Laut einem Bericht des Telegraph will die Bank of England (BoE) zusammen mit dem britischen Finanzministerium bis zum Jahr 2030 eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) einführen. Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, und Jeremy Hunt, der britische Finanzminister, wurden damit beauftragt, in den nächsten Wochen einen Fahrplan vorzustellen.

Großbritannien plant CBDC

Laut dem Telegraph sind die Bank of England und das Finanzministerium davon überzeugt, dass es in Zukunft ein digitales Pfund geben wird. Sie betonten jedoch, dass es noch zu früh sei, konkrete Maßnahmen zu nennen, aber dass die Vorbereitungen dafür bereits laufen.

Die britische CBDC soll tatsächlich den Namen "Britcoin" erhalten, was natürlich eine Komposition aus "Britain" und "Bitcoin" darstellt. Den Britcoin könnten die Menschen auf ihren Smartphones halten, ohne ein Bankkonto bei den Privatbanken zu benötigen. Die CBDC könnte somit eine Brücke zwischen dem Privatgeld und Zentralbankengeld darstellen.

Die Entscheidung erfolgte rund zwei Jahre nachdem der aktuelle Premier- und vorherige Finanzminister Rishi Sunak eine Taskforce eingerichtet hat, um zu prüfen, ob eine CBDC geschaffen werden soll. Sunak gilt als großer Befürworter von CBDCs. Schon bevor Sunak Premierminister von Großbritannien wurde, war dieser mit CBDCs vertraut. So untersuchte sein Ministerium bereits im Jahr 2020 die Funktionsweise und Vorteile von CBDCs.

Rishi Sunak gilt als ein Unterstützer von CBDCs. Quelle: Twitter

Die BoE und das Finanzministerium werden zunächst mit der "Design"-Phase des Projekts beginnen. Dieser Prozess wird wahrscheinlich mehrere Jahre dauern und soll erhebliche öffentliche Investitionen erfordern. Einige Beamte haben das Jahr 2025 als das früheste Startdatum identifiziert, an dem der Britcoin in die Testphase übergehen soll. Die früheste flächendeckende Einführung des Britcoins wurde auf die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts datiert.

Nutzung des Bargelds geht weiter zurück

Im Januar gab der Apple-Händler Gravis bekannt, Bargeldzahlungen in seinen Filialen abzuschaffen. Nur noch 10% der Kundschaft verwendete das Bargeld für Einkäufe. In Großbritannien kann auch landesweit ein ähnlicher Trend beobachtet werden. Nur noch 15% der Transaktionen im Alltag werden mit Barmitteln abgewickelt. Vor zehn Jahren lag dieser Wert noch bei 50%. Besonders die Coronapandemie beschleunigte diese Entwicklung.

Dennoch soll die Abschaffung des Bargelds nicht drohen. Die Bank of England und das Finanzministerium haben laut dem Bericht darauf hingewiesen, dass der Britcoin lediglich als Ergänzung zum Bargeld dienen soll und das Bargeld nicht ersetzen wird. Dies soll auch in dem bald vorgestellten Fahrplan bestätigt werden.

Großbritannien als nächstes CBDC-Land?

Insgesamt forschen 114 Länder an der Einführung einer CBDC, wobei China als Vorreiter gilt. Die ersten Versuche mit dem digitalen Renminbi begannen im Jahr 2021 und inzwischen ist dieser ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in China.

Immer wieder gibt es Bedenken bezüglich des Datenschutzes bei CBDCs. Bei einer digitalen Zentralbankwährung besitzen die Bürger ein direktes Konto bei der Zentralbank. Kritiker befürchten, dass im schlimmsten Fall politische Gegner mit der Sperrung des Kontos vom wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen werden könnten.

Das Finanzministerium und die Bank of England betonten jedoch, dass das neue System ein hohes Maß an Datenschutz bieten werde. So soll in dem Fahrplan vorgestellt werden, dass persönliche Daten gegenüber der Regierung nicht veröffentlicht werden. Der Britcoin soll die gleiche Privatsphäre bieten wie die bisherigen digitalen Zahlungsmittel. Jedoch sollen die Strafverfolgungsbehörden bei Verdacht auf Verbrechen an die Daten der Nutzer gelangen, ähnlich wie es zurzeit bei privaten Finanzdienstleistungsunternehmen der Fall ist.

