Auf der Bitcoin 2023 Konferenz in Miami, stellte das Mempool Open-Source Projekt, also die Betreiber des beliebten Bitcoin-Explorers mempool.space, eine neue Funktion vor, um Bitcoin-Transaktionen schneller bestätigen zu können. Und zwar nicht auf die herkömmliche Art und Weise, also mit nativen Funktionen wie Replace-By-Fee oder Child-Pays-For-Parent, sondern als zentrale Dienstleistung, welche beispielsweise direkt mit Lightning bezahlt werden könnte.
Da dieser Ansatz in der Bitcoin-Community zu vielen Diskussionen führte, schauen wir uns kurz genauer an, wie der Mempool Accelerator™ überhaupt funktioniert und welche Folgen solche Dienstleister für das Bitcoin-Netzwerk haben können.
Lese-Tipp: Bitcoin Transaktionen schneller bestätigen: Was sind RBF und CPFP?
Falls du es auf der Open-Source Bühne der #Bitcoin2023 [Konferenz] verpasst hast – hier ist eine Demo von unserem bevorstehenden Mempool Accelerator™ Service, der eine 1 sat/vByte Transaktion von @_k3tan innerhalb von 3 Minuten bestätigt, obwohl die geschätzte Gebühr bei 88 sat/vByte liegt.
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Out-Of-Band
Durch den eingeschränkten Speicherplatz auf der Bitcoin-Blockchain muss man den Minern einen Anreiz geben, warum gerade die eigene Transaktion priorisiert, also früher als andere bestätigt werden soll. In der Regel wird dieser Anreiz in Form von Geld, also einer Transaktionsgebühr, geschaffen. Gibt man also mehr Geld für eine Transaktion als andere aus, stehen die Chancen gut, dass diese sehr schnell, vielleicht sogar direkt im nächsten Block, bestätigt wird.
Doch wichtig zu verstehen ist an dieser Stelle, dass es sich hier um keine Garantie handelt. Einem Miner steht es komplett frei, ob und vor allem welche Transaktionen er in seinen Block-Kandidaten aufnimmt. Die native Transaktionsgebühr im Netzwerk ist zwar sicherlich der relevanteste, aber eben nur einer von mehreren Faktoren, die bei dieser Auswahl eine Rolle spielen können.
Theoretisch wäre es möglich, sich direkt mit einem Miner in Kontakt zu setzen – vielleicht kennt man ihn sogar persönlich – ihn auf ein gekühltes Bier einzuladen und höflich darum zu bitten, bestimmte Transaktionen zu bevorzugen. Die Kommunikation bzw. Einigung mit einem Miner findet in diesem Beispiel also auf anderem Wege, nämlich abseits des Bitcoin-Protokolls und damit out-of-band statt.
Mempool Accelerator
Unser Beispiel mit der Einladung auf ein Bier kann natürlich beliebig weiter auf die Spitze getrieben werden. Schon immer gab es Dienstleister, die sich gegen eine kleine Gebühr direkt mit den Minern bzw. Mining-Pools auseinandergesetzt haben, um bestimmte Transaktionen, ungeachtet von ihrer tatsächlich festgelegten Transaktionsgebühr, schneller zu bestätigen. Dieses Vorgehen ist auch vollkommen legitim, schließlich erhält der Miner so oder so seine gewünschte Gebühr und der Endnutzer kann sich über seine bestätigte Transaktion freuen.
Genau solch einen Service möchte nun auch der Mempool-Explorer anbieten. Mit wenigen Klicks sollen Nutzer über die gewohnte Transaktionsübersicht feststeckende Transaktionen beschleunigen können. Wie die dafür notwendige Gebühr konkret bezahlt wird, ist noch nicht ganz klar, wobei sich natürlich das Lightning-Netzwerk bestens für solch eine Dienstleistung eignet. Allerdings könnten hier prinzipiell auch herkömmliche Zahlungsmethoden, wie z.B. Kreditkarten, zum Einsatz kommen.
Um all dies zu ermöglichen, muss sich mempool.space im Hintergrund nur mit den größten Mining-Pools austauschen und die bezahlten Gebühren entsprechend weitergeben. Einen kleinen Anteil der Gebühren können sie dabei selbst einbehalten, das ist schließlich das Geschäftsmodell. Mit welchen Mining-Pools hier konkret eine Partnerschaft eingegangen wird, ist bislang noch nicht bekannt.
Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier keinesfalls um eine völlig neue Innovation oder bahnbrechende Funktion. Der große Unterschied zu bisherigen Angeboten wird wohl hauptsächlich in der Nutzerfreundlichkeit liegen. Für viele Nutzer kann eine einfache Möglichkeit, Transaktionen ohne technische Kenntnis von RBF oder CPFP zu beschleunigen, sehr hilfreich sein. Vor allem kann die Accelerator-Funktion sowohl von jedem als auch mit jeder Transaktion genutzt werden. Auch für Transaktionen, die gar nicht für RBF oder CPFP infrage kommen, wird so also eine Möglichkeit zur Beschleunigung geschaffen. Der Mempool Accelerator soll Ende dieses Jahres offiziell eingeführt werden.
Kritik
Viele kritisieren an der neuen Funktion, dass es grundsätzlich dem offenen Ansatz des Gebührenmarktes von Bitcoin widerspricht, für Transaktionen out-of-band, also sozusagen "versteckt durch die Hintertür" zu bezahlen.
Zum einen sorgt ein solcher "zweiter Gebührenmarkt" dafür, zumindest wenn er aktiv genutzt wird, dass es für Nutzer allgemein schwieriger wird, die richtige Gebührenrate für ihre Transaktionen abzuschätzen. Diese Schätzungen basieren schließlich auf der aktuellen Situation im Mempool, also den offiziellen Transaktionsgebühren und können sämtliche out-of-band Dienstleistungen nicht mit einbeziehen. Werden diese intensiv genutzt, verzerrt dies den "eigentlichen" Gebührenmarkt, da dieser nur noch unvollständig und verzerrt interpretiert werden kann.
Auch wird an dem Ansatz kritisiert, dass große Mining-Pools gegenüber kleineren bevorzugt behandelt werden, da diese für eine solche Dienstleistung schließlich besonders relevant sind. Auf kleinere Mining-Pools könnte hingegen verzichtet werden, da diese ohnehin nicht viele Blöcke finden. Von den zusätzlichen out-of-band Gebühren würden kleinere Pools entsprechend nicht profitieren können und hätten damit einen direkten Wettbewerbsnachteil.
Entgegensetzen kann man dieser Kritik, dass die nativen, also direkt innerhalb des Bitcoin-Netzwerks funktionierenden, Funktionen wie RBF und CPFP immer die günstigere Alternative darstellen werden. Schließlich gibt es hier keinen zentralen Dienstleister, der selbst auch noch an der Gebühr beteiligt werden möchte. Langfristig werden Services wie der Mempool Accelerator also wahrscheinlich eher in Ausnahmesituation zum Einsatz kommen, und genau dafür sind sie auch gut geeignet.
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