Das Unternehmen Strategy (ehemals MicroStrategy) hat im Rahmen des Quartalsberichtes bekannt gegeben, den bisherigen „21/21-Plan“ zu verdoppeln. Durch den neuen „42/42-Plan“ möchte sich die Aktiengesellschaft insgesamt 84 Milliarden US-Dollar bis zum Ende des Jahres 2027 beschaffen, um weitere Bitcoin zu kaufen – 56,7 Milliarden US-Dollar verbleiben noch.

Wenn das Unternehmen Strategy die Quartalszahlen veröffentlicht, ist – im Gegensatz zu anderen Aktiengesellschaften – das Überraschungspotenzial begrenzt. Das Softwaregeschäft fällt mittlerweile nämlich kaum noch ins Gewicht, während der aktuelle Stand der Bitcoin-Strategie in Echtzeit zu verfolgen ist.

Dennoch gibt es im Rahmen der Präsentation zu den Quartalszahlen meist relevante Ankündigungen zu der geplanten weiteren Vorgehensweise bei der Akkumulation von Bitcoin, was mittlerweile das Kerngeschäft des im Jahr 1989 gegründeten Unternehmens ist.

So hat Strategy bei der Präsentation zum dritten Quartal 2024 den viel beachteten „21/21-Plan“ vorgestellt, der die Aufnahme von 42 Milliarden US-Dollar bis zum Ende des Jahres 2027 vorsah. Nachdem das Unternehmen viel schneller als erwartet bereits 27,3 Milliarden US-Dollar davon ausgeschöpft hat, gibt es jetzt die Verdopplung des ursprünglichen Plans.

Die „Bitcoin Treasury Company“ möchte sich in den kommenden 42 Monaten also weitere 56,7 Milliarden US-Dollar über die Ausgabe von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren beschaffen, um den derzeitigen Bestand von 553.555 BTC weiter auszubauen – und dabei Aktionärswert zu kreieren.

Ausgewiesener Milliardenverlust

Obwohl das gemeldete Quartalsergebnis lange zuvor bereits abzusehen war, stürzten sich viele Medienhäuser – darunter Bloomberg – auf die Tatsache, dass Strategy für das erste Quartal 2025 einen Verlust von 4,2 Milliarden US-Dollar ausweisen musste.

Der Verlust rührt primär daher, dass das Unternehmen ab diesem Geschäftsjahr die Bitcoin auf der Bilanz zum „fairen Wert“ bilanziert. Und da der Bitcoin-Kurs das Jahr bei 93.390 US-Dollar startete und am 31. März bei 82.445 US-Dollar das erste Quartal beendete, entstand ein großes Minus auf dem Papier.

Dass Strategy einen Verlust in dieser Höhe ausweisen wird, kommunizierte die Aktiengesellschaft bereits in einem bei der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) eingereichten Dokument vom 7. April dieses Jahres:

Unser nicht realisierter Verlust aus digitalen Vermögenswerten für das am 31. März 2025 endende Quartal belief sich auf 5,91 Milliarden US-Dollar, was voraussichtlich zu einem Nettoverlust für das am 31. März 2025 endende Quartal führen wird, teilweise ausgeglichen durch einen damit verbundenen Steuervorteil von 1,69 Milliarden US-Dollar.
Strategy im SEC-Filing vom 07.04.2025

In der Präsentation zu den Quartalszahlen zeigte Strategy jedoch, dass das Unternehmen nach der neuen Bilanzierungsmethode im angebrochenen Quartal – bei einem Bitcoin-Preis von 95.000 US-Dollar – bereits auf einem unrealisierten Gewinn von 6,7 Milliarden US-Dollar sitzt.

Der neue „42/42-Plan“

Am 30. Oktober 2024 sorgte Strategy durch die Vorstellung des „21/21-Plans“ für Aufsehen. Dieser sah ursprünglich vor, sich bis Ende 2027 21 Milliarden US-Dollar durch die Emission neuer Stammaktien und 21 Milliarden US-Dollar durch die Ausgabe von festverzinslichen Wertpapieren wie Wandelanleihen oder Vorzugsaktien zu beschaffen.

Ein halbes Jahr später hat das Unternehmen bereits für 20,9 Milliarden US-Dollar Aktien und für 6,4 Milliarden US-Dollar festverzinsliche Wertpapiere ausgegeben und mit den Erlösen mehr als 300.000 zusätzliche BTC erworben.

Unsere Kapitalmarktaktivitäten haben unseren ursprünglichen Plan übertroffen, da wir schnell und verantwortungsbewusst auf der Grundlage der Marktdynamik gewachsen sind.
Strategy in der Quartalspräsentation

Es war also abzusehen, dass eine Aktualisierung des Plans unmittelbar bevorsteht. Und so stellte Strategy den neuen „42/42-Plan“ vor, der eine Verdopplung des „21/21-Plans“ darstellt.

