Aktuell ist das Thema ''Insolvenzen'' in aller Munde. Die stark gestiegenen Energiepreise bringen immer mehr Unternehmen dazu, eine Zahlungsunfähigkeit, also eine Insolvenz anzumelden. Das Thema nahm zudem an Fahrt auf, als der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Besten gab, dass er in diesem Winter nicht mit einer Insolvenzwelle rechne, sondern manche Unternehmen einfach nur die Produktion und somit den Verkauf einstellen werden. Diese Aussage stieß auf Gelächter, da ein Verkaufstop bei Aufrechterhaltung des Betriebs früher oder später zwangsläufig zu einer Insolvenz führt. Und bei den wenigen Rücklagen einiger mittelständischer Unternehmen sollte das nicht allzu lange dauern. Auf Dauer kann man sich nämlich nicht nur mittels Kredite über Wasser halten.

Schuldenspirale

Privatpersonen, Unternehmen aber auch Staaten nehmen Geld ein und müssen Geld ausgeben. Im Regelfall sollten natürlich die Einnahmen höher sein als die Ausgaben. Ist dies nicht so und sind keine Rücklagen vorhanden müssen zwangsläufig Schulden aufgenommen werden, um die Ausgaben zu stemmen. Das geliehene Geld muss aber irgendwann nicht nur zurückgezahlt werden, sondern es fallen auch Zinsen an. Die zu zahlenden Zinsen erhöhen die Ausgaben und es müssen weitere Schulden gemacht werden, um die zusätzlichen Ausgaben ebenfalls stemmen zu können.

Man spricht von einer ''Schuldenspirale'' aus der es ab einem gewissen Punkt unmöglich wird wieder herauszukommen. Nur mit einer überproportional starken Einkommenssteigerung lässt sich der Effekt aufhalten.

Auch ist die finanzielle Situation des Kreditnehmers ausschlaggebend dafür, ob und zu welchen Konditionen er noch Kreditgeber findet. Wenn der Kreditnehmer schon stark verschuldet ist, dann verlangt der Kreditgeber als Kompensation deutlich höhere Zinsen als üblich, da ein deutlich erhöhtes Kreditausfallrisiko besteht.

Finanzielle Situation der USA

Als Staat besteht der Großteil der Einnahmen der USA aus Steuern. Hinzu kommen aber noch Zollgebühren, Strafen und Einnahmen durch staatlich angebotene Dienstleistungen, wie zum Beispiel Eintrittskosten in Nationalparks. In 2021 haben die USA rund 4 Billionen US-Dollar eingenommen.

Staaten geben auch eine Menge an Geld aus. Im Regelfall auch mehr als eingenommen wird. Deshalb ist auch jeder Staat hoch verschuldet. In 2021 haben die USA 6,8 Billionen US-Dollar ausgegeben und somit ein Defizit von in etwa 2,8 Billionen US-Dollar ausgewiesen.

USA: Einnahmen vs. Ausgaben 2021 (in Milliarden US-Dollar) - Quelle: Visual Capitalist

Wie man in der obigen Darstellung erkennt, ist ein signifikanter Ausgabenfaktor die Zinstilgung (''net interest''). Im Jahr 2021 mussten knapp 350 Milliarden US-Dollar an Zinsen auf die damaligen 28,4 Billionen US-Dollar Schulden gezahlt werden.

Um einen Eindruck über die finanzielle Gesundheit eines Landes zu bekommen, setzt man die Staatsschulden dem Bruttoinlandsprodukt (''GDP'') gegenüber. Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung eines Landes und dient als Indikator für die Steuereinnahmen. 2021 betrug das Bruttoinlandsprodukt der USA rund 23 Billionen US-Dollar und somit lag die Staatsverschuldung (''Debt to GDP-Ratio'') in etwa bei 137 %. Das ist in etwa doppelt so viel wie in der Bundesrepublik Deutschland.

Die USA sind in einer Schuldenspirale

Besser geeignet für eine Aussage über die finanzielle Situation eines Landes ist womöglich das Budget: Die Einnahmen der USA decken schon länger nicht mehr die Ausgaben und dementsprechend werden immer weitere Schulden aufgenommen, die gleichzeitig wieder die Ausgabenseite erhöhen. Im Jahr 2000 erwirtschafteten die USA das letzte Mal einen Überschuss. Da die Wirtschaft aber deutlich weniger stark wächst als die Schulden, steigt seitdem auch die Staatsverschuldung immer stärker an.

