MicroStrategy, der größte Firmenhalter von Bitcoin, startet in dieser Woche mit der Ausgabe von unbefristeten Vorzugsaktien. Die Erlöse sollen – wie üblich – unter anderem in den Kauf weiterer Bitcoin fließen. Damit erweitert die „Bitcoin Treasury Company“ ihre Möglichkeiten, sich an den Kapitalmärkten Geld zu beschaffen und somit Mehrwert für die Aktionäre in Form von Bitcoin zu generieren.

Die neuen Vorzugsaktien sollen den Ticker „STRK“ haben, an der Börse handelbar sein und sogar eine Dividende ausschütten, wie aus dem gestern veröffentlichten vorläufigen Prospekt hervorgeht. Initial plant MicroStrategy, 2,5 Millionen dieser Aktien an den Mann zu bringen. Ist dies ein weiterer Geniestreich des Gründers und geschäftsführenden Vorsitzenden Michael Saylor?

Die Einzelheiten

Zu Beginn des Jahres hat MicroStrategy bereits mitgeteilt, dass das Unternehmen beabsichtigt, im ersten Quartal für bis zu 2 Milliarden US-Dollar Vorzugsaktien auszugeben – Blocktrainer.de berichtete. Jetzt wird das Ganze konkreter, auch wenn das Angebot noch nicht finalisiert ist.

Die Vorzugsaktien („Perpetual Strike Preferred Stocks“) werden keine Stimmrechte haben, unbefristet und laut der dazugehörigen Präsentation von Michael Saylor mit einem Verhältnis von 10 zu 1 in Stammaktien eintauschbar sein – und zwar wenn der Kurs der Stammaktie 1.000 US-Dollar oder mehr beträgt. Sie kommen also mit einer unbefristeten Call-Option auf die MicroStrategy-Aktie, die aufgrund der hohen Volatilität durchaus von Wert sein kann.

Die „Liquidation Preference“ wird 100 US-Dollar betragen. Das bedeutet, dass MicroStrategy bei einer Liquidierung des Unternehmens für jede ausstehende Vorzugsaktie zusichert, 100 US-Dollar zu bezahlen. 

Die Dividende, die sich als prozentualer Anteil der „Liquidation Preference“ bemisst, ist dem vorläufigen Dokument noch nicht zu entnehmen. In der Präsentation von Michael Saylor ist jedoch von 8 Prozent die Rede. 

In diesem Fall müsste MicroStrategy jährlich Dividenden in Höhe von 20 Millionen US-Dollar ausschütten. Die Dividendenzahlungen sollen quartalsweise in Cash und/oder Stammaktien erfolgen.

Wie viel Geld MicroStrategy mit der Ausgabe der Vorzugsaktien einnehmen kann, wird davon abhängen, wie hoch die Nachfrage am Markt ist. Laut der Plattform von Fidelity, wo die Marktteilnehmer ihr Interesse bekunden können, werden diese für 100 US-Dollar jeweils gezeichnet werden können. Bei einer vollen Ausschöpfung zu diesem Preis würde das Unternehmen entsprechend vorerst 250 Millionen US-Dollar einnehmen.

MicroStrategy nimmt sich das Recht heraus, die Vorzugsaktien unter gewissen Umständen zurückzukaufen – bei einem „Steuer-Event“ oder wenn nur noch 25 Prozent der ausgegebenen Vorzugsaktien übrig sind. Außerdem hat das Unternehmen bereits ein Dokument bei der US-Börsenaufsichtsbehörde eingereicht, um künftig weitere Vorzugsaktien – so wie das Unternehmen es bei den Stammaktien macht – durch „At-The-Market Offerings“ auszugeben.

Am Donnerstag dieser Woche nach Börsenschluss rechnet Michael Saylor damit, dass das Angebot sowie die Einzelheiten finalisiert sind. Hierbei wird besonders spannend zu beobachten sein, wie hoch die initiale Kaufnachfrage ist und wie sich der Kurs der Vorzugsaktien entwickelt, wenn diese an der Börse handelbar sein werden.

Eine komplementäre Strategie

In der dazugehörigen Präsentation erklärt Michael Saylor, dass die Vorzugsaktien nicht als Konkurrenz für die Wandelanleihen, sondern vielmehr als komplementäres Angebot zu verstehen sind, das die Bitcoin-Strategie des Unternehmens erweitert. 

Dies begründet er damit, dass die Vorzugsaktien im Gegensatz zu den Wandelanleihen, die Kreditgebern die Möglichkeit bieten, das Wertpapier gegen eine vordefinierte Anzahl an Aktien einzutauschen, kein Ablaufdatum haben sowie eine höhere jährliche Ausschüttung aufweisen.

Außerdem lässt sich mit der neuen STRK-Aktie ein neuer Markt erschließen, da gewisse Marktteilnehmer nur in Vorzugsaktien investieren können oder diese aufgrund der niedrigeren Volatilität sowie der Dividende eine besondere Zielgruppe ansprechen.

Wir glauben, dass STRK ein strategischer Teil unserer Kapitalstruktur sein wird. Es wird unsere Strategie der Wandelanleihen ergänzen. Es wird unsere Aktienstrategie ergänzen. Es wird dazu beitragen, einen intelligenteren Hebel zu erzielen. Wir denken, dass wir ein Wertpapier haben werden, das für eine andere Klasse von Anlegern interessant sein wird. Unser Ziel ist es also, den Zugang des Kapitalmarkts zum gesamten Bitcoin-Ökosystem zu erweitern und eine weitere kontinuierliche Quelle für einen intelligenten Hebel für MicroStrategy zu schaffen.
Michael Saylor in der Präsentation

In der vergangenen Woche hat MicroStrategy Wandelanleihen in Höhe von 1,05 Milliarden US-Dollar vorzeitig getilgt. Dadurch hat das Unternehmen aktuell nur noch circa 6 Milliarden US-Dollar an Schulden, von denen 3 Milliarden US-Dollar laut dem aktuellen Kurs der Stammaktie mit neuen Aktien bedient werden können. Der Verschuldungsgrad von MicroStrategy ist demnach aktuell so niedrig wie lange nicht mehr, weswegen es sich derzeit anbietet, neues Fremdkapital aufzunehmen.

Mittlerweile hält MicroStrategy 471.107 BTC im Gegenwert von knapp 50 Milliarden US-Dollar auf der Bilanz. In den vergangenen Wochen gab das Unternehmen vermehrt neue Stammaktien für Bitcoin-Käufe aus, womit es gelang, die Ratio von BTC je Aktie deutlich zu steigern. Inwieweit die neuen Vorzugsaktien dabei helfen werden, die Bitcoin-Position weiter auszubauen und dabei eine ansehnliche „BTC Yield“ für die Aktionäre zu erwirtschaften, wird die Zukunft zeigen.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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