Die Erzeugerpreise von gewerblichen Produkten sind im vergangenen März so stark gestiegen wie noch nie. Der Erzeugerpreisindex erreichte einen Wert von 30,9%. Dem Statistischen Bundesamt zufolge handelt es sich um den stärksten Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949.

Erzeugerpreise als Frühindikator

Laut dem Statistischen Bundesamt spiegeln sich die ersten Folgen des Ukraine-Krieges in den Erzeugerpreisen wider. Wichtig ist zu erwähnen, dass der Erzeugerpreisindex sich von dem Verbraucherpreisindex unterscheidet, mit dem die Inflation gemessen wird. Der Erzeugerpreisindex ist ein Index, der die durchschnittlichen Preisänderungen misst, die einheimische Erzeuger für ihre Produktion erhalten.

Der Erzeugerpreisindex dient aber als ein Frühindikator für den Verbraucherpreisindex, denn schließlich müssen irgendwann die Unternehmen die steigenden Kosten an die Verbraucher weitergeben. Den größten Zuwachs verzeichneten wie schon in den letzten Monaten die Energiepreise. Diese lagen im März 84% höher als ein Jahr zuvor. Erdgas war sogar 145% teurer, Heizöl kostete 131% mehr. Aber auch wenn die Energiepreise ausgeklammert werden, liegen die Erzeugerpreise 14% über dem Vorjahreswert.

Der Preiszuwachs bei Nahrungsmitteln blieb mit einem Plus von 12,2% im März zwar etwas unter den Erwartungen, dennoch stachen die Preise einzelner Nahrungsmittel mit besonders hohen Steigerungsraten heraus. So kostete Butter 56% mehr als im März 2021, gefolgt von Rindfleisch mit einem Preiszuwachs von 31,1%.

Die Entwicklung des Erzeugerpreisindexes. Quelle: Statistisches Bundesamt

Die Europäische Zentralbank zögert

Aufgrund der steigenden Erzeugerpreise kann damit gerechnet werden, dass die Inflation im Euroraum über die nächsten Monate nicht zurückgehen wird. Während die amerikanische Zentralbank bereits Schritte zur Bekämpfung der Inflation eingeleitet hat, zögert die EZB und ihre Vorsitzende Christine Lagarde. Die milliardenschweren Anleihenkäufe sollen erst "sehr wahrscheinlich" im Sommer enden, sagte Lagarde. In einem zweiten Schritt solle dann die Nullzins-Ära auslaufen.

Die EZB befürchtet, mit einer voreiligen Zinserhöhung die Wirtschaft im Euroraum in eine Rezession zu stürzen. Durch den Ukraine-Krieg geraten die europäischen Länder wirtschaftlich immer mehr unter Druck. Eine Zinsserhöhung durch die europäische Notenbank, könnte die Situation für viele Länder verschlimmern.

Jedoch ist die EZB fast gezwungen, die monetären Zügeln anzuziehen. Dies hängt mit der Geldpolitik der FED zusammen. Durch die Ankündigung der Federal Reserve, die Zinsen anzuheben, wertete der US-Dollar stark gegenüber dem Euro auf. Die europäische Gemeinschaftswährung hat gegenüber der US-Devise binnen Monaten mehr als 13% an Wert verloren. Durch den Wertverfall des Euros verschärft sich vielmehr das Problem der Inflation zusätzlich, weil importierte Waren des Euroraumes teurer werden. Mit jedem Tag, den die EZB auf Maßnahmen gegen die Inflation verzichtet, trägt sie also selbst zum steigenden Handlungsdruck bei.