Mark Zuckerberg hat vor ein paar Tagen die Gerüchteküche angeheizt. Auf Facebook stellte er seine zwei Ziegen vor: Max und Bitcoin. Die Aufregung innerhalb der Bitcoin Community war groß. Schon vor ein paar Wochen kam das Gerücht auf, dass Facebook Bitcoins gekauft hat. Dies hat sich im Nachhinein aber als falsch erwiesen. In diesem Artikel soll näher beschrieben werden, wieso eigentlich Facebook Bitcoin braucht und nicht Bitcoin Facebook. Facebook ist im Vergleich zu anderen Technologieunternehmen schon seit längerem in einer ungünstigen Situation.

"Meine Ziegen: Max und Bitcoin." Quelle: Facebook

Bitcoin auf der Unternehmensbilanz

Sehen wir uns zuerst an, wieso Unternehmen überhaupt Bitcoin kaufen sollen. Vor allem an der Börse gelistete Unternehmen profitieren von den Vorteilen. Bitcoin ist eine neue Anlageklasse, die in den letzten zehn Jahren im Schnitt 200% pro Jahr im Preis zugelegt hat. Bitcoin ist hier im Vergleich zu anderen Anlageklassen unerreicht. Ein börsennotiertes Unternehmen hat, wie viele andere Unternehmen auch, das Hauptziel seinen Gewinn zu maximieren. Dazu kommt aber noch, dass jeder Aktionär gleichzeitig ein Teilhaber des Unternehmens ist. Die Wertbeständigkeit eines Unternehmens ist damit genauso wichtig.

10-Jahres Wachsstumsrate von Bitcoin

Jeder Unternehmer muss sich fragen, wie kann ich den Wert meines Unternehmens am besten für meine Aktionäre halten oder sogar erhöhen. Um das zu erreichen, muss das Unternehmen wachsen. Wächst ein Unternehmen aber langsamer, als das Produktivitätswachstum der Volkswirtschaft verliert es langfristig seinen Wert. Die Folge ist, dass es ausselektiert wird und vom Markt verschwindet.

Die einfachste Lösung für jedes Unternehmen besteht darin, sein Geschäft an das beste monetäre Netzwerk anzuschließen, das jemals erfunden wurde. Es ist nicht kompliziert. Ich kaufe Bitcoin und halte es langfristig auf der Unternehmensbilanz. Bitcoin zu halten ist wie ein Unternehmen zu kaufen, dass im Jahr 200% wächst. Ich muss meinen Aktionären keine Dividenden zahlen oder meine eigenen Aktien zurückkaufen. Ich steigere nur mit dem Halten von Bitcoin den Wert meines Unternehmens signifikant. Jedes Unternehmen an der Börse wird sich in Zukunft eine Bitcoin Strategie neben ihrem operativen Geschäft überlegen müssen. Eine Bitcoin Investition ist eine asymmetrische Wette, bei der die Gewinnchancen zu hoch sind, um sie zu ignorieren. Das Unternehmen MicroStrategy hat hier natürlich bereits eine Vorreiterstellung eingenommen. Sie generieren mit ihrer Bitcoin Strategie genauso viel Cash-Flow wie mit ihrem operativen Geschäft.

Wieso Facebook?

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass Facebook das erste FAANG-Unternehmen sein wird, das Bitcoin kaufen wird. Facebook befindet sich in einer unangenehmen Lage. Jede große Applikation von Facebook ist von einem anderen Technologie Unternehmen abhängig. Apple kontrolliert das iOS Betriebssystem und Google Android. Apple und Google kontrollieren damit 99,6% des mobilen Softwaremarktes. Egal ob Facebook, Instagram oder WhatsApp alle Applikationen von Facebook werden primär über das Smartphone benutzt. Google und Apple sind durch ihre App Stores die Torhüter für jedes Unternehmen, das auf der Plattform von ihnen operieren will.

Marktanteil von iOS und Android für mobile Betriebssysteme. Quelle: statista

Schon seit Monaten liefern sich Apple und Facebook eine erbitterte Auseinandersetzung. Es geht um eine neue Datenregel, die Apple mit der jüngsten Version des Betriebssystems einführen will. Facebook fürchtet dadurch einen Schaden für ihr Werbegeschäft. Hier ist aber definitiv Apple am längeren Hebel. Sie besitzen die Plattform. Ohne ihre Erlaubnis läuft keine Applikation von Facebook mehr auf ihre Geräte. Bis jetzt konnten sich die Unternehmen immer einig werden. Das bedeutet aber nicht, dass es auch in Zukunft so bleiben wird. Facebook ist hier deutlich in der Defensive.

