler irgendwie anders umgehen will.

Wie so etwas auf der Bitcoin-Blockchain überhaupt passieren kann und wieso dieses „Problem“ streng genommen gar keines ist, erfährst du in diesem Beitrag!

„Ein Fehler wurde im Ordinals-Protokoll gefunden, wodurch ~1200 Inscriptions, die eigentlich gültig sind, nicht korrekt aufgenommen wurden. Die erste dieser ‚verwaisten' Inscriptions fand kurz vor Inscription Nummer 420.285 statt. [...]

@LeonidasNFT auf Twitter

Der Ordinals-Hype

Noch Ende Februar berichtete Blocktrainer.de über die zurückgehende Nutzung des Ordinals-Protokolls. Der große Hype schien auf den ersten Blick vorbei zu sein. Doch die „Bitcoin-NFTs“ feierten ein regelrechtes Comeback: Der Mempool füllte sich wieder und erreichte einen rekordverdächtigen Rückstau an Transaktionsdaten, mit zwischenzeitlich knapp 250 wartenden Blöcken.

Starker Anstieg seit Februar | Quelle: mempool.space

Auch die Gesamtanzahl der Inscriptions stieg unterdessen weiter auf mittlerweile über eine Million. Doch wie sich herausstellt, ist diese Zahl nicht ganz vollständig...

Der „Fehler“

Das Ordinals-Protokoll baut bekanntlich komplett auf der Bitcoin-Blockchain auf. Sämtliche Daten, wie Bilder, Texte oder gar Videos, sind komplett in Bitcoin-Transaktionen enthalten und damit, wie alles auf der Bitcoin-Blockchain, nachträglich nicht mehr manipulierbar. Damit Ordinal-Wallets, Explorer und generell alle anderen Nutzer des Protokolls diese Inscriptions auch „offiziell“ erkennen können, müssen sie aber entsprechend gekennzeichnet werden, unter anderem z.B. mit dem Schlüsselwort ord.

Doch was das Protokoll bei der Suche (man nennt diesen Vorgang oft auch Indizierung) bisher nicht berücksichtigte, sind Inscriptions, die nicht direkt an erster Stelle in der Transaktion stehen. Genauer gesagt geht es hier um die Inputs der Transaktion. Der Fehler ist eigentlich ziemlich simpel: Wenn der erste Input einer Transaktion keine Inscription ist, wird die Transaktion als irrelevant abgestempelt, und eine potenzielle Inscription, die danach erst folgt, wird übersehen.

Dies führte zu über 1200 nicht indizierten Inscriptions, obwohl diese formal gültig sind und ganz normal in Transaktionen vorliegen. Bis hier ist das eigentlich kein großes Problem. Jetzt wo der Fehler entdeckt wurde, können die übersehenen Inscriptions doch einfach nachträglich aufgenommen werden, oder nicht?

Die heilige Nummerierung

Der Mensch liebt es, Zahlen besondere Bedeutungen zuzuschreiben. Natürlich ist genau das auch bei der Nummerierung der Inscriptions der Fall. Ob Meilensteine oder Schnapszahlen, Inscriptions mit einer ungewöhnlichen Nummer werden von vielen als besonders wertvoll angesehen. Tauchen also plötzlich 1200 Inscriptions aus dem Nichts auf, die man beim Durchzählen vergessen hat, bricht eine schwierige Diskussion vom Zaun: Soll man die Nummerierung nachträglich anpassen, also alle bisherigen Nummern „aufrutschen“ lassen?

Eine schwierige Frage, die manche an den „DAO-Hack“ im Ethereum-Netzwerk aus 2016 erinnert. Damals stritt man sich darum, ob durch eine Schwachstelle gestohlene Ether an ihre „rechtmäßigen“ Investoren zurückgegeben werden sollen oder nicht. Das Netzwerk spaltete sich damals nicht nur auf sozialer, sondern auch auf technischer Ebene. Die heute unter dem Namen „Ethereum Classic“ bekannte Fork entstand und widersetzte sich der kontroversen Entscheidung des Hauptnetzwerkes, den Fehler rückgängig zu machen und die Gelder wiederherzustellen.

Doch dieser Vergleich hinkt!

Die Absurdität der Diskussion

Das Ordinals-Protokoll hat keinen eigenen Konsensmechanismus, also eine Möglichkeit sich auf „eine Wahrheit“ zu einigen, sondern verlässt sich dafür vollständig auf das Bitcoin-Netzwerk. Dort sind sämtliche Inscriptions fest verankert und eindeutig an Transaktionen und Blöcke geknüpft. Daran hat sich trotz Bug natürlich nichts geändert!

Lediglich die Regeln, wie die Daten aus den Bitcoin-Transaktionen interpretiert werden sollen, sind im Ordinals-Protokoll festgelegt und damit auch relativ flexibel anpassbar. Es ist sozusagen nur eine Brille, die man sich aufsetzt, um die Bitcoin-Blockchain in ein NFT-Sammelsurium zu verwandeln.

Eine offizielle Nummerierung der Inscriptions existiert dementsprechend auch gar nicht, sie ergibt sich nur implizit aus den Daten auf der Blockchain. Zu keinem Zeitpunkt ist also irgendetwas verloren gegangen oder gar „gehackt“ worden – man hat sich nur verzählt.

Zum Vergleich kann man sich vorstellen, die Seiten eines Buches händisch abzuzählen. Am Ende fällt einem dann auf, dass man eine handvoll Seiten durch zu schnelles Umblättern leider vergessen hat. Natürlich könnte man sich jetzt über die eigentlichen Seitenzahlen des Buches hinwegsetzen und die fehlerhafte Nummerierung beibehalten. Viel logischer wäre es aber, die Reihenfolge des Buches anzuerkennen, anstatt aus einem kleinen Fehler nachhaltige Verwirrung zu konstruieren.

Das Argument, die bestehende Nummerierung nicht zu verändern, wäre durchaus berechtigt, wenn diese Nummerierung auch explizit auf der Bitcoin-Blockchain festgehalten wäre. Da dies nicht der Fall ist, liegt der eigentliche Fehler eher darin, einer Information einen Wert zuzuschreiben, obwohl diese durch nichts, zumindest nicht durch das Bitcoin-Netzwerk, abgesichert ist.

Fazit

Am Ende des Tages entscheiden die Nutzer darüber, welche Form der Nummerierung ihnen am besten gefällt. Niemand kann anderen vorschreiben, welcher Weg der richtige ist, genau wie bei der Entwicklung von Bitcoin auch. Die Diskussion über den Umgang mit dem Indizierungs-Fehler könnte bis dahin trotzdem spannend bleiben, auch wenn sich über ihre Sinnhaftigkeit streiten lässt. Eines steht aber schon heute und für immer fest: die Reihenfolge der Inscriptions auf der Bitcoin-Blockchain.


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