USA: Staatsdefizit in Billionen US-Dollar seit 2000 - Quelle: FiscalData
USA: Verschuldungsgrad in % seit 1970 - Quelle: Trading Economics

Die USA sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo bereits immer weitere Schulden gemacht werden müssen, alleine um die Zinslast zu tragen. Würden wir die USA also als ein Unternehmen betrachten, so würde es in die Kategorie ''Zombieunternehmen'' fallen.

Die Rechnung

Die Bitcoiner und ehemaligen Anleihe-Trader James Lavish und Greg Foss haben viel Aufsehen erregt, in dem sie in der jüngeren Vergangenheit häufig über diesen Sachverhalt berichteten. Die folgende Rechnung teilte Lavish neulich in einem Newsletter-Artikel:

Für 2022 wird mit Einnahmen von rund 4,8 Billionen US-Dollar gerechnet. 3,7 Billionen US-Dollar sind die verpflichtenden Staatsausgaben (''mandatory expenses'') für zum Beispiel Programme für Gesundheitsversorgung und Sozialversicherung. Dazu kommen noch rund 800 Milliarden US-Dollar, die jährlich für das Militär gezahlt werden müssen.

Wenn wir diese Fixkosten von den prognostizierten Staatseinnahmen abziehen, dann bleiben gerade mal 300 Milliarden US-Dollar übrig. Das würde noch nicht einmal für die Zinskosten aus dem letzten Jahr reichen und da waren es gerade einmal etwas mehr als 1 % Zinsen.

4.800 Mrd. $ Steuern - 3.700 Mrd. $ ''mandatory expenses'' - 800 Mrd. $ Militärausgaben = 300 Mrd. $ übrig für Zinstilgungen

Seitdem wurden aber weitere Staatsschulden gemacht. Für einen aktuellen Zwischenstand lohnt sich ein Blick auf die ''Schuldenuhr'' der USA. Hinzu kommt, dass die Zinsen auf US-Staatsanleihen deutlich gestiegen sind. Das bedeutet, dass die Refinanzierung teurer wird und mit der Zeit eine höhere Zinslast für die Staatsschulden fällig wird. Auch die zusätzliche Kreditaufnahme findet bei einem höheren Zinsniveau statt. Gehen wir also davon aus, dass die Zinsen sich auf diesem Niveau einpendeln, dann wären in den nächsten Jahren bei gleichbleibenden Staatsschulden mehr als eine Billion US-Dollar jährlich für Zinstilgungen fällig.

Marktzinsen auf 2-jährige US-Staatsanleihen - Quelle: YCharts
Marktzinsen auf 10-jährige US-Staatsanleihen - Quelle: YCharts

Für 2022 sind erst einmal rund 400 Milliarden US-Dollar an Zinszahlungen fällig. Dafür reicht das Geld aber schon mal sicher nicht, ergo müssen dafür neue Schulden gemacht werden. Vergleichbar ist das mit einer Privatperson, die Kreditkartenschulden hat und die Zinsen für die ausstehenden Schulden mit zusätzlichen Kreditkarten abbezahlt.

USA bald zahlungsunfähig?

Wären die USA ein Unternehmen, so wären die Anleihen laut Greg Foss mit dem schlechtmöglichsten Rating von ''CCC'' versehen. Eine Einstufung, die eine kurz bevorstehende Zahlungsunfähigkeit respektive Insolvenz impliziert. Stattdessen sind US-Staatsanleihen mit dem besten Rating versehen (''AAA''). Von den Ratingagenturen wird also ein Zahlungsausfall der USA als höchst unwahrscheinlich angesehen.

Den Unterschied macht die Gelddruckmaschine der US-Zentralbank (Fed). Die USA verschulden sich in der eigenen Währung, die die Fed aus dem Nichts drucken kann, um damit US-Staatsanleihen zu kaufen. Dieses Privileg haben Unternehmen oder Privatpersonen natürlich nicht und würde es versucht werden, dann wäre ein jahrelanger Aufenthalt im Gefängnis die Konsequenz.

