Der Hardware-Wallet-Anbieter Ledger hat angekündigt, die Veröffentlichung seines Recovery-Services zu verschieben, nachdem es heftige Kritik aus der Krypto-Community gegeben hatte. Das Unternehmen beabsichtigt nun, den Code für das umstrittene Update als Open Source zur Verfügung zu stellen, bevor die neue Funktion eingeführt wird. In einem offenen Brief an die User erklärte der CEO von Ledger, Pascal Gauthier, dass das Unternehmen die neue Funktion erst dann einführen werde, wenn der Code dafür veröffentlicht sei.

Kritik an Ledger Recover

Der neue Service namens "Ledger Recover" sollte es den Benutzern ermöglichen, verschlüsselte Backups ihrer Seed-Phrasen ("24 Wörter") bei drei Treuhändern zu speichern. Dadurch würden Ledger-Besitzer in der Lage sein, ihre privaten Schlüssel wiederherzustellen, selbst wenn sie ihre Seed-Phrasen verlieren oder vergessen. Die Teilnahme an diesem optionalen Feature erfordert jedoch eine Verifizierung der Kundenidentität (KYC).

Lese-Tipp: Wie funktioniert das neue "Ledger Recover" Feature?

Ledger wurde jedoch schnell von Mitgliedern der Kryptogemeinschaft kritisiert, die die Idee, Seed-Phrasen mit anderen Personen zu teilen, ablehnten. Zahlreiche User äußerten ihren Unmut auf Twitter, Reddit und anderen Plattformen und fühlten sich von Ledger verraten, da das Unternehmen zuvor erklärt hatte, dass bei Ledger-Wallets die privaten Schlüssel niemals ein Gerät verlassen würden.

Kritiker wiesen auch auf potenzielle Bedrohungen hin, wie Hacks der Treuhänder, Datenlecks bei KYC-Anbietern und die Kontrolle der Ledger-Benutzerdaten durch Strafverfolgungsbehörden. Die Tatsache, dass durch das neue Feature staatliche Behörden tatsächlich in der Lage sein können, die Vermögenswerte der User zu konfiszieren, räumte der Ledger-CEO auch in einem Interview beim Podcast "What Bitcoin did" ein.

Darüber hinaus wurde bemängelt, dass der Code für das Recover-Feature nicht Open Source ist, sodass die Sicherheit des vorgeschlagenen Systems nicht überprüft werden kann. Alles in allem führt ein solches Feature das Medium "Hardware Wallet" weitestgehend ad absurdum.

Der CEO von Ledger, Pascal Gauthier, erklärt, dass Ledger Recover dem Staat die Möglichkeit geben würde, eure privaten #Bitcoin-Schlüssel im Falle einer gerichtlichen Anordnung sicherzustellen.

@TheBTCTherapist

Entschuldigung vom CEO

Im Brief an die Ledger-Nutzer räumte Gauthier nun ein, dass das Unternehmen aus dieser Erfahrung eine wichtige Lektion gelernt habe. Zum einen kritisierte er die mangelnde Kommunikation, die dazu führte, dass viele Missverständnisse aufkamen, und entschuldigte sich dafür.

Aber unser unbeabsichtigter Fehler in der Kommunikation hat alle überrascht und die Fähigkeit unserer Kunden beeinträchtigt, Ledger Recover, seine Rolle für die wachsende Krypto-Community und das zukünftige Angebot von Ledger genau zu verstehen. Wir entschuldigen uns für die Art und Weise, wie dies kommuniziert wurde. Wir wollten euch keinesfalls überrumpeln.

Pascal Gauthier, CEO bei Ledger

Ferner ging er auch auf die Kritik daran ein, dass das Produkt nicht quelloffen ist. Einige Teile des Ledger-Codes wurden zwar bereits als Open Source veröffentlicht, weitere Teile sollen jedoch in Kürze folgen.

Gauthier betonte jedoch erneut, dass die Bereitstellung von Key-Recovery-Services für die Gewinnung einer neuen Generation von Krypto-Usern unerlässlich sei, da das eigenständige Verwahren von Vermögenswerten für viele Menschen zu schwierig erscheine.

Wir glauben von ganzem Herzen an die Notwendigkeit eines Dienstes wie Ledger Recover - diejenigen von uns, die seit langem in diesem Bereich tätig sind, in meinem Fall seit über einem Jahrzehnt, haben die Verantwortung, sicherzustellen, dass jeder selbst souverän sein kann und selbst die Kontrolle über seinen digitalen Wert hat. Das ist das Ethos der Kryptowährung.

Pascal Gauthier, CEO bei Ledger

Fazit

Dass Gauthier eine Erklärung abgegeben hat, um sich zu entschuldigen, ist natürlich lobenswert. Dass er den neuen Service allerdings mit "Selbstsouveränität" begründet, Ledger Recover aber den Nutzern genau diese in großen Teilen wegnimmt, ist auch weiterhin kritisch zu betrachten. An dem Imageschaden, den Ledger durch die geplante Einführung und schlechte Kommunikation erfahren hat, wird das Unternehmen ohnehin noch einige Zeit zu knabbern haben.