Michael Saylor, der Mitbegründer des Software-Unternehmens MicroStrategy und bekannter Bitcoin-Befürworter, hat gestern bekannt gegeben, dass Bitcoin's Lightning-Netzwerk in seine Firmen-E-Mail-Adresse integriert wurde. Über die Lightning-Adresse, saylor@microstrategy.com, können Nutzer nun Bitcoin-Zahlungen an den 58-jährigen Milliardär senden. Laut Bitcoin Magazine wurden für alle Mitarbeiter des Unternehmens die E-Mail-Adressen in Lightning-Adressen umgewandelt.

Die Integration nutzt das Lightning-Adressprotokoll, welches auf dem LNURL-Protokoll basiert. Dieses ermöglicht es, dass eine herkömmliche Lightning-Rechnung durch eine Internetkennung wie eine E-Mail-Adresse ersetzt werden kann. Mit der Lightning-Adresse als sogenannter "Identifier" ist es möglich, Bitcoin-Zahlungen über das Lightning-Netzwerk zu senden, ohne QR-Codes zu scannen oder Rechnungen einzufügen.

Lese-Tip: Was sind LNURL und BOLT12?

Der Matthäus-Effekt

In der Bibel, im Matthäusevangelium (Kapitel 25, Vers 9) heißt es: "Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe [...]". Bei diesem soziologischen Phänomen, das beschreibt, wie bereits vorhandener Erfolg oder Reichtum einer Person dazu führt, dass diese noch reicher und erfolgreicher wird, spricht man von dem sogenannten Matthäus-Effekt. Dieser Effekt war nun auch zu beobachten, nachdem Michael Saylor seine Adresse öffentlich gemacht hatte.

Saylor, der laut Schätzungen ein Vermögen von 1,2 Milliarden Dollar besitzt, erhält seit der Integration kleine Bitcoin-Spenden von seinen Fans, nachdem er darüber getwittert hatte.

"Microstrategy hat meine Firmen-E-Mail-Adresse in eine Lightning-Adresse umgewandelt und die Leute schicken mir ständig 21 Sats..."

Michael Saylor

Dass zahlreiche Menschen einem ausgewiesenen Milliardär ungefragt Geld in Form von Bitcoin respektive Satoshis senden, ist schon etwas paradox. Einige forderten sogar öffentlich, das Geld lieber an wohltätige Organisationen zu spenden oder zumindest das Geld selbst zu behalten und die BTC zu sparen.

"Plebs, warum schickt ihr noch mehr Sats an Saylor? Sendet diese doch lieber an "MyFirstBitcoin" [Initiative, die salvadorianische Schulkinder im Umgang mit Bitcoin lehrt, Anm. d. Red.]... kommt schon."

Paolo's Intern

Lightning-Adoption

Einmal völlig außen vor gelassen, wie sinnhaft es ist, einer Person bzw. einem Unternehmen, das mehr als 140.000 BTC besitzt weitere Sats zu senden, stärkt diese Aktion von Microstrategy das Bewusstsein dafür, welche Möglichkeiten das Lightning-Netzwerk bereits heute bietet. Durch den öffentlichen Hinweis auf die Funktion der Lightning-Adressen und des LNURL-Protokolls kann die Adoption dessen gestärkt werden. Noch immer gibt es zahlreiche ausgewiesene Lightning-Wallets, die LNURL respektive Lightning-Adressen nicht unterstützen. Je höher der Druck seitens der Community wird, diese Features zu integrieren, desto schneller wird dies vermutlich passieren.

Übrigens: Auch wir haben natürlich eine eigene Lightning-Adresse. Wer möchte, darf uns ebenfalls gerne ein paar Sats an spenden@pay.bcyber.de senden :-) . Wallets, die diese Funktion bereits unterstützen, sind z.B. "Phoenix Wallet", "Wallet of Satoshi", "Blink Bitcoin Wallet", "GetAlby" oder der beliebte Telegram-Bot "Lightning TipBot".

Wie bekomme ich eine Lightning-Adresse?

Fast alle der oben genannten Wallets (mit Ausnahme von Phoenix) stellen ihren Nutzern bereits solche Adressen zum Empfang von Bitcoin-/Lightning-Zahlungen zur Verfügung. Wenn man seine eigene Domain besitzt und eine eigene Node betreibt, ist es mit etwas Aufwand natürlich auch möglich, das ganze selbst aufzusetzen (oder einen Bridge-Server zu nutzen), um nicht vollständig auf Dienstleister angewiesen zu sein. Eine Anleitung dazu findet man in der Dokumentation bei GitHub.

Wenn man eine eigene Domain besitzt, aber gleichzeitig die Lightning-Adresse eines Dienstleisters verwenden möchte, kann man außerdem relativ unproblematisch einfach eine Weiterleitung ("302-Redirect") von seiner E-Mail-Domain, auf die Lightning-Adresse des Anbieters einrichten.