Der mutmaßlich für die Insolvenz der Kryptobörse FTX zu großen Teilen mitverantwortliche Gründer der Plattform ist nach deren Zusammenbruch weltweit in Ungnade gefallen. Während die Strafverfolgungsbehörden bisher wenig Interesse an Sam Bankman-Fried ("SBF") zeigten, wunderte man sich in der Krypto-Community, warum dieser weiterhin frei herumlaufen darf, nachdem es dutzende Hinweise darauf gibt, dass auf der von ihm geführten Börse Betrügereien in Milliardenhöhe abliefen.

Laut einer Bekanntmachung des Justizministeriums der Bahamas, wo SBF wohnhaft ist, wurde dieser gestern Abend von den Behörden auf dem paradiesischen Archipel in seinem Apartmentkomplex festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. Die Festnahme geschah nach einer Erklärung aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Die USA werden aller Voraussicht nach schon bald Anklage gegen Bankman-Fried erheben und dessen Auslieferung beantragen, hieß es darin.

"Aufgrund der eingegangenen Erklärung und des damit vorgelegten Materials wurde es als angemessen erachtet, dass der Generalstaatsanwalt die Verhaftung von SBF beantragt und ihn gemäß dem Auslieferungsgesetz unserer Nation in Gewahrsam nimmt.

Sobald ein förmliches Auslieferungsersuchen gestellt wird, beabsichtigt die Regierung Bahamas, dieses im Einklang mit dem bahamaischen Recht und ihren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Vereinigten Staaten unverzüglich zu bearbeiten."

Stellungnahme des Justizministeriums auf den Bahamas

Klage durch Staatsanwaltschaft und SEC

Wie die New York Times berichtet bestätigte die Staatsanwaltschaft des südlichen Distrikts von New York bereits, dass Bankman-Fried angeklagt wurde und sagte, dass die Anklageschrift am Dienstag freigegeben werden würde. Unabhängig davon teilte die amerikanische Börsenaufsicht "Securities and Exchange Commission" in einer Erklärung mit, dass sie eine Anklage "im Zusammenhang mit den Verstößen von SBF gegen die US-Wertpapiergesetze genehmigt habe.

SBF
Sam Bankman-Fried. Quelle: Wikimedia (CC BY 3.0)

Dem FTX-Gründer und CEO werden Überweisungsbetrug ("wire fraud"), Verschwörung zum Überweisungsbetrug, Wertpapierbetrug, Verschwörung zum Wertpapierbetrug und Geldwäsche vorgeworfen, erklärte eine mit dem Fall betraute Person gegenüber der New York Times.

Wann eine mögliche Auslieferung stattfinden könnte, ist noch nicht bekannt. Ein solcher Prozess kann sich einige Wochen hinziehen.

Aussage vor dem US-Kongress

Ursprünglich hätte Sam Bankman-Fried heute vor dem US-Kongress Stellung zum FTX-Zusammenbruch beziehen sollen. Es war eine Anhörung vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses geplant, bei der SBF hätte aussagen sollen. Er erklärte allerdings schnell, dass er lediglich per Liveschalte aussagen und nicht persönlich vor Ort sein werde.

In einem Interview über die "Spaces"-Funktion auf der Plattform Twitter, wurde Bankman-Fried erst vor wenigen Tagen darauf angesprochen, ob er eine Verhaftung fürchte und er deswegen nicht in die USA reisen wolle. Dies dementierte er wiederum und erklärte, dass er nicht mit einer Verhaftung rechne. Sein Fernbleiben sei lediglich damit begründet, dass er derzeit viele verschiedene Pressetermine wahrnehmen müsse. Retrospektiv scheint dies wohl eine Lüge oder Fehleinschätzung seinerseits gewesen zu sein.

Durch die nun stattgefundene Verhaftung wird SBF jedoch nicht vor dem Kongress aussagen – auch nicht per Videoschalte. Dies missfällt nicht nur den Abgeordneten, sondern auch weiten Teilen der Öffentlichkeit. Die dem Ausschuss angehörige Politikerin Maxine Waters erklärte:

"Die amerikanische Öffentlichkeit verdient es, von Herrn Bankman-Fried direkt über die Handlungen zu hören, die mehr als eine Million Menschen geschädigt haben. Die Öffentlichkeit hat sehnsüchtig darauf gewartet, diese Antworten unter Eid vor dem Kongress zu erhalten und der Zeitpunkt dieser Verhaftung verwehrt der Öffentlichkeit diese Gelegenheit."

Ob und wann die Aussage nachgeholt wird, ist bis dato ungewiss. Gleichwohl dürfte SBF wohl spätestens vor Gericht zu umfänglichen Ausführungen zu den Vorwürfen Stellung beziehen. Er selbst erklärte mehrfach, dass er kein Betrüger sei. Er machte stets "massive Managementfehler" und schlampige Buchführung für die Implosion seines Unternehmens verantwortlich und betonte, dass er "niemals versucht habe, Betrug zu begehen" oder wissentlich die Gelder von FTX-Kunden zur Finanzierung anderer Investitionen abgezweigt habe. Ob dies der Wahrheit entspricht, wird wohl bald ein US-Gericht klären.


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