Poolin, einer der weltweit größten Mining-Pools, gab gestern bekannt, Bitcoin- und Ethereum-Auszahlungen seines Wallet-Services aufgrund von Liquiditätsproblemen vorübergehend auszusetzen. Bitcoin-Miner, die ihre geschürften Bitcoins noch auf der Poolin Platform hinterlegt haben, können ihre Bitcoins derweil nicht mehr von der Plattform abziehen.

Poolin pausiert Auszahlungen

Der Mining-Pool teilte seinen Kunden mit, dass aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten die Auszahlungen vorübergehend ausgesetzt werden. Ein genaues Datum, ab wann die Auszahlungen wieder aufgenommen werden sollen, ist bisher nicht bekannt. Auf Telegram wies der Poolin-Support die Nutzer darauf hin, dass innerhalb der nächsten 2 Wochen Abhebungen wieder ermöglicht werden sollen, aber zurzeit kein konkretes Datum genannt werden kann.

„Seien Sie versichert, dass alle Vermögenswerte sicher sind und das Nettovermögen des Unternehmens positiv ist. Wir werden am 6. September eine Momentaufnahme der verbleibenden BTC- und ETH-Guthaben im Pool machen, um die Guthaben zu ermitteln. Die täglich geschürften Coins nach dem 6. September werden dann pro Tag ausgezahlt.“

Poolin

Folgen für die Bitcoin-Miner

Poolin wurde im Jahr 2017 gegründet und ist ein in China ansässiger Mining-Pool, welcher unter dem Unternehmen Blockin operiert. Nach Daten von BTC.com war Poolin vor dem Auszahlungsstopp mit einer Netzwerkleistung von 10,8% der viertgrößte Mining-Pool hinter Foundry USA, Antpool und F2Pool.

Der Mining-Pool von Poolin war über das letzte Jahr hinweg der viertgrößte Pool. Quelle: BTC.com

Ein großer Vorteil der Bitcoin-Miner ist ihre Flexibilität. Um einem Mining-Pool anzugehören, müssen die Miner lediglich die sogenannte Stratum-Adresse in die Mining-Software eingeben und eine Wallet für die Auszahlungen hinterlegen. Bei einem Wechsel des Mining-Pools müssen dann nur die obigen Schritte wiederholt werden und der Miner gehört einem anderen Mining-Pool an.

Der Auszahlungsstopp hatte sofortige Auswirkungen auf den Mining-Markt. In den letzten 24h sank der Anteil der Hashrate von Poolin auf 7,5%, denn die Miner begannen damit, aus Poolin in einen anderen Mining-Pool zu wechseln.

„UPDATE: Alle meine Miner, die eine Hashrate zu Poolin beigetragen haben, wurden auf einen anderen Pool umgestellt.

Alles in weniger als einer Stunde inklusive 10 Minuten Fahrzeit. Haben Sie immer Backup-Mining-Konten für verschiedene Pools eingerichtet.

Bitcoin-Mining ist dezentralisiert und verteilt.“

@_BitcoinCapital

Die einzige Gefahr ist der Bitcoin Bestand von Poolin, der sich nach Daten von Glassnode derzeit auf 17.600 BTC beläuft. Um Transaktionsgebühren zu sparen, ziehen die Miner nicht sofort nach jedem Block ihren Gewinn ab, sondern lassen ihre Bitcoins zunächst auf der Wallet des Mining-Pools liegen. Daraus ergeben sich für die Miner dieselben Risiken wie für jeden Bitcoin-Nutzer ("Not your keys, not your coins").

Ein Großteil der 17.600 BTC dürfte den Minern gehören, welche nun keinen Zugang mehr zu ihren Bitcoins besitzen. Daraus kann ein wirtschaftliches Risiko für die Miner entstehen, denn schließlich decken diese einen Teil ihrer Geschäftskosten mit ihren neu geschürften Coins. Wenn die Miner von den Mining-Pools ihre Bitcoins nicht mehr erhalten, können diese auch ihre Geschäftskosten nicht mehr decken.

Es bleibt abzuwarten, wann Poolin die Auszahlungen wieder aktiviert und welche wirtschaftlichen Folgen der Auszahlungsstopp für die Miner haben wird. Die Reaktion der Miner zeigt aber die Flexibilität der Industrie, denn nur innerhalb eines Tages wechselte knapp ein Viertel der Kunden von Poolin zu einem anderen Mining-Pool. Entgegen der Behauptung der Bitcoin-Kritiker, kontrollieren die Mining-Pools nicht das Bitcoin-Netzwerk, sondern sind ebenso wie die Bitcoin-Miner per se nur Dienstleister des Netzwerks.