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Trotz Mining-Verbot: Chinesischer Mining-Gigant Canaan verdoppelt seinen Gewinn

Am von
Canaan

Das Mining-Unternehmen Canaan stellte gestern seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal dieses Jahres vor. Während Mining-Unternehmen wie Stronghold Digital Mining starke Gewinneinbrüche verzeichneten, konnte Canaan seinen Bruttogewinn um 117% im Vergleich zum Vorjahr steigern. Auf den ersten Blick sind diese Zahlen besonders überraschend, da es sich bei Canaan um ein chinesisches Mining-Unternehmen handelt und die Volksrepublik China im letzten Jahr ein umfassendes Mining-Verbot im Land durchsetzte.

Canaan präsentiert seine Geschäftszahlen

Nach Angaben des Unternehmens lag der Bruttogewinn im zweiten Quartal bei 930 Millionen Renminbi oder knapp 139 Millionen US-Dollar. Der Nettogewinn des Unternehmens im zweiten Quartal betrug 608 Millionen Renminbi oder 91 Millionen US-Dollar und lag damit um 149 % höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Trotz steigender Gewinne sieht das Mining-Unternehmen der Zukunft herausfordernd entgegen. Neben dem Rückgang des Bitcoin-Preises belastet die derzeitige wirtschaftliche Lage Chinas das Unternehmensgeschäft, denn aufgrund der anhaltenden Zero-Covid Strategie des chinesischen Staates kommt es immer wieder zu Produktionsausfällen. Canaan, das neben dem Betrieb des Bitcoin-Minings, auch selbst Mining-Geräte herstellt, ist von den Produktionsausfällen ebenfalls betroffen.

„Die Sperrung der Produktionsstätten aufgrund der COVID-19-Eindämmungsmaßnahmen in wichtigen Städten Chinas brachte auch schwerwiegende Störungen für unseren täglichen Betrieb und die Nachfrage nach unseren Chips mit sich“, erklärte N.G.Zhang, CEO von Canaan.

Doch trotz des Preisrückgangs von Bitcoin und den anhaltenden Coronamaßnahmen hält das Unternehmen weiter an seiner Bitcoin-Strategie fest. Ende Juni hielt das Unternehmen 346,84 BTC auf seiner Unternehmensbilanz:

„Wir sind uns des Abwärtsdrucks des Bitcoin-Preises seit dem vierten Quartal letzten Jahres ganz bewusst und erwarten, dass der Bitcoin-Preis unserer Performance in den kommenden Quartalen anhaltenden Gegenwind bringen wird. Dennoch glauben wir an den einzigartigen Wert von Bitcoin und seine langfristigen Aussichten.“

N.G.Zhang

Über das Unternehmen Canaan

Für den einen oder anderen mag es zunächst überraschend erscheinen, dass ein chinesisches Mining-Unternehmen Rekordgewinne verzeichnet. Denn zum einen setzte der chinesische Staat im letzten Jahr das Mining-Verbot durch und zum anderen deutet die derzeitige Marktlage nicht auf einen Rekordgewinn der Miner hin.

Diese zwei Punkte ergänzen sich aber. Als China Mitte letzten Jahres das Verbot durchsetzte, waren auch die Mining-Einrichtungen von Canaan betroffen. Das Unternehmen musste seine chinesischen Mining-Einrichtungen schließen und zog daraufhin nach Kasachstan um. Dieser Prozess dauerte mehrere Wochen und Canaan konnte in diesem Zeitraum nur sehr begrenzt seinen Miningbetrieb aufrechterhalten. Folglich brachen die Geschäftszahlen ein. Ein Jahr später normalisierten sich nun die Geschäftszahlen des Mining-Unternehmens wieder.

Zusätzlich weist Canaan eine interessante Unternehmensstruktur auf. Denn obwohl Canaan ein chinesisches Unternehmen ist, ist es an der US-Börse (NASDAQ: CAN) gelistet. Canaan ist ein chinesisches Unternehmen, welches aktuell in Kasachstan schürft, aber in den Vereinigten Staaten an der Börse gelistet ist.

Aufgrund dieser verstrickten Unternehmensstruktur ermittelte auch bereits die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde gegen das Unternehmen. Das Unternehmen versicherte, dass es sich an amerikanisches und chinesisches Gesetz hält. Canaan versucht sich jetzt in der nordamerikanischen Mining-Szene zu etablieren und gab im Juli bekannt, auch erste Mining-Einrichtungen in den USA zu errichten. Hauptgrund für die Entscheidung dürfte die günstige amerikanische Mining-Regulatorik im Vergleich zu Ländern wie China oder Kasachstan sein.

Das Beispiel Canaan zeigt, dass aufgrund der Ortsunabhängigkeit der Mining-Unternehmen ein konsequentes Mining-Verbot nur schwer durchzusetzen ist. Doch auch unabhängig von Canaan hat es China nie geschafft, die gesamte chinesische Mining-Industrie aus dem Land zu drängen. Im letzten Miningbericht stellte die University of Cambridge fest, dass immer noch 20% der Netzwerkleistung aus China stammt. Mithilfe von netzunabhängigen Strom und Anonymisierungswerkzeugen wie VPN-Diensten bildete sich in China eine Mining-Szene im Untergrund.