Der Handelskrieg ist zurück
Gestern Nachmittag nach deutscher Zeit setzte Donald Trump einen Post ab, der die Märkte erschüttern sollte. Auf seiner Plattform Truth Social schrieb der US-Präsident, dass China „zunehmend feindselig“ werde und Exportkontrollen für seltene Erden beziehungsweise Technologien zur Verarbeitung dieser einführen wolle. Trump sei gezwungen, „finanziell zu kontern“.
Eigentlich hätte sich Trump in zwei Wochen mit Chinas Staatschef Xi Jinping treffen sollen, mit dem Ziel, ein Handelsabkommen zu schließen. „Aber nun scheint es so, als gebe es dafür keinen Anlass mehr“, so der US-Präsident zu dem geplanten Treffen.
Sowohl die Aktien- als auch die Krypto-Märkte brachen in Reaktion auf diesen Post, der als Wiederaufflammen des Handelskriegs gewertet wurde, bereits um mehrere Prozent ein.
Wenige Stunden später verschärfte sich der Abverkauf, als Trump Gegenmaßnahmen bekannt gab. Ab dem 1. November verhängen die USA zusätzliche Zölle in Höhe von 100 % – damit 130 % insgesamt – auf chinesische Importe und führen Kontrollen für den Export kritischer Softwareprodukte nach China ein, erklärte Trump in einem weiteren Post am gestrigen Abend.
Es wurde gerade bekannt, dass China eine außerordentlich aggressive Haltung im Handel eingenommen hat, indem es einen äußerst feindseligen Brief an die Welt verschickt hat, in dem es erklärt, dass es ab dem 1. November 2025 groß angelegte Exportkontrollen für praktisch alle Produkte, die es herstellt, und einige, die nicht einmal von China hergestellt werden, verhängen wird. Dies betrifft ausnahmslos ALLE Länder und war offensichtlich ein Plan, den China bereits vor Jahren ausgearbeitet hat. Dies ist im internationalen Handel absolut beispiellos und eine moralische Schande im Umgang mit anderen Nationen.
Aufgrund der Tatsache, dass China diese beispiellose Haltung eingenommen hat, und nur für die USA sprechend, nicht für andere Nationen, die in ähnlicher Weise bedroht waren, werden die Vereinigten Staaten von Amerika ab dem 1. November 2025 (oder früher, abhängig von weiteren Maßnahmen oder Änderungen seitens Chinas) einen Zollsatz von 100 % auf China erheben, zusätzlich zu den derzeit geltenden Zöllen. Ebenfalls am 1. November werden wir Exportkontrollen für alle kritischen Softwareprodukte einführen.
Donald Trump auf Truth Social
Daraufhin gab es eine weitere Verkaufswelle an den Kapitalmärkten.
Eine Eskalation im Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften hätte weitreichende Auswirkungen. Beide Länder sind voneinander abhängig. China ist einer der wichtigsten Exportmärkte für die USA, während das Reich der Mitte für die Vereinigten Staaten eine der wichtigsten Quellen für ausländische Waren darstellt. Die USA sind insbesondere auf die seltenen Erden aus China angewiesen.
Bitcoin crasht in Reaktion
Nachdem Bitcoin erst am Sonntag vergangener Woche ein neues Allzeithoch von über 125.000 US-Dollar erreicht hatte, brach die bedeutendste Kryptowährung im Zuge dieser Entwicklungen deutlich ein.
Die Panik am Finanzmarkt sorgte sogar dafür, dass der Bitcoin-Kurs binnen acht Stunden – zwischen 16:00 und 0:00 Uhr deutscher Zeit – mehr als 12 % verlor.
Im Tief, von dem sich BTC bereits wieder ein gutes Stück erholen konnte, kostete ein Bitcoin auf der Krypto-Börse Coinbase nur noch weniger als 107.000 US-Dollar. Damit hatte BTC eine Tagesschwankung von mehr als 15.000 US-Dollar.
Der gestrige Kursrutsch wurde begünstigt durch die für den Krypto-Markt üblichen Liquidierungskaskaden.
Rekordliquidierungen
Laut Coinglass war es gestern sogar das „größte Liquidationsevent in der Geschichte von Kryptowährungen“.
Den Daten der Analysefirma zufolge wurden innerhalb von 24 Stunden Wetten in Höhe von über 19 Milliarden US-Dollar ausradiert und mehr als 1,6 Millionen Trader liquidiert.
Das größte Liquidationsereignis in der Geschichte von Kryptowährungen.
In den letzten 24 Stunden wurden 1.618.240 Trader liquidiert, mit einem Gesamtliquidationsbetrag von 19,13 Milliarden US-Dollar.
Die tatsächliche Summe dürfte noch viel höher sein – Binance meldet nur eine Liquidationsorder pro Sekunde.
Coinglass auf 𝕏
The largest liquidation event in crypto history.
— CoinGlass (@coinglass_com) October 10, 2025
In the past 24 hours, 1,618,240 traders were liquidated, with a total liquidation amount of $19.13 billion.
The actual total is likely much higher — #Binance only reports one liquidation order per second.… pic.twitter.com/tvMCILVgU0
Dies zeigt, dass Bitcoin in Ausnahmesituationen immer noch ein Asset ist, das kurzfristig besonders stark leiden kann. Im Krypto-Markt gibt es nun mal noch viele spekulative Marktteilnehmer, die mit gehebelten Positionen auf steigende oder fallende Kurse setzen und damit schnell auf dem falschen Fuß erwischt werden können.
Wie der Vermögensverwalter BlackRock jedoch in einem Bericht aus September vergangenen Jahres darlegt, geht Bitcoin aus Krisensituationen mittelfristig betrachtet meist als Gewinner hervor – so auch nach der ersten Eskalation des Handelskriegs im April dieses Jahres. Diese Daten wurden nachträglich ergänzt.
Fundamental betrachtet dürfte Bitcoin auch ein großer Profiteur des Handelskriegs sein. In einer fragmentierteren Welt, in der die USA ein niedrigeres Handelsdefizit fahren, dürften sich immer mehr Nationen vom US-Dollar abkehren und nach alternativen Reserve-Assets umsehen. Hier könnte Bitcoin als dezentrales und unpolitisches Geldnetzwerk ohne Kontrahentenrisiko umso mehr in den Mittelpunkt rücken.