Die satirische Nachrichtensendung Last Week Tonight zählt zu den beliebtesten TV-Formaten im US-amerikanischen Fernsehen. In knapp 25 bis 30 Minuten kommentiert der Show-Host John Oliver aktuelle Ereignisse aus dem Zeitgeschehen auf sehr unterhaltsame, aber durchaus informative Art und Weise. Bereits im März 2018 produzierten Oliver und sein Team eine sehr sehenswerte Sendung zum Thema Kryptowährungen. Nun, etwas mehr als fünf Jahre später, widmete sich Last Week Tonight erneut dem Thema, diesmal allerdings eher als eine Art Abrechnung, mit all den Geschehnissen rund um die insolventen Plattformen FTX, Terra/Luna, Celsius und all dem anderen Betrug und Unsinn, der im Krypto-Markt so vor sich geht. Interessanterweise gelang es dem Format dabei sogar, Bitcoin dabei völlig außen vor zu lassen.

"Heute dachten wir uns, schauen wir uns die Welt der Kryptowährungen an, indem wir drei der größten Zusammenbrüche des letzten Jahres unter die Lupe nehmen. Jede dieser Firmen wurde mit dem Versprechen gegründet, einen Teil unseres Finanzsystems zu ersetzen. Terra, eine Kryptowährung, Celsius, eine Kryptobank und FTX, eine Handelsplattform für Kryptowährungen. In der Theorie hätten diese drei unser nächster Dollar, nächste Bank of America und die nächste Börse sein sollen. Aber in der Realität waren sie alle ein Fiasko."

John Oliver, Last Week Tonight

Die Absurdität im Kryptomarkt

Bevor er näher auf die drei genannten Projekte einging, lies John Oliver es sich nicht nehmen, auf die Absurdität, die im Krypto-Markt herrscht, hinzuweisen. Sei es die tanzende und singende Schwester des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg oder die schiere Masse an absolut sinnlosen Token, die sich in ihrem Schwachsinn versuchen selbst zu überbieten.

"Jeder einzelne dieser Krypto-Coins ist nur etwas, dass sich irgendjemand mit einem Laptop ausgedacht hat. Und das gilt für alle davon. Dogecoin, Catcoin, Pandacoin, Furry-Coin, Cumrocket, Elonsperm und Monkey Jizz. Die gibt es alle übrigens wirklich. Wir wollten uns eigentlich noch spaßeshalber einen Scherz-Coin ausdenken, aber dann haben wir Monkey Jizz [dt. Affen-Wichse; Anm. d. Red] gesehen und dachten uns, das wäre so als würde man einem Hut einen weiteren Hut aufsetzen."

John Oliver, Last Week Tonight

Terra, Celsius und FTX

Im weiteren Verlauf beschrieb der Show-Host schließlich die Hintergründe der gescheiterten Krypto-Projekte Terra, Celsius und FTX. Dabei ging er gewohnt pointiert auf die Projektverantwortlichen und deren Versagen sowie die jeweiligen Geschäftsmodelle ein, insbesondere bei Terra und Celsius.

"Wenn sich dies [Funktionsbeschreibung des Terra/Luna Modells; Anm. d. Red.] sowohl kompliziert als auch dämlich für Sie anhört, dann liegt das daran, dass es das auch ist. Sie müssen nicht verstehen, was hier wirklich passiert, weil es einfach keinen Sinn ergibt."

John Oliver, Last Week Tonight

Aber natürlich ließ er auch an FTX kein gutes Haar. "Wir haben also Bullshit-Geld (Terra) und eine Bullshit-Bank (Celsius), was uns zurück zu Sam Bankman-Fried und FTX bringt, was im Wesentlichen eine ganze Bullshit-Handelsplattform war", erklärte Oliver. Besonders die vielen Prominenten, die dauerhaft für FTX warben, kritisierte er stark. Allen voran Basketball-Star Steph Curry, Football-Legende Tom Brady und Schauspiel-Ikone Matt Damon, aber auch Politiker wie Tony Blair und Bill Clinton oder Musik-Sternchen Katy Perry waren mit FTX verbandelt.

Regulierung sinnvoll?

Während vielerorts immer mehr Stimmen laut werden, dass der Krypto-Markt endlich eine klare Regulierung benötige und sowohl in den USA als auch in der EU mit MiCA genau dies vorangetrieben wird, sprach sich John Oliver am Ende interessanterweise sogar gegen eine Regulierung von Krypto-Assets aus.

"Das Problem ist, dass es immer noch Firmen gibt, die die gleichen Versprechungen machen, wie diese Projekte, über die wir heute Abend gesprochen haben. [...] In einem Finanzsystem, in dem die einzige wirkliche Währung "Vertrauen" ist, werden Betrüger profitieren. Und ich weiß, dass wir am Ende unserer Sendungen meistens für eine Lösung plädieren, in diesem Fall etwa klare Regulierung. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das in diesem Fall eine gute Idee wäre. Es besteht die Gefahr, dass die Regulierung diesem Sektor mehr Legitimität verschaffen würde und hochriskante Investments sicher erscheinen lassen würden, obwohl es das definitiv nicht ist. Dies könnte wiederum zur Folge haben, dass auch traditionelle Banken sich Krypto mehr öffnen, dem noch mehr Legitimität geben und uns allen der Volatilität des Marktes aussetzen."

John Oliver, Last Week Tonight

Abschließend erklärte der Host noch, dass er nicht der Meinung sei, man müsse Kryptowährungen verbieten, oder dass diese niemals nützlich sein könnten, schließlich könne er nicht die Zukunft prophezeien. Aber man sollte sich bewusst machen, dass der einzige Anwendungsfall von "Krypto" ausschließlich die Spekulation ist.

"Wir sollten anerkennen, dass das Einzige, was man derzeit mit Kryptowährungen machen kann, die Spekulation mit noch mehr Krypto ist. Das ist alles noch immer ein Casino. Also, wenn Sie investieren wollen, machen Sie sich selbst schlau und investieren Sie nicht mehr als das, was Sie bereit sind zu verlieren."

John Oliver, Last Week Tonight

Alles in allem ist diese Episode (wie die meisten) absolut sehenswert. Wer die englische Sprache einigermaßen gut beherrscht, sollte sich das Video unbedingt ansehen.