Bitcoin-gekoppelte Anlageprodukte
Die russische Zentralbank hat am 28. Mai verkündet, dass Finanzinstitute qualifizierten Anlegern Finanzinstrumente anbieten dürfen, deren Erträge an die Preise von Kryptowährungen gekoppelt sind. Diese Instrumente umfassen Finanzderivate, Wertpapiere und digitale Finanzanlagen und dürfen ausschließlich in Rubel und innerhalb des russischen Rechtsrahmens abgewickelt werden.
Eine direkte Investition in Bitcoin und Co. sowie Auszahlungen in Krypto-Assets sind nicht gestattet. Die Anleger benötigen daher weder eine Krypto-Wallet noch ein Konto bei einer Krypto-Börse oder ähnlichen ausländischen, unregulierten Plattformen. Um als qualifizierte Anleger zu gelten, müssen sie entweder über Investitionen in Wertpapieren und Einlagen von mehr als 100 Millionen Rubel (ca. 1,15 Mio. USD) verfügen oder ein jährliches Einkommen von über 50 Millionen Rubel (ca. 570.000 USD) nachweisen.
Die in Moskau ansässige T-Bank (ehemals Tinkoff Bank) hat unmittelbar nach der Ankündigung der Zentralbank ein neues, an den Bitcoin-Preis gebundenes Investmentprodukt eingeführt. Dieses sogenannte „Smart Asset“ kann von qualifizierten Kunden direkt in der T-Bank-App mit Rubel erworben werden. Die Ausgabe erfolgt über die staatlich unterstützte Tokenisierungsplattform Atomyze.
Strukturierte Anleihen der Sberbank
Am 30. Mai folgte die Sberbank mit einem weiteren innovativen Anlageprodukt: strukturierten Anleihen, deren Rendite sowohl von der Bitcoin-Kursentwicklung als auch dem Dollar-Rubel-Wechselkurs abhängt.
Die qualifizierten Anleger erwerben eine klassische Anleihe in Rubel, die Zinsen bringt, und setzen gleichzeitig – über ein Derivat – auf die Entwicklung des Bitcoin-Kurses in US-Dollar sowie auf die Stärke des US-Dollars gegenüber dem Rubel.
Die Anleihekäufer profitieren entsprechend davon, wenn der Bitcoin-Kurs steigt und/oder der US-Dollar gegenüber dem Rubel aufwertet.
Diese Produkte richten sich an Anleger, die sich mit Finanzinstrumenten auskennen und gezielt auf Bitcoin und Devisenbewegungen setzen wollen – jedoch ohne direkte Investition in die Kryptowährung.
Börsengehandelte Produkte
Derzeit sind die Bitcoin-Anleihen der Sberbank ausschließlich für qualifizierte Anleger im außerbörslichen Handel (Over-the-Counter) verfügbar. Für mehr Transparenz, Liquidität und Benutzerfreundlichkeit ist jedoch ein vollständiges Listing an der Moskauer Börse geplant.
Über die Plattform SberInvestments wird ab heute nun auch ein Bitcoin-Futures-Produkt angeboten.
Vorsichtiger regulatorischer Wandel
Obwohl die russische Zentralbank weiterhin ausdrücklich vor direkten Investitionen in Kryptowährungen warnt, zeigt dieser Schritt eine wachsende Bereitschaft zur Öffnung für den Sektor – insbesondere für professionelle Investoren.
Gemeinsam mit dem Finanzministerium hat die Zentralbank bereits im März dieses Jahres eine Testphase für den regulierten Handel mit Bitcoin und Krypto für ausgewählte Teilnehmer angekündigt und begonnen, experimentelle Rahmenbedingungen auszuarbeiten. Im vergangenen Jahr hat die Regierung zudem das Mining und die Nutzung von Kryptowährungen für den internationalen Handel legalisiert.
Für die russischen Finanzinstitute wie die Sberbank, die mit den Sanktionen wegen des Ukrainekriegs und dem Ausschluss aus dem SWIFT-Zahlungssystem zu kämpfen haben, könnten die Bitcoin-bezogenen Anleihen ein erster Schritt sein, sich mit einem alternativen Geldsystem anzufreunden.