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IWF warnt El Salvador erneut vor Bitcoin-Risiken

Am von
IWF El Salvador

Vom 30. Januar bis 8. Februar 2023 war eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Gast in El Salvador. Im Anschluss an den Besuch veröffentlichten die Verantwortlichen eine Stellungnahme, in der sie zwar anerkannten, dass die erwarteten Risiken im Zusammenhang mit Bitcoin bisher nicht eingetreten sind, dies aber hauptsächlich an der noch immer geringen Nutzungsrate liegt. Gleichzeitig warnten sie das Land und die Regierung um den Präsidenten Nayib Bukele erneut, dass die Behörden ihre Pläne zur Ausweitung des staatlichen Engagements in Bitcoin „angesichts der rechtlichen Risiken, der fiskalischen Anfälligkeit und des weitgehend spekulativen Charakters der Kryptomärkte“ überdenken sollten.

Die Risiken

Bereits Ende 2021 und im Frühjahr 2022, sprach der IWF gegenüber El Salvador eine Warnung bezüglich des Bitcoins aus und forderte das Land auf, den BTC als gesetzliches Zahlungsmittel wieder abzuschaffen. Diese Warnung sprachen die Verantwortlichen des Währungsfonds nun erneut aus.

Im Statement heißt es:

„Die Gefahren von Bitcoin sollten angegangen werden. Während sich die Risiken aufgrund der bisher begrenzten Nutzung von Bitcoin – wie Umfragen und Überweisungsdaten nahelegen – nicht verwirklicht haben, könnte seine Nutzung angesichts seines Status als gesetzliches Zahlungsmittel und neuer gesetzlicher Reformen zur Förderung der Nutzung von Krypto-Vermögenswerten, einschließlich tokenisierter Anleihen, zunehmen. In diesem Zusammenhang bestehen die grundlegenden Risiken für die finanzielle Integrität und Stabilität, die fiskalische Nachhaltigkeit und den Verbraucherschutz fort und die Empfehlungen des Artikels IV von 2021 bleiben gültig. Mehr Transparenz über die Bitcoin-Transaktionen der Regierung und die finanzielle Situation der staatlichen Bitcoin-Wallet (Chivo) ist nach wie vor unerlässlich, insbesondere um die zugrundeliegenden fiskalischen Unwägbarkeiten und Kontrahentenrisiken zu bewerten.“

Internationaler Währungsfonds

Auch adressieren die IWF-Autoren, dass „die Finanzierung von Bitcoin-Käufen durch die Ausgabe von tokenisierten Wertpapieren aufgrund fiskalischer Risiken vermieden werden sollten“. Damit beziehen sie sich auf die sogenannten Bitcoin-Bonds, die demnächst auf den Markt geworfen werden und sowohl zur Finanzierung weiterer Bitcoin-Käufe, als auch für die geplante „Bitcoin-City“ dienen sollen.

Allgemein, haben sich die finanziellen Risiken des Landes im Jahr 2022 wohl weiter erhöht. Das Leistungsbilanzdefizit ist auf etwa 8 Prozent des BIP angestiegen und die internationalen Reserven sind auf 2 Monate der Importe gesunken. Dennoch ist laut IWF davon auszugehen, dass das reale BIP 2023 aufgrund des privaten Konsums, der öffentlichen Investitionen und des steigenden Tourismus voraussichtlich moderat wachsen wird.

Auch lobende Worte

Die IWF-Verantwortlichen hatten jedoch auch einige lobende Worte übrig. Sie erklärten, dass die salvadorianische Wirtschaft trotz negativer Schocks im vergangenen Jahr robust gewachsen sei. Auch der Tourismus-Sektor boome und der Rückgang der Kriminalitätsrate sei „beispiellos“, so die Autoren.

„Es wird geschätzt, dass die Wirtschaft im Jahr 2022 um 2,8 Prozent gewachsen ist […] seit März 2022 haben der beispiellose Rückgang der Kriminalität sowie die starken Überweisungen und Einnahmen aus dem Tourismus zu der robusten Wirtschafts- und Investitionsdynamik beigetragen.“

Internationaler Währungsfonds

Das Konzept der salvadorianischen Regierung sieht in diesem Bezug weitere Maßnahmen vor, um das Wachstumspotenzial zu stärken und die Wirtschaft zu diversifizieren. Dazu gehören Reformen zur Verbesserung der Sicherheit, Förderung des Tourismus, Reduzierung von Handelskosten und Verkürzung von Verwaltungsprozessen. Außerdem werden Mittel für Bildung bereitgestellt und Partnerschaften mit Fintech-Unternehmen geschlossen, um die digitalen Fähigkeiten der Bürger zu verbessern.

Trotzdem bleiben die Risiken hoch und das Gesamtbild eher negativ. Eine Verschlechterung der Lage in den USA könnte die Exporte und Überweisungen beeinträchtigen, ein Rückgang der privaten Kapitalzuführungen könnte eine Korrektur des Leistungsbilanzdefizits erzwingen, politische Fehler könnten obendrein das Vertrauen von Investoren schwächen, so der IWF. Auch Naturkatastrophen oder ähnliche Dinge könnten zu verheerenden wirtschaftlichen Schocks führen.

Auf der positiven Seite könnte eine Verbesserung der Sicherheitslage aber auch zu einem stärkeren Anstieg der privaten Investments und des Wachstums führen, den Abwanderungstrend reduzieren und die Rückkehr von Migranten fördern, erklärte der IWF.

Fazit

Dass im ersten Bitcoin-Staat noch nicht alles rosig ist, das konnte das Team von Blocktrainer.de auf unseren beiden bisherigen Reisen in das Land bereits selbst erfahren. Während El Salvador im vergangenen Jahr einige wirtschaftliche Rücksetzer verzeichnen musste, nicht zuletzt auch durch die eigenen Bitcoin-Investments, so muss man doch anerkennen, dass es sich in vielerlei Hinsicht auf dem Weg der Besserung befindet. Wie der IWF-Stellungnahme zu entnehmen, sind der steigende Tourismus und die sinkende Kriminalität wichtige Faktoren für sozioökonomischen Aufwind im Land.

Dass die IWF-Verantwortlichen, abermals vor den Risiken des Bitcoin-Engagements warnen, ist natürlich nicht verwunderlich. Auch als Bitcoin-Befürworter muss man schließlich anerkennen, dass das Experiment durchaus mit einigen Risiken verbunden ist – wenngleich diese vermutlich nicht so existenzbedrohend sind, wie vom IWF suggeriert. Wenn die Regierung, wie angekündigt, tatsächlich Geld für die finanzielle und digitale Bildung der Bevölkerung in die Hand nimmt, könnte die bisher niedrige Adoptionsrate des BTC womöglich etwas an Auftrieb bekommen. Und spätestens wenn es so weit ist, wird sich zeigen, ob sich die befürchteten Risiken, tatsächlich nur aufgrund der geringen Nutzung nicht bewahrheitet haben, oder ob diese vom IWF einfach überschätzt wurden.


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