In Anbetracht unseres Erfolges werden wir nun mit dem neuen Plan noch einen draufsetzen: Der 42/42-Plan. Das sind 42 Milliarden US-Dollar in Aktien und 42 Milliarden US-Dollar in festverzinslichen Wertpapieren. Der Plan soll bis Ende 2027 laufen und schließt unseren ursprünglichen 21/21-Plan ein.
Phong Le, Strategy-CEO, in der Quartalspräsentation

Durch den „42/42-Plan“ verbleibt Strategy also die Aufnahme von weiteren 56,7 Milliarden US-Dollar – 21,1 Milliarden durch Stammaktien und 35,6 Milliarden durch festverzinsliche Wertpapiere. Damit ist der neue Plan derzeit zu 32 Prozent fortgeschritten.

Das Dokument für die Ausgabe weiterer 21 Milliarden US-Dollar an Stammaktien ist bei der SEC bereits eingereicht

Die Marktkapitalisierung von Strategy beträgt momentan circa 107 Milliarden US-Dollar, womit es durchaus ambitioniert ist, einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag über die Kapitalmärkte aufnehmen zu wollen. Bislang war es jedoch so, dass sich so ziemlich alle bisherigen Pläne in Retrospektive als zu konservativ herausgestellt haben.

Neue Ziele für „BTC Yield“ und „BTC $ Gain“

Im Rahmen dieser Ankündigung hat Strategy auch das Ziel für die Leistungsindikatoren „BTC Yield“ und „BTC $ Gain“ nach oben angehoben.

Info

Die „BTC Yield“ quantifiziert den Zuwachs an Bitcoin, die jede Aktie repräsentiert. Der „BTC $ Gain“ errechnet sich durch die Multiplikation der „BTC Yield“ einer Periode mit dem anfänglichen Bitcoin-Bestand, multipliziert mit dem Bitcoin-Kurs zum Ende des Zeitraums.

Als Strategy den „21/21-Plan“ vorgestellt hat, stellte das Unternehmen für die Jahre 2025, 2026 und 2027 jeweils eine „BTC Yield“ von 6 bis 10 Prozent in Aussicht. Vor drei Monaten, im Zuge des Quartalsberichts für das vierte Quartal 2024, hob Strategy das Ziel für das Jahr 2025 auf mindestens 15 Prozent an.

Seit Jahresauftakt hat das Unternehmen bereits eine „BTC Yield“ von 13,7 Prozent erwirtschaftet. Demnach ist es kaum verwunderlich, dass Strategy das Ziel für 2025 weiter nach oben korrigiert hat – und zwar auf 25 Prozent. Der angepeilte „BTC $ Gain“ wurde ebenfalls angehoben – von 10 auf 15 Milliarden US-Dollar.

Zur Einordnung: Im Jahr 2024 erwirtschaftete Strategy eine „BTC Yield“ von 74,3 Prozent und einen „BTC $ Gain“ von mehr als 13 Milliarden US-Dollar.

Mehr Fremdkapital für Bitcoin-Käufe

Strategy peilt weiterhin einen Hebel in der Spanne von 20 bis 30 Prozent an. Das bedeutet, dass die Verbindlichkeiten – ausstehende Wandelanleihen und Vorzugsaktien – 20 bis 30 Prozent des Wertes der gehaltenen Bitcoin ausmachen sollen.

Momentan liegt dieser Hebel „nur“ bei 18 Prozent. Dies und die Tatsache, dass das Unternehmen in den vergangenen Monaten primär auf die Emission neuer Stammaktien gesetzt hat, führt dazu, dass sich Strategy jetzt primär der Ausgabe festverzinslicher Wertpapiere bedienen möchte.

In Zukunft werden wir uns mehr auf die festverzinsliche Seite unseres Plans konzentrieren, und zwar durch Instrumente wie Strike, Strife, Wandelanleihen und möglicherweise neue Strukturen, die wir im Laufe der Zeit erkunden werden.
Phong Le, Strategy-CEO, in der Quartalspräsentation

Michael Saylor, Chairman und Gründer von Strategy, hat in der Präsentation zudem vorgerechnet, wie viel lukrativer die Bitcoin-Käufe mit Fremdkapital im Vergleich zu denen durch die Ausgabe neuer Stammaktien sind – insbesondere auch im Hinblick auf die „BTC Yield“.

Info

Mit der Aufnahme von Fremdkapital erhöht Strategy den Hebel und damit auch das Risiko. Der durch die Ausgabe von Stammaktien finanzierte Bitcoin-Kauf hingegen reduziert den Hebel. Die Kapitalbeschaffung über die Emission neuer Unternehmensanteile geht nämlich mit keinerlei Verbindlichkeiten einher, während die dadurch finanzierten Käufe die Bitcoin-Bilanz vergrößern.

Im ersten Quartal dieses Jahres hat Strategy mit den erfolgreichen Vorzugsaktien Strike und Strife einen neuen Markt erschlossen. Auch die Wandelanleihen erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Dennoch steht das Unternehmen vor Herausforderungen, wenn es mehrere Milliarden US-Dollar über die Ausgabe festverzinslicher Wertpapiere zu guten Konditionen aufnehmen möchte.