Der Bitcoin als unpolitische Alternative

Großbritannien ist ein weiteres Beispiel dafür, dass das Bargeld im digitalen Zeitalter kein Zukunftskonzept ist. Zur Abschaffung des Bargelds benötigt es keine politischen Maßnahmen. Da sich Bargeld mit der Zeit selbst wohl oder übel selbst abschafft. Die Einführung des Britcoins könnte zwar eine Lösung darstellen, die grundlegende Problematik des Fiat-Gelds wird damit allerdings nicht gelöst. Eher im Gegenteil, denn Staaten respektive Zentralbanken erhalten damit noch deutlich mehr Möglichkeiten der Einflussnahme. Der Bitcoin bietet dagegen eine freie Alternative sowohl für die Bürger als auch für Regierungen.

Bitcoin ist ein Protokoll für den Wertetransfer im digitalen Raum. Im Gegensatz zu allen anderen digitalen Zahlungssystemen ist Bitcoin ein offenes Zahlungsnetzwerk, welches weder von einem Unternehmen noch einer Regierung kontrolliert wird. Damit ist Bitcoin ist wie das Internetprotokoll unpolitisch. Erst kürzlich erklärte Natalie Smolenski, die Vorsitzende der Texas Bitcoin Foundation gegenüber dem Internationalen Währungsfonds, warum Bitcoin möglicherweise die bessere Alternative im Vergleich mit CBDCs sein könnte.

Die Entwicklung des Internets demonstrierte die Vorteile von offenen Netzwerken. Der daraus resultierende Netzwerkeffekt machte es für Unternehmen unmöglich, ein eigenes Internetprotokoll für die breite Masse zu entwickeln. Man einigte sich auf einen gemeinsamen Standard, auf welchem die Unternehmen anschließend ihre Applikationen entwickelten.

Die versuchte globale Einführung von Zentralbankwährungen ist dazu das Gegenbeispiel. Anstatt sich auf ein gemeinsames Protokoll zu einigen, arbeitet jede Regierung an ihrem eigenen CBDC-Projekt. Dies führt dazu, dass die Effizienz von Inlandszahlungen verbessert werden könnte, die Relevanz von internationalen Zahlungen im digitalen Zeitalter einer globalisierten Welt werden hierbei allerdings vernachlässigt.

Eine Lösung für die Staaten wäre es, sich auf ein gemeinsames Protokoll zu einigen. Ein Kompromiss für alle Staaten wäre die Einigung auf einen neutralen Standard. Nur der Bitcoin erfüllt als die einzige wirklich dezentrale Kryptowährung diese Anforderung.

Bitcoin-Applikationen wie das TARO-Netzwerk würden Staaten sogar die Schaffung eigener Inlandswährungen ermöglichen, die trotzdem auf dem Bitcoin-Netzwerk basieren und interoperabel sind.

Fazit

Der noch in der Entstehung befindliche Fahrplan wird bald zeigen, wie der Britcoin aussehen soll. Ähnlich wie beim digitalen Euro ist auch beim Britcoin nicht damit zu rechnen, dass dieser bereits in den nächsten Jahren Realität wird. CBDC-Experimente in Japan oder Nigeria haben auch gezeigt, dass die britische Bevölkerung alternative Zahlungssystem bevorzugen könnten, weshalb die Adoption der Zentralbankwährung mit vielen Fragezeichen verbunden ist. Zudem ist es schwierig vorherzusehen, wie sich in 5–7 Jahren die digitalen Bezahlsysteme entwickeln werden. Der Bitcoin als ein offenes Zahlungsnetzwerk könnte für die Staaten einen Mehrwert liefern. Das Bitcoin-Experiment von El Salvador zeigt, welche Vorteile der Bitcoin als ein offenes Zahlungsnetzwerk für internationale Zahlungen bieten kann. Immer mehr Menschen nutzen Bitcoin für sogenannte "Remittances". In einer Welt mit mehr als 100 nationalen Zentralbankwährungen könnte sich der Bitcoin aufgrund seiner unpolitischen Eigenschaften zu einem internationalen Standard entwickeln, auf den sich alle Staaten einigen.