Das Unternehmen KeyFi erhebt schwere Vorwürfe und klagt wegen Betrugs gegen die Lending Plattform Celsius Network. Celsius geriet in den letzten Wochen immer mehr unter Bedrängnis und setzte im Juni aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten die Auszahlungen auf der Plattform aus. Mit der Klage erhebt KeyFi schwere Vorwürfe gegenüber den Geschäftspraktiken von Celsius und bezeichnete das Unternehmen als ein Schneeballsystem.

Die Vorwürfe

Laut der Anklageschrift begann Celsius im August 2020 Kryptowährungen im Wert von mehreren hundert Millionen US-Dollar an KeyFi zu überweisen. Der Gründer und Geschäftsführer von KeyFi, Jason Stone, erklärte, dass obwohl die beiden Firmen keine schriftliche Vereinbarung hatten, KeyFi die privaten Schlüssel der Kryptowährungen erhielt. Laut eigener Aussage Stones hätte KeyFi zu diesem Zeitpunkt die Kundengelder entwenden können.

Den Kunden von Celsius wurden Renditen von bis zu 18% auf ihre Kryptowährungen versprochen. Celsius verwaltete laut der Anklage Vermögenswerte im Wert von 18 Milliarden US-Dollar. Die hohen Renditen bedeuteten aber auch ein hohes Risiko. KeyFi sollte mithilfe von DeFi-Protokollen die versprochenen Renditen für Celsius erwirtschaften. Laut der Anklageschrift verdiente KeyFi für Celsius 800 Millionen US-Dollar. Im Gegenzug sollte KeyFi eine 20%-Beteiligung erhalten, die aber laut KeyFi nie ausgezahlt wurde.

Im März 2021 beendete KeyFi die Geschäftsbeziehung zu Celsius, als dem Unternehmen die mangelhafte Bilanzierung der Lending Plattform auffiel. Die meisten Einzahlungen auf Celsius wurden in Bitcoin und Ethereum getätigt. Die Lending Plattform benutzte aber teilweise ihren selbst kreierten Celsius Token (CEL) für die Auszahlungen der Renditen. Dies führte dazu, dass, wenn der Wert der hinterlegten Bitcoins und Ethereum schneller anstieg als der CEL-Token, ein Loch in der Bilanz von Celsius entstand. Laut der Anklageschrift fiel KeyFi ein Bilanzloch in Höhe von 100 bis 200 Millionen US-Dollar auf.

Hinzu kommt, dass Celsius zur Schließung des Bilanzlochs angeblich versucht hat, den CEL-Preis mithilfe der Bitcoin-Einlagen »künstlich aufzublähen«. Dazu seien Bitcoins im Wert von 90 Millionen US-Dollar verwendet worden. Der Preisanstieg des CEL-Tokens ermöglichte der Lending-Plattform weitere Kredite gegen ihre CEL-Bestände aufzunehmen. Auch habe laut der Anklageschrift Celsius zur Schließung des Bilanzlochs einen Kredit in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in Form des Stablecoins Tether erhalten.

Warum erst jetzt?

Derzeit kann noch nicht gesagt werden, ob die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen. Allerdings beendeten in der Vergangenheit bereits andere Kryptounternehmen ihre Geschäftsbeziehung mit Celsius aufgrund ihrer riskanten Geschäftspraktiken zur Generierung der Renditen. Die Anklage von KeyFi könnte Licht ins Dunkel bringen und zeigen, wie verantwortungslos Celsius mit den Geldern der Kunden umgegangen ist.

Dennoch muss KeyFi an dieser Stelle kritisiert werden. Das Unternehmen hatte Kenntnis über die mangelhafte Bilanzierung des Unternehmens und wartete dennoch mit ihrer Anklage, bis Celsius kurz vor der Insolvenz stand. Hätte KeyFi direkt nach der Beendigung der Geschäftsbeziehung auf die dubiosen Geschäftspraktiken von Celsius hingewiesen, hätten die Kunden von Celsius reagieren und ihre Gelder von der Plattform noch abziehen können.

Noch eine gute Nachricht

Zum Abschluss noch eine gute Nachricht. Celsius konnte seinen Kredit des Maker-Protokolls vollständig bedienen. Zwischenzeitlich befanden sich knapp 24.000 Wrapped Bitcoins (WBTC) in dem DeFi-Protokoll. Eine Liquidierung dieser Bestände hätte vermutlich zu einem weiteren Preisabsturz des Bitcoins geführt.

Gestern zahlte Celsius die letzten 41,2 Millionen US-Dollar des Kredits zurück und erhielt im Gegenzug 21.962 WBTC, die noch als Sicherheit hinterlegt waren. Diese wurden anschließend an die Handelsplattform FTX gesendet. Es kann angenommen werden, dass Celsius die WBTC wieder in BTC zurückgetauscht hat, um weitere Schulden zu bedienen. Wofür Celsius die Bitcoins aber genau verwenden wird, ist noch unklar.