Nachdem das von US-Präsident Donald Trump unterstützte Steuer- und Ausgabengesetz – auch „Big Beautiful Bill“ genannt – am Mittwoch den Senat passierte, stimmten gestern auch die Kongressabgeordneten für den heiß diskutierten Gesetzentwurf. Trump wird das Gesetz, das unter anderem die Schuldenobergrenze um 5 Billionen US-Dollar anhebt, heute unterzeichnen. Bitcoin könnte in einer Zeit, in der die Sorgen um die Schuldensituation der USA weiter zunehmen, als alternatives Reserve-Asset mit einer begrenzten Gesamtmenge glänzen.

„Big Beautiful Bill“ wird rechtskräftig

Kaum ein Gesetzentwurf hat so viele Wellen geschlagen wie die „Reconciliation Bill“ – oder von den Befürwortern auch „Big Beautiful Bill“ genannt. Das Steuer- und Ausgabengesetz, das Trumps Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 verlängert, mehr Ausgaben für Grenzsicherung und Militär sowie Kürzungen bei den Gesundheitsprogrammen „Medicare“ und „Medicaid“ vorsieht, wird voraussichtlich die Haushaltssituation der Vereinigten Staaten drastisch verschlechtern.

Laut dem Congressional Budget Office (CBO) erhöht der Gesetzentwurf das Haushaltsdefizit in den kommenden zehn Jahren um 3,4 Billionen US-Dollar. Elon Musk, der Trump in seinem Wahlkampf mit vollem Einsatz unterstützt hat, warnt, dass das Gesetz die USA in den Bankrott treiben würde. „Der Kongress macht Amerika bankrott“, schrieb Musk am 3. Juni unter Bezugnahme auf die US-Staatsschulden im Rahmen der Debatte über die „Big Beautiful Bill“. Zwischen Musk und Trump entbrannte daraufhin sogar ein heftiger Streit.

Am Mittwoch gab es schließlich die Abstimmung im US-Senat: 51 zu 50 war das Ergebnis, wobei die entscheidende Stimme von Vizepräsident JD Vance kam. Das Repräsentantenhaus stimmte am darauffolgenden Tag mit 218 zu 214 für die „Big Beautiful Bill“. Präsident Trump freue sich bereits, das Gesetz zu unterschreiben, um somit das „goldene Zeitalter“ der USA einzuleiten, heißt es in einer Pressemitteilung des Weißen Hauses.

5 Billionen US-Dollar mehr Schulden?

Ein relevanter Teil des umfassenden Gesetzespakets ist, dass die Schuldenobergrenze der USA um 5 Billionen US-Dollar angehoben wird. Momentan liegt das Limit bei 36,1 Billionen US-Dollar. Ohne eine Anhebung hätten die Vereinigten Staaten schon in wenigen Wochen nicht mehr ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. 

Eine Aufweichung dieser Regeln gehört in den USA jedoch zum guten Ton: Seit dem Zweiten Weltkrieg haben die Vereinigten Staaten ihre Schuldenobergrenze mehr als 100 Mal modifiziert. 

Die US-Staatsschulden haben sich seit der Weltfinanzkrise 2008/09 in etwa vervierfacht. Momentan entsprechen die Schulden circa 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die USA das neue Limit erreichen und die Schuldengrenze erneut angehoben wird.

Technisch gesehen können den USA auch nicht das Geld ausgehen – sie sind nämlich der Schöpfer der Währung, in der sie ihre Zahlungsverpflichtungen leisten müssen. Die Schuldengrenze dient viel mehr als Disziplinierungsmechanismus – und sie räumt der Opposition die Möglichkeit ein, eigene Punkte durchzusetzen, unter der Androhung, sich einer Anhebung in den Weg zu stellen. Eine Zahlungsunfähigkeit der USA ist letztlich sowieso nicht im Interesse der US-Politiker.

Bitcoin ist der Profiteur?

Der US-Dollar ist die Weltreservewährung. Die Sorge vor weiter steigenden US-Staatsschulden und der damit einhergehenden Geldentwertung könnte immer mehr Marktteilnehmer nach Alternativen suchen lassen. Zentralbanken haben in den vergangenen Jahren bereits Gold in Rekordmengen gekauft – angeführt von China. Dazu hat außerdem beigetragen, dass die USA ihre Währung im Rahmen des Ukrainekriegs als Waffe eingesetzt und Währungsreserven von Russland eingefroren haben.

Doch auch die finanzstarken US-amerikanischen Anleger scheinen zunehmend ihr US-Dollar-Exposure zu hinterfragen. Larry Fink, der CEO des Vermögensverwalters BlackRock, betonte in seinem viel beachteten Aktionärsbrief, dass der US-Dollar seinen Status als Weltreservewährung an Bitcoin verlieren könnte, wenn die USA ihre Haushaltssituation nicht in den Griff bekommen – wonach es momentan immer mehr aussieht.

Wenn die USA ihre Schulden nicht in den Griff bekommen, wenn die Defizite immer weiter ansteigen, läuft Amerika Gefahr, diese Position an digitale Vermögenswerte wie Bitcoin zu verlieren.
Larry Fink im Aktionärsbrief 

Als sich in dieser Woche bereits abzeichnete, dass die „Big Beautiful Bill“ tatsächlich rechtskräftig wird, konnte der Bitcoin-Kurs schon ordentlich zulegen. Momentan handelt die bedeutendste Kryptowährung bei circa 109.000 US-Dollar und damit nur noch wenige Prozent vom Ende Mai gesetzten Allzeithoch entfernt.

Im Angesicht der ausufernden Schuldensituation der USA steht überdies im Raum, dass die US-Notenbank bald deutlich die Zinsen senken wird, um den Staatshaushalt zu entlasten. Die Zinszahlungen für die Schulden verschlingen momentan nämlich rund 25 Prozent der gesamten Staatseinnahmen, wie Elon Musk betont.

Donald Trump und andere Politiker versuchen Druck auf den Fed-Chef Jerome Powell auszuüben und diesen zum Rücktritt zu drängen. Powells Amtszeit endet im Mai kommenden Jahres. Spätestens dann ist davon auszugehen, dass ein von Trump nominierter Nachfolger dem US-Haushalt mit deutlich niedrigeren Zinsen unter die Arme greifen wird.

Und da bei einer lockereren Geldpolitik die US-Dollar-Geldmenge, die sich momentan ohnehin schon auf einem Allzeithoch befindet, nur noch weiter an Fahrt aufnehmen wird, dürften Sachwerte wie Bitcoin dann umso mehr profitieren. Der Bitcoin-Kurs reagiert besonders sensibel auf Geldschwemmen, wie unter anderem die Rally nach den geldpolitischen Maßnahmen im Kontext der Coronapandemie gezeigt hat.

Die Kombination von einem Vertrauensverlust in den US-Dollar als Reserve-Asset und einer noch viel lockereren Geldpolitik hat das Potenzial, Bitcoin als begrenzten Vermögenswert ohne Kontrahentenrisiko als einen geeigneten Zufluchtsort nur noch weiter in den Mittelpunkt zu rücken.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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