In Russland wurde heute ein Gesetz verabschiedet, das es Unternehmen erlaubt, Kryptowährungen für den internationalen Handel zu nutzen. Durch den Einsatz der digitalen Assets sollen russische Firmen leichter die Sanktionen umgehen können, die der Westen im Rahmen des Ukrainekriegs verhängt hat.

Alternative für grenzüberschreitende Zahlungen

Der Nutzen von Bitcoin und Co. bei grenzüberschreitendem Handel oder zur Umgehung von Kapitalkontrollen ist schon seit geraumer Zeit von Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds anerkannt. Auch das eher weniger für eine freiheitliche Politik bekannte, von Putin geführte Russland scheint dies zunehmend zu erkennen.

Laut Bloomberg sagte Putin selbst gegenüber Beamten, dass Kryptowährungen „in der Welt zunehmend als Zahlungsmittel im internationalen Zahlungsverkehr verwendet“ werden. Der russische Präsident forderte die Regierung auf, „den Moment nicht zu verpassen“, die Methode für Auslandsgeschäfte zu regulieren, berichtet Bloomberg.

Insbesondere Russland könnte einen Nutzen aus dem Einsatz von Bitcoin und Co. ziehen. Die westlichen Sanktionen haben nämlich zu erheblichen Verzögerungen im Zahlungsverkehr mit Handelspartnern wie China oder Indien geführt. Die Banken dieser Länder sind vorsichtiger aufgrund des Drucks westlicher Behörden geworden, erklärt die Nachrichtenagentur Reuters

Laut der russischen Zentralbank leidet die Wirtschaft zunehmend unter den Problemen bei der internationalen Zahlungsabwicklung. Die russischen Importe sollen deshalb im zweiten Quartal 2024 um acht Prozent eingebrochen sein.

Das Gesetz, das hier entgegenwirken soll, wird voraussichtlich im September in Kraft treten. Laut Elvira Nabiullina, Gouverneurin der russischen Zentralbank, werden die ersten Transaktionen mit Kryptowährungen noch in diesem Jahr stattfinden. Anatoli Aksakow, Vorsitzender des Finanzmarktausschusses der russischen Staatsduma, sagte vor den Gesetzgebern: „Wir treffen eine historische Entscheidung im Finanzbereich“.

Innerhalb Russlands sind Zahlungen mit Kryptowährungen jedoch noch verboten. Daran ändert das neue Gesetz auch nichts, durch das die russische Zentralbank eine „experimentelle“ Infrastruktur für die Zahlungen schaffen soll. Das Gesetz ist Teil eines Pakets, das auch Vorschriften unter anderem für das Mining von Kryptowährungen umfasst. Weiter Einzelheiten sind bis dato nicht bekannt.

Erst im Januar 2022, nur wenige Wochen vor dem Beginn des Ukrainekriegs, schlug die Zentralbank ein generelles Verbot der Verwendung von Kryptowährungen vor. Die Begründung dahinter war, dass diese große Risiken für die finanzielle Stabilität und die wirtschaftliche Sicherheit darstellen.

Ende letzten Jahres schwächte die Bank ihre Position ab und unterstützte die experimentelle Verwendung von Kryptowährungen bei grenzüberschreitenden Geschäften. Dennoch forderte sie Finanzhäuser des Landes dazu auf, keine Dienstleistungen im Zusammenhang mit Bitcoin und Co. anzubieten.

Nur Bitcoin ist zensurresistent

Trotz der Bemühungen Russlands, auf die Währungen der Handelspartner umzusteigen oder ein alternatives Zahlungssystem innerhalb der BRICS-Nationen zu entwickeln, werden viele Zahlungen immer noch in US-Dollar und Euro abgewickelt und sie laufen über das internationale, vom Westen kontrollierte, SWIFT-System.

Generell ist der US-Dollar auch noch rund um den Globus die bevorzugte Wahl bei grenzüberschreitenden Zahlungen. Obwohl auch der „Greenback“ stetig an Wert verliert, scheinen die meisten Länder noch das größte Vertrauen in die Stabilität der Weltleitwährung zu haben – die zunehmenden Sanktionen scheinen jedoch langsam weltweit zu einem Umdenken zu führen.

In einer wissenschaftlichen Arbeit kam Matthew Ferranti, Doktorand im fünften Jahr an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von Harvard, bereits Ende 2022 zu dem Ergebnis, dass es für Zentralbanken unter normalen Umständen schon sinnvoll sein kann, Bitcoin-Reserven zu halten. Insbesondere sollten sie dies aber tun, wenn sie von Sanktionsrisiken betroffen sind, so das Paper. 

Für Russland ist es im Angesicht der vielen Schwierigkeiten naheliegend, auf bereits bestehende, alternative Zahlungssysteme auszuweichen, die nicht der Kontrolle anderer unterliegen. Eine eigene BRICS-Handelswährung ist bislang nicht geschaffen, dafür hat sich aber Bitcoin als zuverlässiges Transaktionsmedium etabliert.

Da die hohe Volatilität von Bitcoin den Einsatz für Geschäfte noch erschwert, scheinen die von Sanktionen betroffenen Länder lieber noch auf den US-Dollar-Stablecoin Tether (USDT) auszuweichen. Sun Tianshu, Gründer der Zahlungsabwicklungsplattform Qifa, teilte Reuters schon vor einigen Tagen mit, dass USDT im Einsatz bei der Zahlungsabwicklung zwischen China und Russland sei.

Das Problem an US-Dollar-Stablecoins: Als vor einigen Wochen Venezuela signalisierte, aufgrund der Sanktionen der USA auf USDT als Zahlungsmittel bei Ölexporten zu setzen, meldete sich die Firma hinter dem Stablecoin, Tether, zu Wort und erklärte, dass Sanktionsadressen umgehend eingefroren werden – Blocktrainer.de berichtete.

Stablecoins generell können nie vertrauenslos sein, da es in der Natur der Sache liegt, dass eine zentrale Entität die Konvertibilität der Krypto-Einheit in die jeweilige Fiatwährung garantiert. Auf diese Partei kann – etwa von den USA – Druck ausgeübt werden, wodurch sich auch hier ein erhebliches Risiko für die Nutzer ergibt.

Nur Bitcoin ist ein wirklich zensurresistentes Geld, dass sich auch bereits seit mehr als 15 Jahren als stabil und zuverlässig bewiesen hat. Ob es einem gefällt oder nicht: Früher oder später werden auch Nationen wie Russland oder Venezuela merken, dass sie nur mittels dieses Assets 100 Prozent sichere Transaktionen durchführen können.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist der Chefredakteur bei Blocktrainer.de. Als studierter Volkswirt sammelte er auch außerhalb des Bitcoin-Space journalistische Erfahrungen. Seit 2020 beschäftigt sich Tristan aktiv mit Bitcoin, in den Jahren zuvor schon mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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