Bitcoin kann ein Befreiungsschlag für Facebook sein. Die Integration eines offenen und dezentralen Systems ist zugleich die beste Defensive als auch Offensive. Es ist leichter für Apple oder Google die Applikation von Facebook zu zensieren, wenn sie nur für den Austausch von Informationen wie Bilder oder Nachrichten benutzt wird. Auf dem Bitcoin Protokoll werden aber Werte ausgetauscht. Facebook hat eine Nutzeranzahl von 2,7 Milliarden Menschen. Facebook hat damit die Möglichkeit jedem einzelnen Nutzer ein Sparkonto zu geben, das durchschnittlich im Jahr 200% steuerfrei an Wert gewinnt.

Für die meisten Menschen ist die Aufbewahrung bzw. das Versenden von Geld wichtiger, als der Austausch von Informationen wie Bilder oder Nachrichten. Sollte Google oder Apple probieren das Netzwerk von Facebook zu zensieren, kann Facebook sicher sein, dass es zu einem enormen Aufschrei kommen wird. Es ist schließlich ein großer Unterschied, ob ich keinen Zugriff mehr auf mein Geld habe oder meinen Freunden keine Nachrichten mehr schicken kann.

Der letzte Punkt ist, dass es sich für Facebook um einiges schwieriger gestaltet eine eigene Zahlungsinfrastruktur zu erschaffen. Apple, Google und auch Amazon haben mit ihren Pay Applikationen schon eine eigene Infrastruktur erschaffen. Für Apple, Google und Amazon ist die Erweiterung ihrer Infrastruktur mit Bitcoin eine Möglichkeit. Sollten Unternehmen wie Square oder PayPal mit ihrer Bitcoin Strategie gefährlich werden, können sie schnell nachrüsten. Für Facebook ist Bitcoin eine Notwendigkeit. Sie haben kein solides Fundament gefunden, um Zahlung auf ihrer Plattformen abzuwickeln. Der letzte Versuch war der Libra Coin bzw. Diem.

Dienste wie Apple Pay sind inzwischen in der breiten Masse angekommen

Facebooks Fehlversuche

Es ist anzunehmen, dass Facebook sich dieser Problematik schon seit längerem bewusst ist. Als 2019 Facebook seinen Libra Coin ankündigte, kam es zu einem großen Aufschrei. Das ist nicht zuletzt Facebook seinen schlechten Ruf als Datenkrake zu verdanken. Facebook ist auf massiven regulatorischen Widerstand gestoßen und viele Partner wie Master Card sind abgesprungen. Schließlich wurde das Projekt in Diem umbenannt. Aber wirklich Fuß fassen konnte das Projekt bis heute nicht. Die Markteinführung ist für 2021 zwar geplant, aber es gibt noch viele regulatorischen Hürden. Es ist sicher, dass das Projekt so wie es vor zwei Jahren geplant war, nicht erscheinen wird.

Facebook hat nun die Möglichkeit seine Fehler einzusehen. Facebook musste die harte Lektion lernen. Staaten und Regierung sind nicht daran interessiert, dass private Währungen sich durchsetzen. Die Implementation eines dezentralen Netzwerks wie Bitcoin würde sich einfacher gestalten. Der erste Schritt wäre, dass Facebook Bitcoin kauft und auf seine Bilanz packt. Dann kann Facebook experimentieren, wie sich Werte über das Bitcoin Netzwerk auf die eigene Plattform austauschen lassen können. Einen weiteren Vorteil hätte das Ganze auch noch für Facebook: Mit der Aufgabe ihrer eigenen privaten Währung und Implementation von Bitcoin würden sie Vertrauen signalisieren. Von der Datenkrake zur Plattform, die jeden Nutzer in einem offenen Netzwerk antizipieren lässt.

Von Libra zu Diem: Das Zahlungsexperiment von Facebook. Quelle: t3n

Ausblick

Für jedes Unternehmen war es sehr lukrativ, einen Teil ihrer Geldreserven in Bitcoin umzuwandeln. Wenn Facebook weiterhin Bitcoin ignoriert, werden Zahlungsdienstleister wie Square oder PayPal diesen neuen Markt immer weiter erobern. Gleichzeitig bleibt die hohe Abhängigkeit von Apple und Google bestehen. Apple und Google haben ihre eigene Zahlungsinfrastruktur schon erschaffen mit Apple Pay bzw. Google Pay. Facebook hat es mir einer eigenen privaten Währung versucht, ist aber so gut wie gescheitert. Bitcoin kann ein Weg sein, sich der drohenden Zensur durch Google oder Apple zu widersetzen. Mark Zuckerberg muss handeln. Tencent hat mit der Implementation von WeChat Pay in WeChat gezeigt wie es funktionieren kann. Das Gleiche kann Facebook WhatsApp probieren nur mit dem Lightning Netzwerk und nicht mit einer eigenen privaten Währung. Am 26. Mai findet das jährliche Shareholder-Meeting von Facebook statt. Vielleicht erfahren wir dann mehr.