US-Notenbank senkt den Leitzins – Bitcoin erreicht ein neues Allzeithoch
Die Federal Reserve (Fed) hat soeben den Leitzins um 25 Basispunkte auf die Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent gesenkt. Bei der Notenbanktagung im September hatte die Fed bereits um 50 Basispunkte gesenkt und damit die lang ersehnte Zinswende eingeleitet. In Reaktion auf die Hochinflation nach der Coronapandemie hatten die Geldhüter den Leitzins im Rekordtempo angehoben – von nahe null auf über 5 Prozent.
Die Meldung sorgte für wenig Überraschung – der Markt ist mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 100 Prozent bereits von einer Zinssenkung in diesem Ausmaß ausgegangen. Doch die Kapitalmärkte nahmen die Rede sowie die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell letztlich doch positiv auf. Bitcoin kratzte erstmals an der Marke von 77.000 US-Dollar. Auch die US-amerikanischen Aktienmärkte verzeichneten in Reaktion neue Allzeithochs.
Die Basisannahme für die kommende Notenbanktagung am 18. Dezember ist derweil ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte – die Wahrscheinlichkeit ist nach der Notenbanktagung wieder gestiegen, was positiv für Vermögenswerte wie Bitcoin zu werten ist.
Inflationssorgen unbegründet?
Mit dem geldpolitischen Instrument des Leitzinses versuchen die Notenbanker, die Inflation zu steuern. Im September lag die Teuerungsrate bei 2,4 Prozent und damit wieder recht nahe an dem berühmt-berüchtigten 2-%-Ziel. Das war der niedrigste Wert seit Februar 2021 und deutlich unter dem Höchststand im Juni 2022 von 9,1 Prozent.
Da neben der Geldpolitik auch die Haushaltspolitik der USA einen großen Einfluss auf das Preisniveau nimmt, dürfte der Ausgang der US-Wahl nicht unbedeutend für die weitere Vorgehensweise der US-Notenbank sein. Einige Experten rechnen damit, dass die Inflation unter der Präsidentschaft von Donald Trump wieder an Fahrt aufnehmen und damit den weiteren Zinssenkungsplänen der Fed einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Die Begründung dafür sind die vom Republikaner angekündigten Steuersenkungen und Zollerhöhungen. Auf die Thematik angesprochen, hielt sich Fed-Chef Powell in der Fragerunde jedoch zurück.
Dafür, dass unter Trump die Geldpolitik jedoch lockerer bleiben dürfte, spricht, dass der nächste Präsident ein Befürworter niedriger Zinsen ist und die Zentralbank neu besetzen könnte. So ist beispielsweise davon auszugehen, dass er Jerome Powell, den er im Jahr 2018 selbst ernannte, zum Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 ersetzen wird. Trump beschwerte sich während seiner letzten Präsidentschaft nämlich darüber, dass der Fed-Chef einen seiner Meinung nach zu restriktiven geldpolitischen Kurs einschlug.
Der potenzielle Finanzminister unter Trump, der Bitcoin-Befürworter Scott Bessent, erklärte zudem in einem Interview mit CNBC, dass aufgrund der stärkeren Wirtschaftspolitik, die er erwartet, die Inflationssorgen unbegründet seien. Außerdem werde, so Bessent, Trump darauf achten, keine Preissteigerungen auszulösen.
Ich garantiere Ihnen, das Letzte, was [Trump] will, ist, Inflation zu verursachen.
Scott Bessent gegenüber CNBC
Wie es letztlich kommen wird, gilt es abzuwarten. Erst einmal dürften die Zinsen noch mehrmals gesenkt werden. Davon geht auch der Markt aus. Ende kommenden Jahres sieht die Mehrheit der Marktbeobachter den Leitzins in der Spanne von 3,5 bis 4,0 Prozent – also in etwa 100 Basispunkte unter dem aktuellen Niveau.
Bitcoin und Zinssenkungen
Bitcoin ist ein Asset, das eine außerordentlich hohe Korrelation mit der globalen Geldmenge aufweist. Und senkt die Notenbank der größten Volkswirtschaft der Welt die Zinsen, dann kann dies das weltweite Geldmengenwachstum weiter befeuern. Niedrigere Zinsen sorgen in aller Regel nämlich dafür, dass die Kreditnachfrage zunimmt, womit dann durch den Prozess der Kreditgeldschöpfung auch die umlaufende Geldmenge steigt.
Aufgrund der weiteren in Aussicht stehenden Zinssenkungen ist demnach davon auszugehen, dass das Umfeld weiter steigende Notierungen bei Bitcoin zulässt. Dafür spricht zudem, dass mit einer Präsidentschaft des Bitcoin-freundlichen Donald Trump der Anlageklasse keine Steine mehr in den Weg gelegt werden dürften. Potenzielle Risiken, wie eine Wirtschaftskrise oder ein Neuaufflammen der Inflation, scheint der Markt derweil zunehmend auszupreisen.