Der parteilose US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Junior reagierte mit einer Zuschrift an die internationale Zeitung The Economist auf einen Artikel über die Mining-Industrie in Texas. Kennedy, der mittlerweile Donald Trump unterstützt, kritisiert dabei die Falschdarstellung des Minings in Bezug auf die Energiefragen und die Nachhaltigkeit, wobei er die Unterschiede zu anderen energieintensiven Branchen verdeutlicht.

Meinungswandel texanischen Politiker

In der Rubrik „Letters to the Editor – A selection of correspondence“ veröffentlicht die Redaktion des Economist regelmäßig ausgewählte Zuschriften, die Kritik oder Lob, Anmerkungen oder Ergänzungen zu den in der Zeitung erschienenen Artikeln beinhalten. In der aktuellen Ausgabe kritisiert Robert F. Kennedy Jr. einen Artikel vom 31. August, der die zunehmend negative Sicht von texanischen Politikern auf das Bitcoin-Mining beleuchtete.

Laut dem Artikel gründet sich der Stimmungs- und Meinungswandel vor allem auf der Gleichsetzung von Bitcoin-Mining und Künstlicher Intelligenz. Laut Prognosen des texanischen Stromnetzbetreibers ERCOT sollen diese beiden Branchen zusammen mit herkömmlichen Rechenzentren in Zukunft für die Hälfte des zusätzlichen Strombedarfs verantwortlich sein.

Aufgrund der Energieintensität der Branchen befürchten die texanischen Politiker eine zu starke Belastung der Stromnetze und distanzieren sich zunehmend vom Bitcoin-Mining, das ursprünglich als Stütze für das Stromnetz galt.

Bei der kritischen Betrachtung des Bitcoin-Minings werden auch die zu geringe Anzahl an geschaffenen Jobs als Gründe für den Meinungswechsel angeführt. Der Artikel kritisiert auch die Verbindungen der Mining-Unternehmen zu China sowie die Demand-Response-Programme, von denen hauptsächlich die Mining-Unternehmen profitieren und somit Nutznießer in Krisensituationen sein würden.

Aus diesen Gründen wolle man die Bitcoin-Miner loswerden, wie es zum Beispiel Donna Campbell, die republikanische Vertreterin von sieben Bezirken im Hill Country, bemerkte. Die Gesetzesvorschläge zur Einschränkung der Mining-Industrie wurden bisher jedoch vom Repräsentantenhaus abgelehnt.

Der Artikel behandelt auch Argumente der Gegenseite. Die Mining-Unternehmen und Branchenvertreter weisen die Vorwürfe zurück und kämpfen zunehmend um den Erhalt der Branche in Texas. Diesem Engagement schließt sich Kennedy nun mit seiner Kritik an dem Artikel an.

Kennedys Reaktion

In seiner Zuschrift an The Economist mit dem Titel „Bitcoin mining and energy“ (z. Dt. Bitcoin-Mining und Energie) wirft Kennedy den Autoren des Artikels vor, dass sie ein falsches Bild über die Mining-Branche verbreitet haben.

Sie haben gängige Mythen über das Bitcoin-Mining aufrechterhalten und dabei die wahre Geschichte vernachlässigt. […] Sie haben die Nachfragesteuerung als eine Art öffentliches Geschenk an die Bitcoin-Mining-Industrie bezeichnet.
Auszug aus Kennedys Reaktion

Gleichzeitig probiert Kennedy, die Fehlinformationen geradezurücken, und hebt die Vorteile des Minings als flexibler und zuverlässiger Stromabnehmer sowie die Unterschiede zu anderen Rechenzentren hervor. Für das Mining sei der Preis entscheidend, sodass es auch nachvollziehbar sei, dass die Mining-Branche bei zu hohen Preisen den Betrieb einstellt. Demnach würden sich die Mining-Unternehmen mit ihrer Flexibilität auch für die Nachfragereduktion der Demand-Response-Programme und somit für die Stabilisierung des Netzes und der Strompreise eignen – insbesondere für ein Stromnetz mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien.

Tatsächlich haben die Bitcoin-Miner bereits mehrfach dazu beigetragen, das texanische Stromnetz während extremer Hitze oder Kältewellen zu stabilisieren.

Ein zuverlässiger Abnehmer von Energie, der nicht zu Nachfragespitzen beiträgt, ist ideal, um Anreize für den Bau erneuerbarer Energien zu schaffen und gleichzeitig Hausbesitzer und Krankenhäuser zuverlässig mit Strom zu versorgen.
Auszug aus Kennedys Reaktion

Zudem sei das Bitcoin-Mining nicht so kohlenstoffintensiv wie andere konkurrierende Energiezweige, wie zum Beispiel Erdgaskraftwerke, die nur während der Nachfragespitzen laufen, um das Netz auszugleichen. Letztlich unterstellt Kennedy den Autoren, mit den Falschaussagen über das Bitcoin-Mining Lobbyarbeit für die direkten Konkurrenten der Branche zu betreiben.

Kennedy hatte sich schon während seines Wahlkampfs oft für Bitcoin eingesetzt. Da seine Kandidatur in den Hintergrund gerückt ist, zeigt er mit seiner Reaktion auf die Falschdarstellungen in dem Artikel des Economist, dass ihm das Thema auch außerhalb des Wahlkampfs am Herzen liegt.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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