Der Plan hinter der Strategie ist grob zusammengefasst folgender: Die USA verschulden sich, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Fed druckt Geld und sorgt dafür, dass die Zinsen niedrig bleiben und die USA auch immer Abnehmer für die Anleihen findet. Das Gelddrucken entwertet das Geld (Inflation) und führt ebenfalls zu Wirtschaftswachstum. Durch die größere Wirtschaftsleistung und die Geldentwertung steigen dann in Zukunft die Steuereinnahmen und die Schulden können leichter mit dem entwertetem Geld beglichen werden. Und der Fed als Hauptkreditgeber ist es egal, dass sie mit entwertetem Geld zurückbezahlt wird.

Das Problem ist aber, dass der Schuldenberg eben stärker steigt als die Wirtschaft respektive die Steuereinnahmen. Das aktuelle Finanzsystem ist nicht auf eine Welt ausgelegt, in der alles durch die Technologie immer erschwinglicher werden würde. Mehr dazu in dem Artikel von Blocktrainer.de über Deflation.

Welche Möglichkeiten bleiben den USA?

Theoretisch könnten die USA die Steuern signifikant erhöhen und die Staatsausgaben kürzen. Beide Maßnahmen sind jedoch sehr unpopulär und mit diesem Vorhaben lassen sich keine Wahlen gewinnen.

Die Alternative ist eine immer expansivere Geldpolitik, meist als ''QE infinity'' bezeichnet. Mit exzessiven Anleihekäufen durch die Fed und dadurch niedrigen Zinsen kann durchaus noch viel Zeit gewonnen werden. Das würde bedeuten, dass die aktuell stark restriktive Geldpolitik der USA, inklusive QT, nicht von allzu langer Dauer sein kann.

Bitcoin als eine Versicherung

Gleichwohl ist eine Staatspleite nicht per se ausgeschlossen. Das erkennt man auch daran, dass die sogenannten ''credit default swaps'' (CDS) auf US-Staatsanleihen Werte von größer als Null haben. Das ist eine am Markt handelbare Versicherung für den Fall eines Kreditausfalls. Beim Kreditausfall bekommt man dann die Kreditsumme von dem Vertragspartner erstattet. Es gibt also Marktteilnehmer, die sich gegen eine Zahlungsunfähigkeit der USA absichern.

Wert von CDS für 5-jährige US-Staatsanleihen - Quelle: World Government Bonds

Das Problem an dieser Absicherung ist aber, dass es laufende Kosten und eine Ablaufzeit gibt. Die Ablaufzeit ist der Zeitpunkt der erfolgreichen Tilgung durch den Kreditnehmer. Liegt man also richtig mit der Spekulation auf eine Staatspleite, aber es dauert ein bisschen länger als erwartet, dann hat man nichts gewonnen. Des Weiteren ist es kaum vorstellbar, dass zum Beispiel die Banken im Falle einer Staatspleite der USA überhaupt noch ihren Verpflichtungen nachkommen können. Dann ist nämlich das ganze Finanzsystem, wie wir es jetzt kennen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits kollabiert.

Bitcoin bietet da eine höchst attraktive Alternative, aber auch nur, wenn die Bitcoin selbst verwahrt werden. Überlässt man dies einer Tauschbörse, so kann bei einem Kollaps des Finanzsystems nicht davon ausgegangen werden, dass man noch an seine Bitcoin rankommt. Wenn das Fiatgeldsystem zusammenbricht, dann wäre es möglich, dass hochverschuldete Krypto-Börsen nicht mehr existieren.

Bitcoin ist ein funktionierendes Geld, dass nicht auf Kredit gebaut ist. Man kann Bitcoin als ein Alternativsystem verstehen, das für jedermann jederzeit zugänglich ist. Je dringlicher das Bedürfnis ist aus dem Fiatgeldsystem zu flüchten, desto höher auch der allgemeine Nutzen des Bitcoin.

Greg Foss kaufte vor der Weltfinanzkrise 2008 ''credit default swaps'', wie die Protagonisten in dem bekannten Film The Big Short. Heute bezeichnet Foss den Bitcoin als einen CDS gegen einen Korb aller Fiatwährungen dieser Welt, mit dem Vorteil, dass es kein Kontrahentenrisiko, keine Gebühren und keine Laufzeit gibt. Eine Versicherung kauft man aber günstiger in früher Antizipation und nicht dann erst, wenn das Haus bereits brennt.


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