Der Inflationsdruck in Deutschland steigt weiter an. Nachdem der Verbraucherpreisindex im September um 4,5% zulegten, stieg der Erzeugerpreisindex im Oktober um 18,4% und erreichte ein 70-Jahres-Hoch. Während die Politik und die Notenbanken immer noch von einer vorübergehenden Inflation sprechen, sagen die Zahlen etwas anderes.

Was ist der Erzeugerpreisindex?

Der Erzeugerpreisindex (PPI) ist neben dem Verbraucherpreisindex (CPI) die zweite Kennzahl zur Messung der Inflation. Er misst die durchschnittlichen Verkaufspreise für Rohstoffe und Dienstleistungen im gesamten Inlandsmarkt. Damit ist der PPI eine Messgröße der Inflation für die Produzenten von Waren.

Der CPI untersucht auf der anderen Seite die durchschnittlichen Preisveränderungen für die Verbrauchsgüter. Diese sind aber das letzte Glied in einer Wirtschaft. Preissteigerungen bei den Zwischenprodukten können daher mit dem CPI erst sehr spät nachgewiesen werden. Ein besserer Indikator ist hier der PPI. Er kann als ein Frühindikator für die zukünftige Inflation gesehen werden.

Zwischen dem PPI und CPI besteht eine direkte Korrelation. Allerdings dauert es, bis sich die Zahlen von PPI und CPI anpassen. Experten rechnen mit einer Zeitversetzung von ein bis drei Monaten. Aktuell sehen wir schon einen deutlichen Anstieg der CPI-Zahlen. Die Bundesbank rechnet mit einer Inflationsrate von 6% für den November.

CPI und PPI in Deutschland. Quelle: Twitter Holger Zschaepitz

Ursachen

In den letzten 24 Monaten wurde das Fundament für die Inflation gelegt. Eine einmalige monetäre Expansion wurde gestartet. Diese macht sich aber in den Verbrauchsgütern bisher noch nicht bemerkbar. Der Grund für die Zunahme der PPI-Zahlen sind vor allem die Probleme auf der Angebotsseite.

Die Lieferkettenprobleme sind immer noch präsent. Auch wenn in den letzten Wochen weniger davon berichtet wurde, wurden die Probleme nicht gelöst. Vor allem das bevorstehende Weihnachtsgeschäft könnte vielen Menschen zeigen, wie schlimm diese wirklich sind. Das derzeitige Aufflammen der Corona-Pandemie in Europa wird dafür sorgen, dass die Lieferkettenprobleme auch in den nächsten Monaten bestehen bleiben.

Dazu kommen die Probleme auf den Energiemärkten. Die Energiepreise für die Verbraucher sind zwar vertraglich fixiert, in der Industrie aber nicht. Im Oktober stiegen die Energiepreise für die Industrie um 48.2%. Die Situation auf dem Energiemarkt hat sich zwar ein wenig beruhigt, aber von einer Normalisierung kann noch lange nicht gesprochen werden.

Die niedrige Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sorgt aktuell dafür, dass die Inflationszahlen niedriger sind als sie es sein könnten. Die Geldmenge wurde aber künstlich aufgebläht. Es besteht ständig die Gefahr, dass die Umlaufgeschwindigkeit wieder ansteigt. Das kann vor allem passieren, wenn die Inflationszahlen weiter so zulegen und die Menschen das Vertrauen in ihr Geld verlieren.

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Quelle: FED

Fazit

Der PPI ist ein Frühindikator für die Inflation. In den nächsten Monaten kann mit einer höheren Inflation gerechnet werden. Es muss aber nicht zu Inflationsraten von 18% kommen. Wenn aber die makroökonomischen Probleme nicht gelöst werden, kann es durchaus sein, dass wir bald zweistellige Inflationsraten sehen werden. In Anbetracht dessen befinden sich die Zentralbanken in einer schwierigen Situation. Zur Drosselung der Inflation müssen sie die Zinsen heben. Die Frage ist nur wie lange sie das durchhält. Die Pandemie hat gezeigt, wie hoch die Abhängigkeit der Wirtschaft von den monetären Entscheidungen der Notenbanken ist.