Am 28. Juli fand in Venezuela eine umstrittene Präsidentschaftswahl statt. Im Vorfeld wurde María Corina Machado, die Präsidentschaftskandidatin der demokratischen Opposition, von politischen Ämtern ausgeschlossen. 

Obwohl sich Millionen von Venezolanern zu einer Bürgerbewegung zusammenschlossen und für den demokratischen Ersatzkandidaten Edmundo González beziehungsweise gegen den seit 2013 amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro stimmten, gab die Wahlbehörde der Regierung augenscheinlich gefälschte Ergebnisse bekannt, die in einem knappen Sieg Maduros resultierten.

Zahlreiche Staaten und Organisationen, wie zum Beispiel die Europäische Union, erkannten das Wahlergebnis aufgrund massiver Unregelmäßigkeiten nicht an. Sogar einige Verbündete von Maduro forderten die Wiederholung der Wahl. Doch der Präsident weigerte sich, seine Niederlage anzuerkennen, und schlug die Proteste gegen die Wahl nieder, wobei zahlreiche Demonstranten festgenommen wurden oder sogar ums Leben kamen.

In einem Interview mit dem Autor und Strategieleiter der Human Rights Foundation Alex Gladstein hat sich die demokratische Oppositionsführerin María Corina Machado zu der Wahl geäußert und dabei die Rolle von Bitcoin für die Demokratie in Venezuela hervorgehoben. Sie spricht dabei auch über die Idee einer Bitcoin-Reserve für das südamerikanische Land.

Zerstörte Wirtschaft und instabile Währung

Machado erklärt zunächst, wie die sozialistischen Regime von Chavez und Maduro in den letzten 25 Jahren die funktionierende venezolanische Wirtschaft und Währung durch zentralisierte Entscheidungen zerstört haben sollen. Die Politisierung des Geldes und des Bankensystems habe zur Hyperinflation des einst stabilen venezolanischen Bolivars und zu einer katastrophalen Finanzkrise geführt.

Im Jahr 2018 erreichte die Inflation unvorstellbare 1,7 Millionen Prozent, wobei sich die Preise alle vier Tage verdoppelten. Seit 2016 hat die kumulierte Inflation 8 Millionen Prozent überschritten und Millionen von Venezolanern zur Flucht aus dem Land getrieben. Diese finanzielle Repression, die auf staatlich geförderter Plünderung, Diebstahl und unkontrolliertem Gelddrucken beruht, erfolgte trotz unserer enormen natürlichen Ressourcen und trotz eines Ölpreisbooms, der im Juli 2008 mit 147 US-Dollar pro Barrel seinen Höhepunkt erreichte. 
María Corina Machado im Interview

Das Maduro-Regime probierte auch, die Bitcoin-Mining-Unternehmen im Land durch zentralisierte Entscheidungen zu vereinnahmen, was letztlich zu einem Ausschluss der Branche aus dem nationalen Stromnetz führte – Blocktrainer.de berichtete.

Bitcoin als Rettungsanker und nationale Reserve

Zudem hat das Regime das Finanzsystem gegen die Bevölkerung eingesetzt: Konten wurden eingefroren, Vermögenswerte beschlagnahmt und Finanzdienstleistungen eingestellt. Doch einige Venezolaner setzten auf Bitcoin, um das eigene Vermögen vor den finanziellen Repressalien der Regierung zu schützen oder die Flucht aus dem Land zu finanzieren, erklärt Machado weiter.

Auch die Opposition, die momentan ohne Bankzugang agiert, setze auf Bitcoin. Dabei betrachtet Machado Bitcoin nicht nur als ein humanitäres Werkzeug und ein wichtiges Mittel des Widerstands, sie beschreibt auch die Rolle von Bitcoin in einem neuen, demokratischen Venezuela der Zukunft. Nachdem das Regime überwunden sein würde, soll Bitcoin zum Beispiel ein Teil der nationalen Reserven von Venezuela werden. Mit dem Asset sollen die Kassen des Landes – die einst mit Goldreserven gefüllt waren – wieder aufgebaut werden.

Wir stellen uns Bitcoin als Teil unserer nationalen Reserven vor, um dabei zu helfen, das wieder aufzubauen, was die Diktatur gestohlen hat. […] Wir werden diese Reserven wiederherstellen und Bitcoin als eine Schlüsselkomponente einbeziehen.
María Corina Machado im Interview

Zudem nutzt die Opposition Bitcoin für Spenden, die nicht von der Regierung beschlagnahmt werden können. Dadurch sollen die Anerkennung des Wahlsieges der Opposition sowie letztlich der friedliche Machtwechsel unterstützt werden. Ziel sei es, Venezuela in eine offene, wohlhabende und sichere Gesellschaft zu verwandeln – mit einer transparenten Regierung, niedriger Inflation, starken Eigentumsrechten und gleichen Chancen für alle.

Lassen Sie uns diese Technologie nutzen, um den Wandel herbeizuführen, den Venezuela so dringend braucht. Alle Gelder, die Sie spenden, werden unsere Bemühungen für einen friedlichen Übergang und die Anerkennung unseres Sieges unterstützen.
María Corina Machado im Interview

So hat die venezolanische Opposition letztlich erkannt, dass viele Probleme im Land mithilfe von Bitcoin gelöst werden könnten – allen voran die Beseitigung des diktatorischen Regimes und dessen zentraler Entscheidungsgewalt. 

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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