Da wir uns im Hinblick auf den Bitcoin-Preis nach einem relativ großen Preissturz Mitte Mai derzeit eher in einer Seitwärtsphase mit leichtem Negativtrend befinden, könnte man theoretisch davon ausgehen, dass sich das allgemeine Interesse am Bitcoin ebenfalls stark reduziert haben müsste.

Blickt man hingegen auf das Netto-Wachstum der eindeutigen Entitäten im Netzwerk, dann lässt sich erkennen, dass die Nutzerzahlen im Bitcoin-Netzwerk trotz sinkendem Preis, in den vergangenen Wochen stark gestiegen sind. Der Onchain-Analysedienst Glassnode hat sich auf die Erhebung und Bereitstellung derartiger Daten spezialisiert und definiert die Metrik des "Entities Net Growth" als die Differenz zwischen neuen Entitäten und "verschwindenden" Entitäten (Entitäten mit einem Nullsaldo, die zum vorherigen Zeitstempel einen Nicht-Nullsaldo hatten) innerhalb des Bitcoin-Netzwerks. Entitäten werden als eine Gruppe von Adressen definiert, die von derselben Netzwerkentität kontrolliert werden.

Der 14-Tage Durchschnitt des Nettowachstums der eindeutigen Entitäten im Netzwerk.

Die obige Grafik zeigt deutlich, dass wir uns derzeit, trotz 50% Preisverfall einem Allzeithoch des Netzwerk-Wachstums befinden. Das beliebte Bitcoin-Meme "Number Go Up" trifft demnach auch auf die Nutzerzahlen und nicht nur auf den langfristigen Preis zu. Auch die Anzahl der Bitcoin-Adressen, auf denen sich ein Guthaben befindet (die also nicht leer sind) befindet sich dieser Tage Nahe eines Allzeithochs.

Anzahl der Adressen, die ein Guthaben größer 0 beinhalten.

Aus der Grafik zu der Anzahl der Adressen lässt sich schlussfolgern, dass in den letzten Tagen und Wochen kaum jemand seine kompletten Bitcoin Bestände wieder veräußert hat. Zumindest kaum jemand von denjenigen Menschen, die ihre Bitcoins auf eigenen Adressen halten. Nutzer von Exchanges und Brokern, die ihre Coins lediglich auf Sammeladressen liegen hatten, können hierbei natürlich nicht mit einbezogen werden.

In Anbetracht der Tatsache, dass eben kaum Entitäten komplett aus dem Netzwerk verschwunden sind, aber neue Entitäten hinzukamen, ist das Netto-Wachstum der eindeutigen Entitäten entsprechend nachzuvollziehen.

Eine Metrik, die im Zusammenhang mit der "Größe des Bitcoin-Netzwerks" oft angeführt wird, ist die Anzahl der aktiven Adressen. Im Gegensatz zur Betrachtung zur Anzahl der eindeutigen Entitäten (beziehungsweise deren Wachstum) ist diese Metrik jedoch nur bedingt geeignet, um Aussagen bezüglich der Netzwerkgröße zu treffen.

Anzahl der aktiven Adressen, die innerhalb des letzten Monats entweder als Sender oder Empfänger fungierten.

Wie man der Analyse von Glassnode entnehmen kann, ist die Anzahl der aktiven Adressen, die innerhalb des letzten Monats entweder als Sender oder Empfänger fungierten, in der Tat deutlich zurück gegangen. Dies bedeutet aber nicht, wie von einigen Personen und Medien oft angeführt, dass die Anzahl der Nutzer des Bitcoin-Netzwerks geschrumpft ist. Vielmehr kann dies so interpretiert werden, dass die Netzwerkentitäten derzeit eher im Beobachtungsmodus bzw. "HODL"-Modus sind und weniger Handel betreiben als noch vor wenigen Wochen. Die sinkende Anzahl an aktiven Adressen ist in einer derzeitigen Seitwärtsphase nicht ungewöhnlich und muss demnach nicht unbedingt ein schlechtes Omen sein - zumindest nicht langfristig.

Solange stets mehr neue Entitäten im Netzwerk hinzukommen als verschwinden, wird auch langfristig die Anzahl der aktiven Adressen und natürlich auch der Preis wieder steigen. Ganz getreu dem Bitcoin-Motto: "Number Go Up!"