Am 25. Mai 2025 fanden in Suriname die Parlamentswahlen statt – begleitet von großer Aufmerksamkeit aus der internationalen Bitcoin-Community. Grund dafür war die Kandidatur von Maya Parbhoe, die sich in den vergangenen Jahren als Verfechterin von Bitcoin und umfassenden Reformen einen Namen gemacht hat. Doch die Erwartungen, die viele Beobachter an die potenzielle „Bitcoin-Präsidentin“ gestellt haben, wurden nicht erfüllt.

Maya Parbhoe: Hoffnungsträgerin der Bitcoin-Bewegung

Die Unternehmerin und Aktivistin Maya Parbhoe trat mit einer ambitionierten Agenda als Präsidentschaftskandidatin an: Sie wollte Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in Suriname einführen, die Verfassung und die Finanzsysteme modernisieren und das Land immun gegen Korruption machen. Ihr Ziel war die Schaffung einer dezentralisierten, transparenten und bürgernahen Regierung – mithilfe von Bitcoin.

Unterstützt von der internationalen Bitcoin-Community, erhielt Parbhoe viel mediale Aufmerksamkeit, wie zahlreiche Artikel und Interviews zeigen. Sie vermittelte Optimismus und Zuversicht im Wahlkampf: Mehr als 5.000 freiwillige Helfer sollten sie bei der Verbreitung ihrer Botschaft unterstützen. Parbhoe war überzeugt, dass sie die für einen Parlamentssitz notwendigen 5.380 Stimmen erreichen und ihre Partei NPS mit mehr als 20 Sitzen im Parlament Reformen anstoßen könne.

In den sozialen Netzwerken wurde diese Zuversicht jedoch auch kritisiert: Parbhoe stelle ihre Chancen verzerrt dar, da sie, ihre Bitcoin-Agenda und ihre Partei politisch nur eine geringe Rolle spielen, so die Zweifler. Das Wahlergebnis hat diese Kritik letztlich bestätigt.

Ernüchterndes Wahlergebnis

Der Großteil der Stimmen aus den insgesamt 673 Wahllokalen wurde bereits ausgezählt, doch Verzögerungen führten dazu, dass das offizielle Wahlergebnis noch nicht vorliegt. Die bisher ausgezählten Stimmen deuten jedoch darauf hin, dass Maya Parbhoe und die NPS entgegen den Erwartungen nur ein schwaches Ergebnis erzielen konnten.

Mit rund 200 Stimmen kann sich Parbhoe keinen Platz im Parlament sichern. Auch ihre Partei schnitt schwächer ab als erhofft und wurde nur viertstärkste Kraft. Trotzdem ist die NPS mit sechs Sitzen im Parlament vertreten und Teil der neuen Regierungskoalition – angeführt von der NDP.

Die Ergebnisse unterstreichen, dass Bitcoin auf der großen politischen Bühne des Landes derzeit keine große Rolle spielt.

Warum blieb der Durchbruch aus?

Im Nachhinein betrachtet sollten die Kritiker von Parbhoes Wahlkampf recht behalten: Sie hat ihre Chancen stark übertrieben oder falsch dargestellt – oder sich selbst und ihre Partei überschätzt.

Parbhoe äußerte sich auf der Plattform 𝕏 zum Wahlausgang. Sie stellte fest, dass die geringe Wahlbeteiligung für sie und ihre Partei nachteilig gewesen sei. 

Außerdem begründete sie das schwache Abschneiden mit Nachteilen im Wahlkampf, etwa ihrer Abwesenheit aufgrund von Komplikationen während ihrer Schwangerschaft oder den im Vergleich zu anderen Parteien sehr geringen finanziellen Mitteln. Da Parbhoe Bitcoin zum Wahlkampfthema machte, hatte sie sich offenbar auch mehr Unterstützung von der internationalen Bitcoin-Community erhofft.

Ironischerweise erfuhr ich von der NPS, meiner eigenen Partei, mehr Verständnis und Unterstützung als von vielen anderen in der weltweiten Bitcoin-Community, die zwar von Familie sprechen, jedoch schweigen, wenn einer von ihnen sie am meisten braucht.
Maya Parbhoe

Nichtsdestotrotz blickt Parbhoe optimistisch in die Zukunft. Ihre Partei werde die politische Arbeit in den Bereichen Kapitalmärkte, Bitcoin, Verfassungsreform und Souveränität als Teil der neuen Regierung weiter voranbringen – auch ohne einen Parlamentssitz für Parbhoe selbst.

Bottom-up statt Top-down

Während die große politische Bühne in Suriname Bitcoin vorerst wohl noch ausklammern wird, wächst die Bitcoin-Adoption von unten. Immer mehr Unternehmen akzeptieren Bitcoin als Zahlungsmittel, es gibt lokale Projekte zur Kreislaufwirtschaft und Bildungsinitiativen der surinamischen Bitcoin-Community „Bitcoin Sranan“, die sogar zwei lokale Fußballteams als Sponsor unterstützt.

Diese Entwicklungen zeigen, dass die Bitcoin-Community in Suriname auch ohne eine „Bitcoin-Präsidentin“ Fortschritte erzielen kann – und möglicherweise sogar nachhaltiger wirkt als ein von oben aufgezwungener Wandel durch die Politik. In Suriname wächst eine Basis, die Bitcoin von unten nach oben vorantreibt – im Sinne einer echten Graswurzelbewegung.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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