Update: Der tippin.me Service scheint Nutzern wieder zur Verfügung zu stehen. Zumindest funktionieren Login und Lightning-Zahlungen wieder. Informationen über die Hintergründe des Ausfalls gibt es nicht. Die grundlegende Aussage dieses Beitrags, bei solchen Custodial Anbietern vorsichtig zu sein, ändert sich deswegen aber natürlich nicht!

Ein beliebter Custodial-Anbieter, um schnell und einfach Lightning-Zahlungen, darunter vor allem kleine Spenden, zu tätigen ist tippin.me. Zumindest war das bisher so. Seit etwa drei Tagen beschweren sich Nutzer darüber, dass der Service nicht erreichbar und damit der Login sowie Auszahlungen der eigenen Bitcoin nicht mehr möglich sind. Von den Administratoren, welche ohnehin nicht öffentlich bekannt sind, fehlt dabei jede Spur. Alles deutet auf einen Exit-Scam, also einen Ausstiegsbetrug der Betreiber des Dienstes hin.

Wer sich auf tippin.me einloggen möchte, bekommt aktuell nur eine Fehlermeldung zu sehen:

Not your keys, not your sats

Die Nutzung des Lightning-Netzwerks ist praktisch, schnell und vor allem günstig. Noch bequemer wird es mit Anbietern, die einem ohne zusätzlichen Aufwand einen voll funktionsfähigen Lightning-Service anbieten, für den man weder eine eigene Lightning-Node betreiben, noch eigene Kanäle öffnen muss. Vor allem um Einsteiger zu "Orange-Pillen" und ihnen das Potenzial von Bitcoin und dem Lightning-Netzwerk zu demonstrieren, sind Dienste wie Wallet of Satoshi & Co. bestens geeignet.

Doch der Kompromiss, der dafür eingegangen werden muss, liegt auf der Hand: Man gibt seine Satoshis aus der Hand und vertraut dem Anbieter des Dienstes, diese sicher zu verwahren – und natürlich darauf, dass dieser sich nicht einfach aus dem Staub macht. Ein Problem, nicht nur allgemein für den Ruf des Lightning-Netzwerks, sondern natürlich auch den direkten Verlust, den man potenziell als Nutzer erleiden könnte. Daher ist es essenziell, entweder gar nicht oder wenn, nur sehr geringe Beträge bei solchen Dienstleistern zu verwahren, die einem selbst bei Totalverlust nicht fehlen.

Dieser Totalverlust scheint nun den Nutzern von tippin.me zu drohen. Auf Telegram erhalten diese jedenfalls seit Tagen keine Antwort von den Betreibern. Auch auf Twitter und der offiziellen Webseite sucht man vergeblich nach Hinweisen oder einem Lebenszeichen. Nicht einmal E-Mails können an die offizielle Support-Adresse zugestellt werden.

Undelivered Mail Returned to Sender mit dem Grund: Mailbox voll!

Alternativen

Eine gute Alternative für Nutzer, die sich eine möglichst einfache Lightning-Erfahrung wünschen, ohne dabei die Kontrolle über ihre Bitcoin aus der Hand zu geben, ist die Phoenix Wallet, welche sowohl für iOS als auch Android verfügbar ist. Die Nutzung ist dabei ähnlich intuitiv wie mit den beliebten Custodial-Apps, mit dem technischen Unterschied, dass im Hintergrund tatsächlich eigene Lightning-Kanäle geöffnet werden. Gerade am Anfang muss man also auch mit etwas höheren Gebühren rechnen – dafür muss auf die Selbstverwahrung nicht verzichtet werden.

Wichtig: Die Wiederherstellungswörter, die man sich direkt in der App anzeigen lassen kann, sollte man wie üblich separat, z.B. auf einem Blatt Papier (oder besser einem "Seedor"), aufschreiben, um im Notfall auch wirklich noch Zugriff auf seine Sats zu haben!

Die optimale, aber auch aufwändigste Lösung, ist natürlich das Betreiben einer eigenen Lightning Node! Denn wenn die mal nicht funktioniert, ist man garantiert selbst dafür verantwortlich. Auf Blocktrainer.de findest du einige Tutorials zur Einrichtung deiner eigenen Full-Node, unter anderem auch für Umbrel und RaspiBlitz, die dir den Einsteig erleichtern sollten.