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Neuer EZB-Bericht: „Bitcoin ist für grenzüberschreitende Zahlungen am wenigsten überzeugend!“

Am von
EZB Zentrale

Im Rahmen eines aktuellen Forschungsberichts begibt sich die Europäische Zentralbank (EZB) auf die „Suche nach dem heiligen Gral der grenzüberschreitenden Zahlungen“ (so der Titel des Berichts). Im Gegensatz zu zahlreichen Verfechtern des Bitcoin-Netzwerks kommen die EZB-Forscher jedoch zu dem Schluss, dass Bitcoin angeblich für grenzüberschreitende Zahlungen nicht gut geeignet sei.

Während sie zwar anerkennen, dass das Bitcoin-Netzwerk und die dazu zugehörigen weiteren Layer (z.B. das Lightning-Netzwerk) zahlreiche Eigenschaften aufweisen, die es durchaus zu einem Kandidaten für den „Gral des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs“ machen, stellen die Autoren aber anschließend auch klar, dass es in ihren Augen eine lange Liste von Einschränkungen gibt, die dem widersprechen. Bitcoin sei „am wenigsten überzeugend, um als heiliger Gral zu fungieren“, heißt es in dem Bericht. Vielmehr sehen die EZB-Schreiberlinge eine CBDC als am besten geeignet, was in Anbetracht der Tatsache, von wem das Paper verfasst wurde, wenig überraschend ist. Auch die von den Forschern genannten Nachteile können nur bedingt als solche angesehen werden, da primär die alten Leiern von „Energieverschwendung“, „Nutzung durch Kriminelle“, „zu volatil“ etc. angeführt werden.

Bitcoin für grenzüberschreitende Zahlungen?

Pros

Zunächst wollen wir uns die Pro-Argumente ansehen, die laut der EZB Bitcoin für grenzüberschreitende Zahlungen geeignet machen könnten:

Ein besonders großer Vorteil ist der Fakt, dass mit Bitcoin-Netzwerk ein einziges System „so wie es ist“ genutzt werden kann, um weltweit Transaktionen abzuwickeln.

„Grenzüberschreitende Zahlungen in Bitcoin erscheinen ebenso effizient wie inländische Zahlungen in Bitcoin, ohne dass weitere Investitionen erforderlich sind. Dies liegt auch daran, dass die Währungsumrechnung außerhalb der Bitcoin-Lösung stattfindet, d.h. es ist jedem Nutzer überlassen, von/nach nationalen Währungen zu konvertieren.“

EZB

Da es bei Bitcoin aufgrund seiner dezentralen Peer-to-Peer-Natur keine Zwischenhändler gibt, werden darüber hinaus Risiken durch operationelle oder finanzielle Ausfälle solcher Zwischenhändler vermieden.“Dies deutet auf ein hohes Effizienzpotenzial des Bitcoin-Netzwerks hin“, so die EZB. Ferner wurden die Ein- und Auszahlungsdienste von nationalen Währungen in Bitcoin von Wallet-Anbietern stets weiterentwickelt. Sobald ein Nutzer eine für seine Transaktion ausreichende Bitcoin-Position besitzt, braucht es keine weiteren Intermediäre. Auch dies sieht die EZB durchaus positiv, sofern man „die großen Wertschwankungen akzeptieren kann“.

Cons

Energieverschwendung

„Die zugrunde liegende Technologie (und insbesondere „Proof-of-Work“) ist von Natur aus teuer und verschwenderisch.“

EZB

Das Argument der Energieverschwendung ist das erste, das von der EZB angeführt wird, um deutlich zu machen, warum Bitcoin angeblich nicht gut für grenzüberschreitende Zahlungen geeignet sei. Die Diskussion um den Energieverbrauch bei Proof-of-Work und dessen vor und Nachteile wurden bereits massenhaft diskutiert und eine detaillierte Ausführung dazu, warum die Forscher an dieser Stelle größtenteils falsch liegen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. In unseren Artikeln zur GreenPeace Kampagne gegen Bitcoin, dem Galaxy-Report zum Energieverbrauch oder dem aktuellen Quartals-Bericht des Bitcoin-Mining-Councils, finden sich jedoch zahlreiche Gegenargumente zur Darstellung der EZB-Forscher.

