Aus einem aktuellen Cointelegraph-Bericht geht hervor, dass sich Erik Thedéen, der Vizepräsident der Europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA) in einem Interview mit der Financial Times für ein Verbot von Proof-of-Work Mining ausgesprochen hat.

Er zeigte sich aufgrund der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien für das Schürfen von Bitcoin und Co. besorgt und sprach von einem "Problem nationaler Tragweite". Er warnte davor, dass das Mining von Kryptowährungen ein Risiko für das Erreichen der Klimaziele darstellen könnte. Aus diesem Grund sei er der Meinung, dass die Krypto-Industrie als Ganzes auf "effizientere Technologien" umsteigen solle und sprach sich dementsprechend für Proof-of-Stake als Alternative aus.

"Wir brauchen eine Diskussion über die Umstellung der Branche auf eine effizientere Technologie."

- Erik Thedéen, Vizepräsident der ESMA

Verkehrte Welt

Im Gegensatz zu allen bisherigen Kritikern, die monierten, dass das Bitcoin-Mining nicht genügend saubere, grüne Energie nutze, stört sich Herr Thedéen also daran, dass das Bitcoin-Netzwerk mittlerweile zu viel regenerative Energien nutzt. Damit eröffnet er zwar ein ganz neues Feld von sogenannter FUD (en. Fear, Uncertainty, Doubt - Angst, Unsicherheit, Zweifel) jedoch zeigt es auch, wie wenig Verständnis und Weitblick er für das Bitcoin-Mining hat.

Erik Thedéen. Quelle: ESMA

In der Tat wäre es ein Problem, wenn die Rechenleistung für das Bitcoin-Netzwerk aus Energie gespeist würde, die andernorts für die Versorgung von Städten und anderer Infrastruktur genutzt werden könnte. Tatsächlich ist dies aber oft überhaupt nicht der Fall. Gerade die gestrandete und überschüssige Energie ist besonders günstig und verschafft den Minern, welche diese verwenden, damit einen Kosten- und somit Wettbewerbsvorteil.

Es gibt bis dato keine (uns bekannten) Fälle, bei denen auch anderweitig nutzbare regenerative Ressourcen für das Bitcoin-Mining verwendet werden und dies zur Folge hätte, dass für die Versorgung der naheliegenden Städte o.ä. auf fossile Brennstoffe gesetzt werden muss. Die hätte dann tatsächlich negativen Einfluss auf die Umweltbilanz und die Klimaziele, aber wie zuvor erwähnt, ein solcher Fall ist uns bisher nicht bekannt. Und selbst, wenn es so einen Fall gibt, wird dies langfristig wahrscheinlich nicht so bleiben. Spieltheoretisch ergibt es jedenfalls keinen Sinn, da Energie, die auch anderweitig genutzt werden kann und für die es einen Markt gibt, nicht die günstigste sein wird.

Verbotsforderung dank Missinformation

Darüber, dass der ESMA-Vize ein Verbot aufgrund der Nutzung von zu viel grüner Energie fordert, könnte man, angesichts der ständigen Diskussionen um den CO₂-Fußabdruck des Netzwerks, schon fast laut loslachen. Es ist schon sehr ironisch, dass nun abermals von einem Politiker ein neuer Grund erfunden wurde, warum man doch Bitcoin verbieten solle. Denn auch wenn Herr Thedéen "nur" ein internationales Mining-Verbot und eine industrieweite Umstellung auf Proof-of-Stake fordert, käme eine Umsetzung dessen einem Komplettverbot des Bitcoins gleich. Denn auch wenn der Vizepräsident wahrscheinlich selbst überhaupt keine Ahnung hat, was dies bedeuten würde... Bitcoin ohne Proof-of-Work ist nicht mehr Bitcoin. Proof-of-Stake ist keine Alternative.