Michael Saylor hat in seiner Präsentation ausführlich dargelegt, dass der Bitcoin-Bestand ein Vielfaches der jeweiligen Verbindlichkeiten beträgt, womit diese stark „überbesichert“ sind. Da die Rating-Agenturen jedoch ungeübt darin sind, festverzinsliche Wertpapiere einer „Bitcoin Treasury Company“ einzuordnen, appellierte Saylor an die Aktionäre, die Rating-Agenturen zu kontaktieren.

Anleger sollten sich an Moody's, S&P und Fitch sowie an andere Rating-Agenturen wenden und sie auffordern, MSTR-Kreditinstrumente zu behandeln und zu bewerten. Von BTC-gestützten Kreditratings würden alle profitieren.
Michael Saylor, Strategy-Gründer, in der Quartalspräsentation

Laut Saylor sind die Kreditinstrumente des Unternehmens, also die Vorzugsaktien und die Wandelanleihen, derzeit unterbewertet. Er legte den Stammaktionären außerdem nahe, sich mit diesen stärker auseinanderzusetzen – auch um ein Portfolio zu konzipieren, mit dem sich mit begrenztem Risiko an den Erfolg von Bitcoin und Strategy partizipieren lässt.

Bitcoin-Strategie geht in die nächste Runde

In den kommenden Monaten wird Strategy wohl vermehrt darauf setzen, Fremdkapital aufzunehmen, um weitere Bitcoin zu kaufen. Mit einer Bitcoin-Bilanz, die mehr als das 5-Fache der ausstehenden Verbindlichkeiten ausmacht, dürfte dafür eine solide Basis gegeben sein. 

Am 28. April betrug der Wert der gehaltenen Bitcoin 52 Milliarden US-Dollar, womit die „Bitcoin Treasury Company“ in dieser Hinsicht mit den ganz Großen mithalten kann. Unternehmen wie Berkshire Hathaway, Apple und Co. setzen jedoch nicht auf Bitcoin, sondern auf Cash beziehungsweise Cash-Äquivalente, die kaum die Inflation schlagen können.

Was die größten Bilanzen der Welt angeht, so sind wir in Relation zum S&P 500-Universum allein durch unsere Bitcoin-Bestände von einer praktisch vernachlässigbaren Größe zur Nummer 13 aufgestiegen. Wir glauben, dass wir in den nächsten zwei bis vier Jahren das Potenzial haben, viele der Unternehmen, die vor uns auf dieser Liste stehen, zu überholen, wenn wir unsere Bitcoin-Bilanz mit Überzeugung und Disziplin weiter ausbauen.
Phong Le, Strategy-CEO, in der Quartalspräsentation

Trotz der starken Bilanz sieht sich das Unternehmen mit der Herausforderung konfrontiert, dass die „überbesicherten“ Kreditinstrumente von der traditionellen Finanzwelt bislang nicht als sicher eingestuft werden. Michael Saylor erklärte in diesem Zusammenhang, dass ein Fokus des Unternehmens künftig sei, hier die nötige Aufklärungsarbeit zu leisten.

Strategy hinterlegt die Bitcoin zwar nicht für Kredite, wodurch auch keine Zwangsliquidierungen im Raum stehen, dennoch dienen die BTC als eine Art Sicherheit für die Geldgeber: Die Bilanz ist nämlich der Beweis dafür, dass Strategy locker in der Lage wäre, alle Verbindlichkeiten zu bedienen.

Das Risiko ist neben der Höhe der Verbindlichkeiten insbesondere auch vom Bitcoin-Kurs abhängig. Sollte BTC deutlich fallen und lange Zeit auf einem niedrigen Niveau verharren, so könnte das Unternehmen aufgrund von Zahlungsverpflichtungen in Schwierigkeiten geraten.

Bislang ist die Herangehensweise von Strategy ein riesiger Erfolg. Der Wert der Bitcoin-Bilanz beträgt mittlerweile mehr als das 40-Fache der Marktkapitalisierung vor dem ersten Bitcoin-Kauf. Außerdem ist die Aktie des Unternehmens seit dem Beginn der Bitcoin-Strategie über 3.000 Prozent im Plus, womit selbst erfolgreiche Unternehmen wie NVIDIA sich deutlich geschlagen geben müssen.

Strategy dient mittlerweile als Paradebeispiel für eine Bitcoin-Strategie. So sind in den vergangenen Monaten unter anderem die milliardenschweren Aktiengesellschaften Rumble und GameStop auf den Zug aufgesprungen. Mit Twenty One wird sogar ein Unternehmen einzig und allein dafür ins Leben gerufen, Strategy zu kopieren.

„Bitcoin Treasury Companies“ kaufen kontinuierlich große Mengen Bitcoin vom Markt. Für die weitere Entwicklung des Bitcoin-Kurses ist es demnach von großer Bedeutung, dass relevante Käufer wie Strategy weiterhin auf Erfolgskurs bleiben. Dass Strategy sich kontinuierlich selbst übertrifft und immer mehr Nachahmer dazukommen, ist ein sehr gutes Zeichen für Bitcoin.

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Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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