Nutzung durch Kriminelle

„Die Attraktivität von Bitcoin für grenzüberschreitende Zahlungen ist zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass er (bisher) keiner Gleichbehandlung in Bezug auf die Einhaltung der KYC- und AML/CFT-Vorschriften unterlag. Dies hat zu einer weit verbreiteten Nutzung von Bitcoin für kriminelle Zwecke geführt.“

EZB

Dass die Zentralbanker selbst im Jahr 2022 noch immer das (Schein-)Argument der „weit verbreiteten Nutzung durch Kriminelle“ anbringen, ist mittlerweile fast eher lustig als traurig. Auch zu diesen oft behaupteten, aber schon mehrfach widerlegten Aussagen, hat Blocktrainer.de in der Vergangenheit mehrfach quellenbasierte Gegendarstellungen verfasst. Tatsächlich ist dem Crypto Crime Report 2022 vom Blockchain-Analyseunternehmen Chainalysis zu entnehmen, dass im Jahr 2021 der Anteil der mit illegalen Zwecken in Verbindung stehenden Transaktionen im gesamten (!) Kryptomarkt lediglich 0,15% des Transaktionsvolumens betrug. Betrachtet man ausschließlich Bitcoin ist diese Zahl noch um ein Vielfaches niedriger!

Dies ist auch in unserem Beitrag „Krypto-Kriminalität auf dem Höchststand – oder etwa nicht?“ nachzulesen.

Probleme mit der Governance

Dass das Bitcoin-Netzwerk keinen „Anführer“ hat und keine zentrale Partei Änderungen durchführen kann, erkennen die EZB Forscher zwar als eine „vermeintliche Stärke“ an, führen es jedoch gleichzeitig als Negativpunkt auf, da es dadurch ihrer Meinung nach schwierig für das Netzwerk wird, Protokoll-Änderungen angesichts eines sich ändernden Umfelds umzusetzen.

Blocktrainer.de meint: „Liebe EZB, it’s a feature, not a bug!“

Hohe Volatilität

Auch das vierte und letzte Argument der EZB-Forscher ist eines, das schon hunderte Male genannt und diskutiert wurde: Die hohe Preisvolatilität des Bitcoins. Diese macht ihn, laut der EZB als Rechnungseinheit und Zahlungsmittel ungeeignet, sowohl für inländische als auch grenzüberschreitende Zahlungen.

Natürlich ist dem Bitcoin eine hohe Volatilität nicht abzusprechen, dies als Gegenargument für grenzüberschreitende Zahlungen anzuführen, scheint jedoch ziemlich kurz gedacht. Denn zum einen befindet sich Bitcoin als Asset bzw. Geld noch immer in seiner Preisfindungsphase und es gibt viele begründete Annahmen, dass die Volatilität des BTC langfristig sinkt. Zum anderen gibt es Etnwicklungen, die das Bitcoin- respektive das Lightning Netzwerk mittel- und langfristig auch dazu geeignet machen, wertstabile Transfers abzuwickeln. Erst heute stellte die Firma Galoy die sogenannten „Stablesats“ vor, ein USD-Pendant, das über das Lightning-Netzwerk versendet werden kann, ohne Token funktioniert und nicht den Preisschwankungen des Mutter-Assets BTC unterliegt. Das Volatilität-Argument wäre damit ebenso hinfällig.

Fazit

Die Frage danach, ob Bitcoin tatsächlich der heilige Gral der grenzüberschreitenden Zahlungen sein kann und wird, bleibt auch weiterhin unbeantwortet. Die von der EZB abgeführten Gegenargumente sind mehr Schein als Sein und nur bedingt ernstzunehmen. In Anbetracht der fadenscheinigen Argumentationskette der EZB-Forscher wird man beim Lesen das Gefühl nicht los, dass mit diesem Bericht eine Agenda (nämlich digitale Zentralbankwährungen – CBDCs) gepusht werden soll.

Gleichwohl steht das Bitcoin-Netzwerk noch vor einigen Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um es auch in der breiten Masse als globales Zahlungssystem zu etablieren. Das wunderbare daran ist jedoch, dass Bitcoin bereits jetzt als solches grenzüberschreitendes Zahlungsnetzwerk funktioniert. Jeder, der möchte, kann es ausprobieren und mitmachen – völlig egal was die EZB oder irgendjemand anderes davon hält.


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